Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
konnte, den politischen Mord. Huaskar mußte verschwinden. Dann war es Atahuallpa, den Pizarro am Leben und Ansehen erhalten mußte, um nicht selber unterzugehen.
Er erteilte einem seiner Getreuen den geheimen Auftrag, Huaskar zu ermorden. Es geschah unverzüglich. Der unglückliche Fürst ward im Flusse Andamarka ertränkt.
Man sagte dem Toten viel Gutes und Schönes nach, aber man darf nicht vergessen, daß sowohl den spanischen wie peruanischen Geschichtsschreibern daran lag, ihn zum Nachteile Atahuallpas als rechten und gerechten Herrscher zu feiern. Huaskar war wohl ein Weichling sein Leben lang, Atahuallpa hingegen ein leidenschaftlicher Mann, der um seine Freiheit, seine Macht, sein Leben rang. Die Nachwelt muß ihn höher schätzen als den Schwächling, den er besiegt und sodann geschont hatte, solange er ihm unschädlich dünkte.
Langsam aber stetig gingen inzwischen die anbefohlenen Gold- und Silbersendungen ein. Die Verwunderung der habgierigen Abendländer wuchs mit jedem Tage. Zugleich mehrte sich ihre geheime Angst. Die Häufung so unglaublicher Schätze war vielleicht nur List und Tücke. Wer bürgte, daß ein allgemeiner Aufstand der Peruaner im Gang war, um am Tage der Erfüllung des hohen Lösegeldes all dies Gold und Silber mit dem Blute der Spanier zu färben? Das unheimliche Gerücht einer Volkserhebung wollte nicht verstummen. Ja, man bezeichnete klipp und klar die 70 km weiter südlich gelegene kleine Stadt Huamachuko als Sammelort der Aufständischen.
Pizarro hielt dem gefangenen Fürsten das Gerücht vor und forderte Aufklärung. Atahuallpa wies die Anklage, er zettele insgeheim eine Verschwörung im Lande an, erregt zurück, indem er beteuerte:
»Kein einziger meiner Untertanen würde es wagen, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis mit Waffen in meinem Wohnorte zu erscheinen. Und ich, dessen Leben in Eurer Hand ist, ich sollte den unsinnigen Befehl zu einem Versuche geben, der mein sicherer Tod wäre? Ihr habt in meiner Person die volle Sicherheit für meine unbedingte Friedfertigkeit Euch gegenüber.«
Pizarro beschwerte sich weiterhin über die Saumseligkeit beim Aufbringen des ausbedungenen Lösegeldes.
Atahuallpa lächelte.
»Kennt Ihr die großen Entfernungen so wenig?« erwiderte er. »Einen Eilboten kann man in fünf Tagen von Kaxamalka nach Kuzko schicken. Ein stark belasteter Träger aber braucht zu derselben Strecke mehrere Wochen. Sendet von Euren Leuten wen Ihr wollt nach meiner Hauptstadt! Ich will Euren Boten einen Geleitsbrief mitgeben. Sie können sich überall überzeugen, daß alles Nötige im Gang ist, um das geforderte Gold zusammenzubringen, und nirgends werden sie feindselige Umtriebe bemerken.«
Der Statthalter beschied sich.
Insgeheim bekam der Hauptmann Hernando Pizarro den Auftrag, mit einer Abteilung von zwanzig Reitern und einigen Büchsenschützen in der Richtung auf Huamachuko den Zustand von Land und Leuten zu erkunden, vor allem aber den berühmten Tempel zu Pachakamak mit seinen fabelhaften Goldschätzen zu inspizieren. Er brach am Dreikönigstage 1533 auf.
Vierzehn Tage zuvor (am 20. Dezember 1532) trafen etliche indianische Boten in Kaxamalka ein mit einem Briefe aus San Miguel, worin vermeldet ward, daß der Hauptmann Diego de Almagro auf drei Karavellen mit 120 Mann und 84 Pferden aus Panama im Hafen von San Miguel eingetroffen war. Zugleich wären 30 Mann auf einer kleineren Karavelle aus Nikaragua angekommen. Almagros Schiffe hatte der Großlotse Bartolomäo Ruiz geführt. Die Fahrt beider Geschwader, die sich unterwegs trafen, war nicht ohne Mühe und Not vor sich gegangen. Man wußte nicht, wo Pizarro gelandet war. Schon wollte man in Puerto Viejo umkehren, da brachte die Karavelle, die Almagro auf Tumbez vorausgesandt hatte, Nachricht von Pizarros Ansiedelung zu San Miguel.
Hier angekommen, erfuhr Almagro von dem ungeheuren Lösegelde, das der Inka verheißen habe und das bald zusammengetragen sei. Die Goldgier des Landsknechtsführers und seiner Abenteurerschar stieg zur Glut. Am liebsten wäre man unverweilt aufgebrochen. Etliche Ansiedler warnten davor. Dem heimtückischen und herrschsüchtigen Pizarro solle man sich nicht ohne weiteres anvertrauen.
Almagro gab diesen Stimmen recht und wartete. Erst als Pizarros Antwort auf seine Meldung kam, entschloß er sich zum Marsche nach Kaxamalka. Pizarro schrieb ihm, er freute sich, daß sein längsterwarteter lieber Genosse gelandet sei; er erwarte ihn in seinem Hauptquartier und lasse
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