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Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru

Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru

Titel: Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Schurig
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unser Freund! Gott hat uns hierher gesandt. Ich bringe Euch seine Botschaft, die geschrieben steht in diesem heiligen Buche. Empfangt unseres Kaisers, des Herrn der Welt, Statthalter. Er wartet auf Euch!«
    Andrer Überlieferung nach soll Valverde eine längere Rede gehalten haben, die mit der Aufforderung schloß, Atahuallpa solle sich zu Kaiser Karls Vasallen erklären und den Christenglauben annehmen.
    Pizarros Dolmetscher Felipillo, ein Indianer aus der Stadt Tumbez, ein Schelm, der sein Vaterland tausendfach verriet, machte den Vermittler – auf seine Art.
    »Man hat mir vermeldet,« erwiderte Atahuallpa voller Ernst und Würde, ohne auf Valverdes Worte einzugehen, »daß Ihr Fremdlinge auf Eurem Wege hierher gemordet und geplündert habt.«
    Der Mönch bestritt die Tatsache, indem er die Schuld auf die Indianer im spanischen Gefolge zu schieben versuchte.
    »Und was Ihr sonst gesagt habt, von Eurem Gott, Eurem Glauben, Eurem Kaiser, so mag es wohl sein, daß Euer Herr groß und mächtig ist, aber über mir steht kein Fürst auf Erden. Ich verstehe nicht, daß ihm irgendwer ein Land geschenkt haben soll, das ihm gar nicht gehört, Ebensowenig geht mich Euer Gott an. Ich verehre den meinen ...«
    Dabei wies er auf die glutrot hinter den Bergen untergehende Sonne.
    »Dort steht Gott und blickt auf uns herab, auf seine Kinder!«
    Sodann ließ er sich die Bibel reichen.
    Der Dominikaner händigte ihm den Folianten ein. Der König versuchte die Schließe aufzuhaken. Da es ihm nicht gelang, streckte Valverde den Arm aus, um behilflich zu sein. Diese Bewegung war offenbar gegen die höfische Sitte in Perú. Atahuallpa stieß des Priesters Hand mit leichtem Schlag zurück. Nach einem weiteren Versuche öffnete er das Buch, blätterte drinnen, ohne die geringste Verwunderung zu zeigen, und warf es dann gelangweilt zu Boden.
    Wahrscheinlich hatte er vom Sinn der priesterlichen Rede und vor allem von der Bedeutung des Buches nichts verstanden, denn es ist nicht anzunehmen, daß der kulturell ungleich höherstehende Peruanerfürst die Fremdlinge in ihrem Glauben verletzen wollte. Er war gewillt, die Spanier mit der Höflichkeit eines großen Herrschers zu behandeln. Mehr war er sich nicht schuldig. Daß ein Buch etwas Heiliges sein könne, ahnte er nicht.
    »Sagt Eurem General,« begann er von neuem, »daß ich Rechenschaft verlange über Euer Verhalten in meinem Reiche. Ich werde nicht eher von hier fortgehen, als bis Ihr für alles Unrecht, das Ihr begangen, Genugtuung geleistet habt.«
    Valverde hob die Bibel auf. In dramatisch übertriebener Empörung eilte er zu Pizarro, der auf das Erstbeste wartete, was sein Vorhaben vor der Mit- und Nachwelt motivieren sollte.
    »Seht!« rief der Gottesmann dem Feldherrn zu. »Während wir uns vor diesen Barbaren heiser reden, zieht Trupp auf Trupp in die Stadt! Unser Heiligstes ist geschändet. Wehrt Euch! Greift an! Haut die Heiden nieder! Gott gibt Euch allen Absolution!«
    Der General-Kapitän küßte das Kruzifix. Dann gab er das verabredete Signal. Der Artilleriehauptmann ließ die Geschütze abfeuern. Das war das Zeichen zum allgemeinen Angriff der Spanier.
    Pizarro zog sein Schwert und stürmte unter dem Schlachtruf: »Hie Sankt Jago!« aus seinem Hause auf Atahuallpa los.
    »Hie Sankt Jago!« erklang es jetzt auch in den Zugangsstraßen. Die bereitstehenden Abteilungen marschierten auf den großen Platz. Die Reitertrupps drangen mit ihren Lanzen in die Haufen der Wehrlosen. Trompeten schmetterten. Die Hakenbüchsen krachten. Allerwegs wilde Rufe, Waffenlärm und Pferdegewieher.
    Die Bestürzung der Peruaner kam grenzenloser Panik gleich. Hunderte fielen, zu Boden geritten, niedergesäbelt, totgestochen. Keiner dachte an Widerstand; keiner hatte ja Waffen mitgebracht. Die Edelleute scharten sich um ihren König. Die Spanier ritten Bresche, und schon stand Pizarro vor Atahuallpa, der wie gelähmt auf seinem Tragsessel saß und mit flammendem Auge rings um sich im Dämmerlichte Tod und Verderben walten sah.
    Sein Gegner brach sich Bahn durch das wilde Getümmel.
    » Nadie hiera al Indio so pena de la vida! « rief er mit Donnerstimme. »Niemand vergreife sich am Inka, wem sein Leben wert ist!«
    Getreue hatten Atahuallpas Sänfte erfaßt, um ihn davon zu tragen. Sie kamen nicht vom Fleck. Der Sessel schwankte hin und her. Ein paar der Träger sanken zu Tode getroffen nieder. Der hohe Sitz neigte sich. Atahuallpa fiel hinunter. Spanier fingen ihn auf. Ein Landsknecht, Miguel

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