Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
Indianerinnen zusammen; dazu eine große Menge Lamas, Gerät aus Gold und Silber, kostbare Stoffe und Edelsteine. Man zählte 80000 Pesos Gold, 7000 Mark Silber, 14 besonders große Smaragden.
Viele seiner Offiziere rieten dem Statthalter, alle Gefangenen abzuschlachten oder ihnen wenigstens die Hände abzuhauen. Pizarro wies dies ab. Er gestattete jedem Spanier, sich etliche Indianer und Indianerinnen als Sklaven auszuwählen. Die übrigen entließ er unter der Bedingung, sich unverzüglichst und friedlichst in ihre Heimatsorte zu begeben. Offenbar sagte er sich richtigerweise, daß weiteres Morden die gefährliche Lage der Spanier nur verschlimmern müsse. Auch in der Stadt fand man reiche Vorräte an wollenen und baumwollenen Stoffen in prächtigen Farben. Man hätte mehrere Schiffe damit befrachten können. An Lebensmitteln ward übergenug erbeutet. An manchem Tage schlachtete man bis zu hundertundfünfzig Lamas. Die Spanier wüsteten und verwüsteten sinnlos.
XV
Kuzko, die Hauptstadt des Reiches, lag etwa 1200 km weiter südöstlich. Pizarro hätte am liebsten den Vormarsch unverzüglich fortgesetzt, so schwierig es gewesen wäre. Gleichwohl zögerte er und zwar aus wohlerwogenen Gründen. Er konnte sich mit seinen geringen Truppen und Kriegsmitteln nicht noch mehr vom Landungsort entfernen. Rückwärtige Verbindung hatte er sowieso nicht. Dazu kam das Erfordernis, den gefangenen Inka in sicherm Gewahrsam zu halten, denn an dessen Person knüpfte sich das weitere Schicksal der Spanier. Und schließlich war die Stimmung unter den Soldaten alles andre als kriegslustig und zuversichtlich. Die Bestien wollten Beute machen. Ein andres Ideal kannte die Horde nicht.
So sandte Pizarro einen Eilboten nach San Miguel mit dem Auftrage, den dortigen Spaniern seinen großen Erfolg zu verkünden und vor allem genaue Meldung zu holen, ob und welche Verstärkungen aus Panama eingetroffen wären.
Bis zum Eintreffen dieser Nachrichten war er keineswegs untätig. Ein Heer, und mag es noch so klein sein, muß bekanntlich stets Beschäftigung haben. Pizarro ließ die Mauern der Stadt nach abendländischer Art in Stand setzen. Jede Spur an die Ereignisse des 16. Novembers wurde getilgt. Sodann ward eines der Steinhäuser zur christlichen Kirche hergerichtet und dem Heiligen Franziskus geweiht. Die Dominikaner hielten darin tagtäglich die Messe ab.
Atahuallpa beobachtete alles, was die Fremdlinge taten. Sehr bald erkannte er, daß der Sinn der Eroberer nur den einen Drang hatte: nach Gold. Alles andre, ihre militärische Zucht, ihr regelmäßiger Gottesdienst, ihr organisierendes Beamtentum, diente jenem Einen. Ohne die Gier und Hoffnung auf Gold wären sie auseinandergestoben. Sie mochten ihm fortan vorreden, was sie wollten, der kluge Fürst glaubte nicht an ihre angeblichen Ideale von der Verbreitung ihres Glaubens und ihrer Zivilisation. Und in der Tat, das Christentum des 16. Jahrhunderts hatte nichts mehr gemein mit dem der Frühzeit, und die Zivilisation dieser Spanier war blutige Barbarei.
Diesen Goldhunger beschloß Atahuallpa auszunutzen, um sich die Freiheit zu verschaffen. Die Sache schien ihm zu drängen, denn sein besiegter Rival, König Huaskar, der in Andamarka, nicht allzufern von Kaxamalka, gefangen saß, durfte gar nicht erst erfahren, daß der Sieger Atahuallpa inzwischen selber ein Besiegter geworden war; andernfalls mußte ihm die Herrschaft über das ganze Reich geradezu von selber wieder zufallen.
Ohne seine innere Unruhe zu verraten, erklärte Atahuallpa, wenn Pizarro ihn freilasse, verpflichte er sich, den Fußboden des Zimmers, in dem sie beide gerade weilten, mit Gold zu bedecken. Der Generalkapitän erwiderte nichts. Die anwesenden Offiziere lächelten ungläubig. Dies reizte den Inka, dem Gold so viel galt wie einem Abendländer Messing.
»Nicht nur den Boden,« rief er, temperamentvoll wie er war, »das ganze Gemach, so hoch Ihr mit der Hand reichen könnt!«
Dabei streckte er seine Hand so hoch er konnte.
Die Spanier machten große Augen. Pizarro war nachdenklich geworden. So manches fuhr ihm durch den Sinn: das Gerücht vom fabelhaften Goldreichtum des Landes, das ihn vor nunmehr acht Jahren auf den Gedanken gebracht hatte, Perú zu erobern. Und hatte ihm Atahuallpa nicht selber von seiner Hauptstadt, seinen Schlössern, den Tempeln seines Landes und seinen Schätzen auf das Lebhafteste erzählt? Hatte er nicht gesagt, daß die Dächer mit Goldziegeln gedeckt und die Mauern mit Goldplätten
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