Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
Kaiserliche Ordre geworden; Atavillos ist der Name einer der fruchtbarsten Gaue des Reiches Peru) sollte sich beschaulicher Tätigkeit nicht lange erfreuen. Um die Ansiedler in San Miguel, Xauxa, Kuzko, Lima, Truxillo (gegründet im Herbst 1535) wirtschaftlich zu stützen, verlieh er Encomiendas und Repartimientos (d. h. Ländereien mit einer bestimmten Anzahl von Eingeborenen als Arbeiter). Diese zwangsweise Verteilung der Indianer war, ehrlich gesagt, Einführung der Sklaverei! Es sei betont, daß in den ändern spanischen Kolonien die Klagen über die Schinderei der hilflosen Urbewohner bei weitem schlimmer waren; aber auch in Peru sind Tausende von Indianern und Indianerinnen durch Mühsal und Peinigung bei kärglichster Nahrung in den Tod getrieben worden. In einem zeitgenössischen Bericht heißt es, »die Pest der persönlichen Sklaverei der Indianer habe die Körper und die Seelen sowohl der Sklaven wie der Herren in gleichem Maße verdorben«. Das will besagen: das Elend der Indianer war so maßlos wie die Roheit der Spanier.
Vor nichts hatte der kastilianische Landsknecht Ehrfurcht. Aus Habgier und Kulturlosigkeit zerstörte er, was ihm in die Hände fiel. Mit ihm wetteiferten »aus christlichen Gründen« Pfaffe und Mönch. Die vier Pizarros verabscheuten dieses brutale Tun und Treiben und zügelten es, wo sie nur konnten, aber sobald sie nicht persönlich zugegen waren (das Land Peru war groß!), wurden die Ausschreitungen um so schlimmer. Vieles aber geschah mit Pizarros Genehmigung. Die Sonnenjungfern, deren es in den Klöstern von Kuzko und andernorts an die 6000 gegeben hatte, die Blüte des Landes, buchstäblich wie köstliche Blumen aufgezogen und gepflegt, wurden an die Offiziere und Soldaten, Schreiber und Ansiedler verteilt. Nur die allerwenigsten wurden als Ehefrauen geschätzt und geschützt. Die meisten verdarben als Mägde und Dirnen; viele gingen freiwillig in den Tod, wenn ihnen die Flucht nicht gelang. Man kann den wahren Wert einer Armee, gleichviel ob sie in einem Kulturlande oder unter Barbaren weilt, in jedem Jahrhundert daran messen, wie sich der Offizier, der gemeine Mann, der Troßknecht zu den Frauen und Jungfrauen des Landes stellt. Die Spanier in ihren amerikanischen Kolonien haben sich mit wenigen rühmlichen Ausnahmen auf das Unritterlichste benommen. Das Vorbild Alexanders des Großen, der die edelsten und schönsten Töchter eines eroberten Landes als hohe Auszeichnung den Besten seines Heeres vermählte, war leider den kastilianischen Kondottieri in der Regel unbekannt. Ferdinand Cortes glänzt hierin als schöne Ausnahme; der alte Plutarch war nicht umsonst sein Liebling von Jugend auf. Ähnlich ist der Glauben eines besiegten Volkes zu achten; nichts ist heilloser als der Eifer und Übereifer der Missionare. Die Inkas, die beim Einbruch in Peru das Holzbild des Fischgottes und gewiß auch andre Götzen ruhig stehen ließen und die Tempel ihres erhabenen Sonnengottes gelassen daneben erbauten, waren klug und weise; Valverde und seine gehirnkranken Kollegen dagegen, die unter Mord und Totschlag christliche Massentaufen abhielten, verdienen die Verachtung der Nachwelt.
Es war die natürliche Folge der abscheulichen Vergewaltigungen aller Art, deren sich die Spanier jahrelang schuldig gemacht hatten, daß es endlich im Volke der Peruaner gärte. Es entstand in Kuzko eine geheime Verschwörung, die sich über das ganze Reich ausbreitete. Den Mittelpunkt bildeten der Inka Manko und der Hohepriester des Landes, Huilljak Umu. Die im Lande verstreuten Inka-Edelleute organisierten auf Grund der alten Wehrordnung des Reiches die Volkserhebung. An einem vorbestimmten Tage des Januars 1536 sollte sie ausbrechen, den Spaniern unerwartet. In der Tat hat kein Peruaner, weder in der Oberschicht des Adels noch im breiten Volke, das heilige vaterländische Geheimnis verraten.
Bald nachdem Francisco Pizarro die alte Königsstadt verlassen hatte, verschwand Inka Manko heimlich aus Kuzko, um sich persönlich an den Vorbereitungen zu beteiligen. Gleichzeitig entwich Huilljak Umu dem Stabe Almagros. Die Entfernung des Inka fiel zunächst nicht weiter auf. Nun aber hatte Pizarro ungefähr 1000 Mann aus dem Gau Kanaris in sein Heer eingestellt. Die Kanaris-Indianer, ein kriegerischer Stamm, im Lande Quito ansässig, waren noch keine sechzig Jahre von den Inkas unterworfen und mit dem übrigen Reiche nicht völlig verschmolzen. Sie hielten zu den Conquistadoren, in der heimlichen Hoffnung, eines
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