Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
Inkastadt. Zu Ehren seines Generals – oder aus Gerissenheit und schlechtem Gewissen – taufte er die Stadt um in San Francisco del Quito. Zu seinem Ärger entdeckte er nach dem Einzuge, daß ihn die Einwohner um die Beute geprellt hatten: es fanden sich keine nennenswerten Schätze. Es braucht kaum gesagt zu werden, daß die Spanier alles anwandten, um hinter die Verstecke zu kommen, aber die Unglücklichen, die auf die Folterbank geschleppt wurden, kannten diese Orte selber nicht.
Inzwischen hatte Alvarado zu seiner nicht geringen Verwunderung die unverkennbaren Spuren abendländischer Kulturtätigkeit wahrgenommen: verunreinigte Landstraßen, niedergebrannte Dörfer, vergewaltigte und totgeschlagene Weiber, aufgewühlte Gräber, gestürzte Sonnenbilder und dergleichen.
Die Lage ward noch kurioser. Almagro, der (wie berichtet) beauftragt war, den General Kiskiz zur Strecke zu bringen, war auf der Verfolgung dieses gefährlichen Gegners gleichfalls an die Hochebene von Quito gekommen. Als er die Nachricht von der Ermordung des Generals erhielt, marschierte er trotzdem weiter. Er hatte in San Miguel, wo er sich Verstärkungen zu holen gedachte, erfahren, daß der Hauptmann Benalcazar eigenmächtigen Eroberungen nachging. Unter Mord und Brand kam er nach Riobamba.
In der Nähe dieses Ortes hatte er alsbald eine Unterredung mit Benalcazar. Beide Offiziere trafen sich, wohlgewappnet und beschützt, und so einigten sie sich, statt Krieg wider einander zu führen, indem sie gegenseitig ihre harmlosen Absichten im Sinne des Großen-Ganzen versicherten. Almagro wußte noch immer nicht, daß er inzwischen Statthalter von Chili geworden war.
Nunmehr erwarteten Almagro und Benalcazar den ihnen gemeldeten Anmarsch Alvarados in einer befestigten Stellung südlich oder südöstlich von Riobamba. Schon standen die kleinen Heere zur heimlichen Freude der Eingeborenen einander gefechtsbereit gegenüber, da sandte Almagro einen seiner Offiziere zur Unterhandlung zu Alvarado. Almagros gesunder Menschenverstand gebot ihm einzulenken.
Während die Feldherren verhandelten, verbrüderten sich auch schon die Abenteurer beider Parteien. Alvarados Leute, denen der mühevolle Zug nach Quito wenig Spaß machte, hörten von den Schätzen in Kuzko. Sofort war die Mehrzahl geneigt, zu Francisco Pizarro, dem rechtmäßigen Oberbefehlshaber, überzugehen.
So kam man überein, daß der Statthalter von Peru 10000 Pesos Gold an Pedro de Alvarado zu zahlen habe, wofür ihm dieser seine Schiffe, Truppen, Vorräte und Munition übergeben sollte. Es waren – abgesehen von Alvarados eigener Karavelle – insgesamt 12 Schiffe verschiedenster Größe. Die Summe war hoch, aber auch die Kosten waren beträchtlich gewesen, und selbstverständlich forderte jeder einzelne Teilnehmer seinen Anteil. Alvarado sagte sich wohl, daß er im Grunde gar kein Recht habe, in der Kolonie Pizarros Eroberungszüge zu veranstalten. So unterzeichnete er in ehrlicher Resignation den Vertrag und betrachtete sich von Stund an als schaulustigen Peru-Reisenden. Als solcher ließ er bei Pizarro durch einen Eilboten anfragen, ob er ihm seinen Besuch machen dürfe. Pizarro antwortete in einem herzlich gehaltenen Schreiben.
Pizarro befand sich auf dem Marsche von Kuzko nach dem Norden seines Reiches. Er war sich klar, daß sein persönliches Erscheinen unerläßlich war. In Kuzko hatte er seinen Bruder den Ritter Juan Pizarro mit 90 Mann zurückgelassen und ihm ans Herz gelegt, die neue Ansiedelung mit allen Mitteln des Friedens zu fördern und zu vergrößern. Es galt, die Zuneigung der Eingeborenen zu erwecken, großzuziehen und nützlich zu machen. Juan Pizarro war seiner Natur nach dieser Aufgabe gewachsen. Er war den Indianern wirklich ein Freund.
Inka Manko begleitete den Statthalter. Unterwegs, in Xauxa, veranstaltete er dem spanischen General zu Ehren eine große Hofjagd in peruanischer Form. Das Jagdrecht im alten Peru hatte allein der König. Keinem Untertanen war es erlaubt, sich an einem Stück Wild zu vergreifen. Das ganze Land war in große wohlverwaltete Jagdbezirke eingeteilt. Alljährlich fanden vier große Treibjagden in jedem Revier statt. Zur größten erschien der Inka persönlich. Eine solche Jagd war ein großes Ereignis für das Volk. In ungeheurem Kreise werden zehn, zwanzig, ja fünfzig Tausend Treiber angestellt, mit Piken und Spießen bewaffnet. Alle Raubtiere und alles Wild ward aufgescheucht. Man tötete die Raubtiere (Jaguare, Wildkatzen, Pumas,
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