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Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru

Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru

Titel: Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Schurig
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endlich ein unabhängiger Machthaber zu sein. Von Stund an ließ er sich »Marschall« titulieren. Juan Pizarro übergab ihm den Oberbefehl. Almagro glaubte, Kuzko gehöre zu seinem Bereiche und benahm sich darnach. Seine Eitelkeit flüsterte ihm ein, er sei ein zweiter Cäsar. Jetzt wollte er der Welt zeigen, daß Diego de Almagro hundertmal genialer und tüchtiger als Francisco Pizarro war.
    Die Soldateska von Kuzko, die zum größeren Teile aus dem Expeditionskorps des Pedro de Alvarado stammte, freute sich, der Zucht des gefürchteten Pizarro entkommen zu sein; Almagro war ein gutmütiger Bramarbas. Alsbald beging man die gröbsten Zügellosigkeiten. Pizarro hatte streng darauf gehalten, daß die Soldaten und Ansiedler die Häuser und Fluren der Eingeborenen nicht betreten durften und daß ihr Privateigentum unverletzlich sei. Jetzt pfiff man auf diese Vorschriften und Verfügungen. Man war frei. Man plünderte und raubte, mordete und schändete. Pizarros Brüder, Juan und Gonzalo, mahnten Almagro vergebens.
    Francisco Pizarro bekam Nachricht hiervon. Inzwischen hatte auch er einen Auszug der kaiserlichen Entschlüsse erhalten. Sofort sandte er einen Offizier nach Kuzko mit dem Befehl, Almagro habe das Kommando an Juan Pizarro zurückzugeben. Er begründete diese scharfe Maßregel damit: es könne am kaiserlichen Hofe übel gedeutet werden, wenn er seine neue Macht bereits innehabe, ehe die allerhöchste Ernennung offiziell eingetroffen wäre. Zugleich befahl Pizarro, Almagro solle den Zug nach Chili unverzüglich antreten.
    Der »Marschall« fühlte sich nicht mehr als Pizarros Untergebener. Er behielt das Kommando und blieb in Kuzko. Vergebens forderten die Brüder Pizarros die Ausführung der Befehle des Statthalters. Die Offiziere, Beamten, Soldaten und Ansiedler teilten sich nun in zwei Gruppen, während die indianischen Edelleute und Bürger insgeheim frohlockten. Die Pizarros hatten alle Ordnungsliebenden und Maßvollen auf ihrer Seite. Es fehlte nicht viel und der Streit wäre mit den Waffen entschieden worden, da erschien Francisco Pizarro persönlich. Der Siebenundfünfzigjährige hatte sich auf seinen Gaul gesetzt und die 600 km in acht bis zehn Tagen zurückgelegt, ungeachtet des Höhenunterschiedes von 3500 m. Es war zu Anfang Juni des Jahres 1535.
    Bei der ersten Begrüßung wahrte Pizarro alle Formen. Er umarmte den Marschall, wie dies Sitte war, und fragte im Beisein der beiden Stäbe, was die Ursache des sonderbaren Zwistes in seiner Hauptstadt sei. Almagro wagte es nicht offen unbotmäßig zu sein. Es wäre ihm auch wohl übel bekommen. Er schob die Schuld auf das Verhalten von Juan und Gonzalo Pizarro.
    Die Situation spitzte sich zu, aber es gelang klugen Freunden, die Entscheidung zu vertagen. Man hörte beide Parteien, erinnerte beide Führer an die alten Verträge, appellierte an Waffenehre und gutes Beispiel.
    Die Verhandlung endete damit, daß Pizarro und Almagro am 12. Juni einen neuen Vertrag unterzeichneten, dessen wesentliche Punkte folgende waren:
Pizarro wie Almagro verpflichteten sich, keinerlei Bericht an den Kaiser zu senden, ohne daß der andere den Wortlaut kenne und billige;
Kosten wie Gewinn der Expedition zur Eroberung von Almagros Gebiet (Chili) sei von beiden Genossen zu teilen;
Almagro verpflichtete sich, Kuzko und das Land im Umkreise von 30 Leguas als unantastbares Gebiet Pizarros zu achten.
    Wie feindselig sich die Vertragschließenden gegenüberstanden, geht daraus hervor, daß sie in der Urkunde gegenseitig die unverbrüchliche Wahrung der Abmachung beteuerten; den Wortbrüchigen aber solle Gottes Zorn treffen, und er solle seines Lebens und Eigentums verlustig gehen. Der Vertrag wurde obendrein feierlich auf eine Hostie beschworen und von mehreren Zeugen mit unterschrieben.
    Etliche Wochen später trat Almagro seinen Zug nach Chili an. 570 Spanier ließen sich anwerben; dazu etwa 1000 Indianer. Ein Bruder des Inka Manko namens Paullo Topa (offenbar Christ!) sowie der Hohepriester von Peru, Huilljak Umu, schlossen sich seinem Stabe an. Zunächst brach die Vorhut auf, 150 Mann unter der Führung des Hauptmanns Juan de Saavedra.
    Nach dem Abmarsch des verhaßten Störenfrieds eilte Francisco Pizarro nach Lima zurück. Der Ausbau der neuen Ansiedlung war ihm zur Leidenschaft geworden. Müde des Krieges, war es seine Sehnsucht, sein Leben als Gründer einer wunderbaren Stadt, als friedlicher Regent zu beschließen.

XXV
    Der Marques de los Atavillos (solcher war er durch

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