Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
zur Rebellion überreichte, ließ er ihn auf der Stelle in Arrest legen und meldete den Vorfall dem Statthalter mit der Versicherung, daß er seinem Fahneneide treu bleibe. Almagro, ergrimmt über diesen Widerstand, unternahm sofort einen Zug wider Alvarado. Beim Ausmarsch ermahnte Orgonez den Marschall, den beiden gefangenen Brüdern Pizarro die Köpfe abschlagen zu lassen. »El muerto no mordia! (Ein Toter beißt nicht!)« meinte er nach dem alten spanischen Sprichworte.
Almagro wäre dem Rat herzlich gern gefolgt, wenn es sich auch um Francisco Pizarro gehandelt hätte. So aber sagte er sich: »Der Übrigbleibende wird mir umso gefährlicher!«
Er vermochte sich nicht zu entschließen und begnügte sich damit, die beiden Gefangenen in das beste Gewahrsam bringen zu lassen und strengste Bewachung anzuordnen.
Almagros und Alvarados Truppen stießen am Rio de Abancay zusammen. Durch die verräterische Haltung eines seiner Offiziere, des Ritters Pedro de Lerma, kam Alvarado in eine so mißliche Gefechtslage, daß er sich mit dem ihm treuen Teile seiner Leute ergeben mußte. Diese sogenannte Schlacht von Abancay spielte sich am Donnerstag den 12. Juli 1537 ab.
Inzwischen hatte Francisco Pizarfo in Lima mancherlei Zufuhr erhalten. Der bereits mehrfach erwähnte Lizentiat Gaspar de Espinosa war mit 250 Mann aus Panama herbeigekommen. Ferdinand Cortes, der Statthalter von Mexiko, sandte eine Karavelle mit allerlei Vorrat, Munition, Kleidern. Das Gleiche schickte der Statthalter von Tierra firme.
Jetzt sah sich Pizarro im Stande, mit 450 Mann (darunter 200 Reiter) einen Zug nach Kuzko anzutreten. Er führte ihn persönlich. Da erfuhr er die Rückkehr Almagros, die Gefangennahme seiner Brüder Hernando und Gonzalo, sowie das Mißgeschick Alvarados. Sofort kehrte er nach Lima zurück, unter der Annahme, daß Almagro auf Lima marschieren werde.
Er machte die Stadt verteidigungsfähig und sandte den Lizentiaten Espinosa, auf den er sich unbedingt verlassen konnte, mit mehreren Offizieren nach Kuzko. Die beiden Genossen waren sich darin einig, daß ein Krieg von Spaniern gegen Spanier in jedem Falle unvorteilhaft für den Statthalter sei und ihm am Kaiserlichen Hofe auf das Übelste ausgelegt werden müsse. Besser war es, den Almagro durch List und Hinterlist zu beseitigen. Er sei zweifellos ein Rebell; somit wären alle Mittel heilig.
Die erste Aussprache zwischen dem derben, anmaßend gewordenen Haudegen und dem klugen verschlagenen Rechtsgelehrten verlief ergebnislos. Der Marschall behauptete, nicht nur Kuzko, auch Lima gehöre in seinen Machtbereich. Von irgendwelchem Verzicht seinerseits könne keine Rede sein.
Der Lizentiat stellte ihm bei der weiteren Verhandlung in beredter Weise vor: bis zur endgültigen Grenzfestsetzung durch eine Kaiserliche Kommission müsse allein die Weltklugheit beiden Gegnern die größte Nachgiebigkeit gebieten. Almagros Forderungen seien ebenso maßlos wie zweifelhaft. Der Marschall erwiderte, wenn er vielleicht auf Lima verzichte: Kuzko gäbe er nie und nimmer heraus!
Da brach Espinosa die Unterredung ab, indem er gelassen meinte: »El vencido vendico, y el vencidor perdido! (Der Besiegte ist besiegt, aber der Sieger verloren!)« Wahrscheinlich hätte Espinosa einen dritten Versuch gemacht, aber ein merkwürdiger Zufall fügte es, daß er eines plötzlichen Todes starb.
Immerhin mäßigte sich Almagro. Ohne es in Worten kundzugeben, verzichtete er auf Kuzko, und beschloß zugleich, sich innerhalb seiner unbestrittenen Grenze eine neue Hauptstadt nahe dem Meere zu gründen. Es kam lediglich Arequipa in Frage, in mittlerer Höhe (2325 m) unter dem 16. Breitengrade, in gesündester Lage, am Fuße des Misti (5686 m), eines noch tätigen Vulkans, heute die zweitgrößte Stadt von Peru. Es liegt 100 km vom Meere entfernt. Wäre Almagro Diplomat gewesen, und dies mußte er als Statthalter sein, so hätte er seinen Gegner überzeugen sollen, daß er neue Wege betrat.
Ehe er seinen zweiten Zug nach Chili begann, sandte er den Obristen Orgonez gegen Inka Manko. Dieser zog sich sofort aus dem Yukay-Tale in die Sierra zurück. Der Spanier verfolgte ihn und sein kleines Heer. Da entließ er es und suchte, begleitet von seiner Lieblingsfrau und drei, vier getreuen Dienern, in einem abgelegenen Gebirgsgutshofe eine Zuflucht.
Immer wieder rieten Almagros Parteigänger, die beiden Pizarros zu beseitigen. Dem im Grunde gutmütigen Marschall graute es vor den Folgen. Überdies hatte Hernando Pizarro
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