Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
einen Fürsprecher und Freund in Diego de Alvarado gefunden, dem Bruder des berühmten Pedro, mit dem er, wie erwähnt, 1534 nach Peru gekommen war. Diego hatte dann am ersten Zug nach Chili teilgenommen. Die Chronisten rühmen ihn als echten Edelmann.
Oft besuchte er Hernando im Gefängnisse, spielte und zechte mit ihm, und eines Abends verlor er an ihn 80000 Kastilianer. Als er dem Gewinner andern Tags eine regelrechte Schuldverschreibung und einen Teil des Goldes überbrachte, zerriß dieser die Urkunde und lehnte das Gold ab, indem er lachend versicherte, er schätze zur Zeit nur das Gold der Freiheit. Diego de Alvarado rechnete ihm diesen großmütigen und insgeheim überaus klugen Verzicht hoch an. Als der Marschall von Kuzko aufbrach, ging natürlich auch Diego mit, und er brachte es zuwege, daß Hernando Pizarro die Expedition mitmachte.
Almagro gewann auf dem kürzesten Wege die Küste, durch das liebliche Tal von Chincha. Die Gegend gefiel ihm dermaßen, daß er daselbst unweit des Gestades, 200 km südlicher denn Lima, eine Niederlassung gründete, die seinen Namen tragen sollte. Die Siedelung lag ähnlich wie Kuzko im Grenzgebiet, so daß zu erwarten war, daß Pizarro dies als neue Herausforderung ansehen werde. Während der ersten Arbeiten in Almagro traf die Meldung aus Kuzko ein, daß Gonzalo Pizarro und Alonso de Alvarado mit den übrigen gefangenen Offizieren aus ihrem Gefängnisse entflohen waren. Bald darauf erfuhr man, daß die Flüchtlinge glücklich in Lima beim Marques Pizarro eingetroffen waren.
Das war ein gefährlicher Schlag. Almagro wußte: Kein Pizarro vergißt ihm angetane Schmach! Gonzalos Rache war ihrn gewiß. Um so mehr erstaunt war er, als ihm Francisco Pizarro von neuem einen Vergleich anbot. Der Marschall, der seiner Natur nach nicht lange nachtrug, ahnte den untilgbaren tiefen Haß des Marques nicht.
Nach einem kurzen Briefwechsel beschloß man, die Entscheidung des Streites dem Frater Francisco de Bovadilla zu überlassen. Das war ein Mönch, der sich des Rufes der Rechtlichkeit und Unparteilichkeit auf beiden Seiten erfreute. Nach dieser Abmachung trafen sich Pizarro und Almagro persönlich am 13. November 1537 in Mala, einem Orte an der Küste zwischen Lima und Chincha.
Als der Marschall den Saal betrat, in dem der Marques bereits im Kreise seiner ersten Offiziere stand, zog er seine Mütze und begrüßte den alten Waffengefährten in seiner gewohnten biederen Soldatenart. Francisco Pizarro erwiderte dieses ehrliche Zeichen der Wiederannäherung flüchtig und hochmütig. Im Tone des Generalissimus stellte er alsbald die Frage, warum Almagro entgegen der feierlichen Abmachung des Waffenstillstandes sich der Königsstadt bemächtigt und die Brüder und Unterführer des Kaiserlichen Stellvertreters und Statthalters gefangengesetzt habe. Almagro legte seinen Standpunkt dar, die Gründe seiner Erbitterung, seine Ansprüche, seine ihm vom Kaiser verbrieften Rechte. Rede und Gegenrede gingen in heftigen Wortwechsel über. Es ward gewitterschwül im Saale. Jeden Augenblick konnten die Degen blinken. Einer der anwesenden Offiziere glaubte den Marschall warnen zu müssen, indem er eine damals allbekannte Melodie vor sich hinpfiff:
Tiempo es el caballero,
Tiempo es de andar de aqui!
Da stürmte Almagro aus dem Hause, setzte sich auf sein Pferd und galoppierte nach Chincha zurück. Es ist überliefert, daß er nur durch diese rasche Tat der Gefangenschaft entgangen sei. Es habe ein Trupp Landsknechte den Befehl gehabt, ihn auf ein bestimmtes Zeichen zu verhaften. Man darf wohl annehmen, daß Pizarro wirklich diese Absicht gehabt hat. Er hätte damit Verrat mit Verrat vergolten.
Ungeachtet dieses Intermezzos entschied Francisco de Bovadilla, es habe unverzüglich eine Karavelle nach dem Rio de San Juan abzugehen mit einer Kommission von Lotsen, um den Breitengrad der Nordgrenze von Pizarros Reich genau auszumessen. Unter Hinzufügung der 270 Leguas (=1514 km) sei dann die Südgrenze zu ermitteln. Bis zur Verkündung des endgültigen Ergebnisses habe Almagro Kuzko herauszugeben. Ferner sei Hernando Pizarro sofort freizulassen, unter der Verpflichtung, daß er die Kolonie binnen sechs Wochen verlasse und sich nach Spanien einschiffe. Jedwede Feindseligkeit sei einzustellen. Francisco Pizarro wie Almagro sollten sich an unbestrittenen Orten aufhalten.
Pizarro erklärte sich mit dieser vorläufigen Entscheidung einverstanden; Almagros Leute (die Chilianer) äußerten Spott und Hohn.
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