Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
schwulenfeindlich?»
Werte Zuhörer: Wissen Sie, was er mir darauf geantwortet hat?
«Was willst du, du hässliche Schwuchtel?! Ich polier dir gleich deine saublöde Fresse!»
Und in genau dieser Sekunde, meine Damen und Herren, da wusste ich, dass ich einen Künstler vor mir habe. Eine Tatsache, die wir heute getrost als Allgemeinwissen verbuchen können. Auch wenn die Älteren im Saal sich noch schmunzelnd an die hysterische Aufregung rund um die Verleihung des «Integrations-Bambis» an Bushido erinnern – spätestens seine Auszeichnung mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis hat dann ja wenig später das überfällige Umdenken eingeläutet.
«Ey Scheiße, Alter, ist das geil! Ist das der beschissene Oscar oder der verfickte Literaturnobelpreis?»
Jetzt also auch noch der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels für deinen Trophäenschrank, mein lieber Bushido. Und sollte es da draußen im Land trotz allem noch zwei, drei Unverbesserliche geben, die sich fragen, warum zum Teufel du heute diesen Preis bekommst, lass mich ihnen mit deinem Werk antworten.
Ich zitiere aus dem «Staatsfeind Nr. 1» …
Kurz erklärt: Deutscher Rap
Warum ist die deutsche Rap- und Hip-Hop-Szene so ein herausragender Irrtum der Musikgeschichte? Zum einen natürlich wegen der unbestreitbaren Uncoolness der deutschen Sprache. (Dies kann jeder bestätigen, der schon mal versucht hat, irgendwen als «Mutterficker» zu beschimpfen. Klingt einfach ekelhaft.) Hinzu kommt aber auch die fehlende Street Credibility unserer Rapper. Wer ernsthaft glaubt, wegen ein paar Vorstrafen für Schubsereien vor der Disco oder abgetretener Außenspiegel als Gangster zu gelten, dem ist leider nicht zu helfen. Während die fleißigen US-Kollegen in jeder freien Minute mit vollautomatischen Waffen aus dem Cabrio ballern, schließen deutsche Rapper reihenweise Bausparverträge ab oder leben in Doppelhaushälften. Die Möchtegern-Rivalen Bushido und Sido sind inzwischen «Freunde» (!) und verdienen ihr Geld mit Immobilien. Man würde sich am liebsten von morgens bis abends beim toten Tupac entschuldigen für solche Pfeifen.
28. KLAUS WOWEREIT
Noch entgleister als die S-Bahn
Sonnabendvormittag in Berlin, Klaus Wowereit sitzt mit seinem iPad auf dem Schoß in einem Charlottenburger Café. Er hat gerade seine Lieblingsseite aufgerufen: Wewewe Klaus Minus Wowereit Punkt De Eh, eine Hammerseite! Ganz oben steht gleich ein Bild von Klaus Wowereit und dadrunter ganz viel, was Klaus Wowereit alles so meint und findet, hauptsächlich zu Berlin, aber auch zu Deutschland und so.
Klaus Wowereit nippt am zweiten Latte des Tages. Eine rumänische Bettlerin spielt auf einer Karpaten-Zimbel Weisen aus dem Land ihrer toten Väter. Dazu tanzt ein kleiner Waschbär einen traurigen Csárdás. Klaus Wowereit verliebt sich in diesem Moment aufs Neue in seine Stadt. Im Hintergrund hört man eine S-Bahn entgleisen, soll noch einer sagen, die fahren gar nicht mehr – alles Propaganda. Drei Transferleistungsträger schlurfen, noch müde von der durchzechten Nacht, vorüber. «Ey Wowi, jibste eenen aus, icke wähl dir ooch.» Klaus Wowereit wirft ihnen ein halbverzehrtes Parmaschinken-Croissant rüber. Das ist sein Berlin. Hautnah. Konsequent. Ehrlich. In den Schlaglöchern auf der Chaussee, noch randvoll vom Regen des frühen Morgens, badet eine Ratte ihre Jungen. Auch ihr wirft Klaus Wowereit ein Parmaschinken-Croissant hin.
Statt mit dem schwarzen Präsidenten spricht Klaus Wowereit mit dem weißen Porzellanbären: Geht’s noch?
Er will Regierender Bürgermeister für alle Berliner sein. «Regierender Bürgermeister», dieser Ausdruck ist allerdings der Witz des Jahrhunderts. Ausgerechnet das Oberhaupt der unregierbarsten Stadt Deutschlands heißt so. Klaus Wowereit ist es nur recht, denn er hat zum Regieren eh keine Lust. Wo keine Lösung ist, da droht auch keine Arbeit.
Er bestellt noch einen Latte, dazu etwas Konfekt. In der Straße vor dem Café baut ein Filmteam seine Gerätschaften auf, irgendeine Nazi-Klamotte, die zu neunundneunzig Prozent in Tschechien gedreht wird. Aber wegen der Filmförderung … na ja, ist ja auch egal. Ein tiefergelegter Fünfer-BMW rast in die Filmcrew hinein, der Fahrerin ist die Burka über die Augen gerutscht. Das ist sein Berlin, immer in Bewegung, nie langweilig! Ein uralter Mann torkelt aus der Paris Bar, vor gefühlten fünfzig Jahren hat er mal die ZDF-Drehscheibe moderiert, daran glaubt Klaus Wowereit sich jedenfalls zu
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