Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
gelebtes Nostalgie-Osteuropa mitten in Deutschland. So stellt sich der Deutsche ein Ladengeschäft in Irkutsk vor, vielleicht mit ein paar weniger Artikeln, dafür mit besserer Stimmung.
Schlecker ist pleite, na bitte. Tausende Mitarbeiterinnen sehen nach Jahren auch unter der Woche wieder das Licht der Sonne und können sich auf einen menschenwürdigen Arbeitsplatz freuen. Das Schöne ist: Die Pleite kam zur rechten Zeit, Deutschland steht wirtschaftlich so gut da wie seit Jahrzehnten nicht mehr, es gibt nahezu Vollbeschäftigung und eine Million offene Stellen.
Zwei Fragen gibt es eigentlich am Schluss nur noch zu klären: Wie schafft man es, ein Vermögen von zwei Milliarden Euro durchzubringen, nicht mit Luxusyachten, Weibern und Privatjets – nein, mit den potthässlichsten Discounthöhlen aller Zeiten? Und die zweite Frage: Wieso konnte sich dieses Imperium des Schreckens überhaupt so lange halten? Es war die enorme Verbreitung in der Fläche, selbst dort, wo die lokale Kaufkraft bestenfalls die Ansiedlung eines Bauchladens gerechtfertigt hätte, fraßen sich die Schlecker-Metastasen ins Weichbild der Städte. Und wer kaufte dort zu den nicht mal besonders günstigen Preisen ein: alte Leute, immobile Bewohner, eine insgesamt irgendwie gehandicapte Kundschaft, die sich einen Ausflug in weiter entfernte Geschäfte nicht leisten konnte.
Doch nun ist Anton Schlecker pleite, und es gibt eine noch bessere Nachricht: Die Kinder wollen Papa angeblich wegen der entgangenen Erbschaft verklagen, und auch die Staatsanwaltschaft soll hinter den versteckten Millionen her sein. Hurra!
Kurz erklärt: Familienunternehmen
Die Familie ist der Hort des größten Risikos, Opfer von Gewalt zu werden, das unterstreicht schon der Begriff «Familienbande». In der Wirtschaft entspricht dem der Begriff «Familienunternehmen». Dieses Modell geht von der pseudo-Mendel’schen Fiktion aus, dass sich unternehmerische Fähigkeiten genetisch auf die F1-Generation übertragen – und zwar dominant. Die Wirklichkeit sieht leider völlig anders aus: Die Blagen vervögeln und versaufen Papas Firma und stürzen Tausende von Mitarbeitern ins Elend. Um diesem vorhersehbaren Fiasko zu entgehen, gründen Unternehmer heute Stiftungen oder vererben den ganzen Krempel lieber der angeheirateten Kammerzofe, dem Kindermädchen oder der Sekretärin (Springer, Piëch, Mohn).
30. ANDREA NAHLES
Dick, gläubig, links
«Na, darf der Kleine ein Stück Fleischwurst?» Andrea Nahles sprach diesen Satz fast ehrfürchtig vor sich hin. So hätte ihre Zukunft auch aussehen können, als Fleischfachverkäuferin in Kretz in der Pellenz am Krufter Bach, da, wo Rheinland-Pfalz am schönsten ist. Doch jetzt saß sie in der Küche ihrer Berliner Wohnung und wartete auf den allmorgendlichen Anschiss von Super-Siggi, ihrem Führungsoffizier.
Am Donnerstagabend nach dem Treffen der Weight-Watchers-Gruppe im Deutschen Bundestag waren sie und die Grünen-Claudi noch auf ein Spar-Menü im Borchardt gewesen und hatten dort Joschka Fischer getroffen, dem gerade wieder mal die Alte weggelaufen war. Der Abend zog sich in die Länge, und während Joschka den marokkanischen Spülkellner angrub, brüstete sich die Claudi vor ihr, am nächsten Morgen im Sat.1-Frühstücksfernsehen den Rücktritt von Angela Merkel zu fordern. Okay, das war ungefähr so brisant, wie frühmorgens die Sonne anzuschreien, sie solle gefälligst aufgehen. Trotzdem, die Claudi ließ es irgendwie nach einer Heldentat aussehen, und Andrea schwor sich, ihr zuvorzukommen.
Rasch verabschiedete sie sich von den beiden drallen Grünen und torkelte zum Droschkenstand. Noch im Taxi telefonierte sie mit einer Journalistin vom Deutschlandradio, die sie von der Weight-Watchers-Gruppe der rheinland-pfälzischen Landesvertretung kannte, und forderte neben drei anderen Rücktritten auch den von Angela Merkel. Zufrieden mit ihrer strategischen Meisterleistung, haute sich Andrea Nahles gegen zwei Uhr früh aufs Lager und träumte von Cervelatwürsten, riesigen Lyoner Kringeln und Saumägen, so fett und prall wie schwangere Bisamratten.
Was sie allerdings nicht wusste, war, dass ihr Führungsoffizier das Telefonat natürlich abgehört hatte und seinerseits die besagte Journalistin kannte, aus der privaten Weight-Watchers-Gruppe «Schwarzer September», benannt nach dem 12. September, dem Geburtstag Sigmar Gabriels, berüchtigt für seine Fressorgien. «Hör mal zu, Ann-Britt», flötete Super-Siggi in sein
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