Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
«Bild»-Zeitung hielten neunzig Prozent der Bundesbürger Horst Köhler für den ehemaligen Fußballgott von Borussia Dortmund. «Hoahst!» – «Jaja, ich bring dir die verdammten Müllbeutel ja schon.» Die alte Zicke nervte ihn allmählich, wie das eben so ist, wenn man den größten Teil seiner Lebenszeit mit ein und derselben Frau verplempert hat. «Hoahst, denkst du auch an deine Männergruppe heute Abend?»
Stimmte ja, heute war erster Dienstag im Monat, da war ja das sogenannte Klappstuhl-Treffen. Versager und Verpisser aus allen Parteien trafen sich zu einer geselligen Sauferei in der rheinland-pfälzischen Landesvertretung. Kurt Beck hatte die Runde nach seinem Abkacken als Sozen-Fürst einst ins Leben gerufen. Mit dabei waren von der SPD außer ihm Matthias Platzeck, Thorsten Schiefer-Pömpel oder wie der hieß und – hört, hört – auch Münte und Oskar. Die CDU rückte immer mit einem ganzen Bus voll Flitzpiepen an, von Boetticher, Merz, Rüttgers, Röttgen und und und … nur die FDP kam immer durch die Hintertür, weil deren Klappstühle alle noch in Amt und Würden waren. Horst Köhler ging gerne zu den Treffen, es gab leckeren Pfälzer Wein, dazu Ferkel-Fötzle, eine Spezialität aus dem Buschland, in dem Kurt Beck aufgewachsen ist, und Edmund Stoiber erzählte immer dreckige Witze, die ihm keiner zugetraut hätte.
«Hoahst, Telefon! Angela Merkel am Apparat!» – «Soll später noch mal anrufen! Sag ihr, ich hab Dünnpfiff.» So kam es, dass Horst Köhler nicht UNO-Generalsekretär wurde.
Was aber noch viel schlimmer war: Angela Merkel erzählte allen, dass sie ihn deswegen angerufen hatte, Sparkassen-Hotte aber leider die Scheißerei vorgeschützt hat. Alle wussten, welch ungeheure Chance Horst Köhler zum zweiten Mal vergeigt hatte, nur einer nicht – das würde ihm Angela Merkel persönlich bei nächster Gelegenheit aufs Butterbrot schmieren, denn eine Angela Merkel verscheißert man nicht – niemals und schon gar nicht ein zweites Mal.
Kurz erklärt: Würde des Amtes
Woran denkt man nur bei diesem Begriff? An einen Widerspruch in sich? Ein Straßenverkehrsamt, auch Kfz-Zulassungsstelle genannt, strahlt bestenfalls die Würde einer Teppichbodenverlegefirma aus, von den Würden der Jobcenter und Sozialämter ganz zu schweigen. Seltsamerweise tauchte diese rätselhafte Vokabel an einer Stelle auf, an der man sie gar nicht vermutete: im Bundespräsidialamt. Es war wohl Hotte Köhler, der sie zuerst im Munde führte. Er wollte damit sagen, dass selbige «beschädigt» würde, wenn man am jeweiligen Amtsinhaber rumkrittelte. Dass er, Hotte Köhler, sie womöglich am ehesten beschädigen könnte, weil er schließlich dieses Amt «bekleidete», darauf kam unser kleines Sensibelchen nicht. Das große Verdienst seines Nachfolgers Christian Wulff ist es, diese Verdrehung wieder zurechtgerückt zu haben: Es kann nur einen geben, der die «Würde des Amtes» beschädigen kann, und das ist der Bundespräsident selber – und siehe, er hat es auch geschafft.
31. ANTON SCHLECKER
Millionen verbraten für hässliche Discounthöhlen
Es ist nicht alles schlecht am Kapitalismus, denn Anton Schlecker ist pleite! Na bitte! Warum nicht gleich so. Die Selbstreinigungskraft des vielgescholtenen Marktes funktioniert manchmal eben doch. Da überzieht ein Irrer von der Schwäbischen Alb jahrzehntelang ganz Deutschland mit seinen gruseligen Drogenhöhlen, versklavt über dreißigtausend Mitarbeiterinnen zum Teil in outgesourcten Zeitarbeitskolonnen und hofft, damit durchzukommen. Doch kein Protest der Gewerkschaft, keine Klage einer Beschäftigten hat dieses Imperium zu Fall gebracht, sondern der Kunde. Der wollte es sich einfach nicht länger bieten lassen, seinen Hygienebedarf in diesen Depri-Verschlägen zu decken.
Im gleißenden Licht der Neonröhren schlichen mäßig entlohnte Teilzeit-Lurche zwischen den Regalen rum, in ständiger Furcht, auf die Toilette zu müssen. Bei nur einer Mitarbeiterin im Lokal hätte ein Kunde einspringen dürfen für die Aufsicht. Zahlreich waren die Geschichten, die sich um die Arbeitsbedingungen im Schlecker’schen Drogerie-Gulag rankten: Zum Telefonieren mit der Zentrale sollten die Beschäftigten ins Nachbargeschäft gehen, abgelaufene Flüssigartikel mussten in die Toilette entleert werden, um Entsorgungskosten zu sparen. Was immer daran der Wahrheit entsprach, geglaubt hat es jeder, der schon mal eine Filiale betreten hat. Schlecker – das war ein Stück
Weitere Kostenlose Bücher