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Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Titel: Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Welke , Dietmar Wischmeyer
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iPhone, «du zögerst das Geseiere von Andrea bis zum Mittag raus, und wir vergessen die Sache mit deiner Befristung.»

    Bei einem Besuch in Cottbus erklärt Andrea Nahles den ostdeutschen Genossen, was eine Banane ist – ein Scherz, der nicht gut ankam.
    Kurz vor zwölf Uhr mittags erwachte Andrea Nahles aus ihrem verkaterten Dämmerzustand. Wo früher mal eine Zunge gewesen war, lebte jetzt eine Art pelziges Meerschweinchen in ihrer Mundhöhle. Andrea Nahles war extrem scheiße drauf, doch dann erinnerte sie sich an den Triumph, den sie in der vergangenen Nacht vorbereitet hatte. Sie schaltete das Küchenradio ein, fünfte Stationstaste, Deutschlandradio: «… trat um elf Uhr vor die Presse und gab ihren Rücktritt bekannt», kam es aus dem Rundfunkgerät. «Ob sie’s wohl noch mal bringen, als Wiederholung in den Mittagsnachrichten?», gluckste Andrea wohlig in ihr Triple-Kinn.
    Heute würde ihr Führungsoffizier Super-Siggi am Telefon vor ihr kriechen, haha, denn sie hatte Merkel gestürzt. Jetzt war alles drin, sogar eine Kanzlerkandidatin Andrea Nahles. Da klingelte auch schon ihr Tchibo-Smartphone. Die Nummer kannte sie auswendig. Vorzimmer Parteivorsitzender. Noch wusste sie nicht, dass dreißig Sekunden später die Aussicht auf einen Job als Fleischfachverkäuferin bittere Realität werden sollte.
     
Kurz erklärt: Fleischfachverkäuferin
Die Fleischfachverkäuferin gilt als einer der Prototypen deutscher Weiblichkeit und hat die weitaus ältere «Landpomeranze» als Inbegriff geschmälerter Erotik abgelöst. Selbstredend hat der pejorative Gebrauch der Berufsbezeichnung wenig mit dem tatsächlichen Erscheinungsbild der Fachkräfte zu tun. Diese sind in der Regel natürlich nicht übergewichtig, haben keinen schweinchenrosanen Teint und auch keine Wurstfinger, die, von der Fleischmasse farblich ununterscheidbar, den ganzen Tag in Mett halb und halb wühlen. Warum gerade dieser Berufsstand und nicht beispielsweise der einer SPD-Generalsekretärin zu einem Hämewort geworden ist, können sich die Autoren nur mit der unterschiedlich großen Verbreitung beider erklären.

29. BUSHIDO
    Nutte Bounce
     
    Auszüge aus Frank Schirrmachers Laudatio anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Bushido
     
    (…) «Nutte Bounce», meine Damen und Herren, liebe Gäste, sehr geehrter Herr Bundespräsident, «Nutte Bounce»: So heißt einer der erfolgreichsten frühen Titel Bushidos, und er steht gleichsam prototypisch für die Rezeption seines künstlerischen Wirkens. Für das im Grunde absichtliche und, ja, ich behaupte bisweilen sogar böswillige Missverstehen der Intentionen eines begnadeten Texters.
    «Nutte Bounce», da sind wir uns heutzutage längst einig, das ist die bislang wohl kühnste Auseinandersetzung mit dem Phänomen der gewerbsmäßigen Prostitution, die wir im deutschsprachigen Raum erleben durften. Aus heutiger Sicht ist es umso bizarrer, welch ein Schwall von Kritik und Häme nach dem Erscheinen von «Nutte Bounce» über dich, lieber Bushido, hereingebrochen ist. Und das, obwohl du doch schon im ersten darauffolgenden Interview unmissverständlich klargestellt hast, dass – und ich zitiere dich hier wörtlich – «der Song nicht Frauen im Allgemeinen angreift, sondern nur echte Schlampen», Zitat Ende.
    Was aber lehrt uns nun der Fall «Nutte Bounce»? Er lehrt uns einmal mehr, dass echte Kunst in ihren Anfängen immer irritiert. Irritieren muss. Diese Erfahrung, Bushido, verbindet dich mit den Pionieren der Zwölftonmusik wie mit denen der abstrakten Malerei – und ich sehe da unten im Publikum den lieben Gerhard Richter zustimmend nicken, meine Damen und Herren.
    (…) Ein schneller Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich mich ein wenig sputen muss. Daher kann ich auf deine stilbildende Zeit mit «Aggro Berlin» oder deine mehr als fruchtbare Zusammenarbeit mit «King Orgasmus One» leider nicht mehr in gebührender Breite eingehen. Sieh mir das bitte nach, lieber Bushi. Lassen Sie mich, verehrte Zuhörer, Exzellenzen, zum guten Schluss nur noch von meiner ersten Begegnung mit dem Preisträger, meinem – ja, ich darf wohl sagen: Freund – Bushido erzählen.
    Der Ort: Berlin. Der Anlass: eine Podiumsdiskussion zum Thema Jugendgewalt. Am Rande ebendieser Diskussion habe ich den jungen Bushido ganz unverblümt gefragt: «Sagen Sie, Herr Bushido», damals siezten wir uns noch, «Ihre Texte – sind die nicht doch in Teilen gewaltverherrlichend und

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