Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
doch gerne ein Dutzend halbnackte Tänzerinnen links liegen.
26. JOSEF ACKERMANN
Opa ante Portas
«Schon toll, wer sich noch alles an mich erinnert.» Josef Ackermann scrollt durch die Gratulations-E-Mails aus aller Welt. Man hat ihn nicht vergessen. Diese Momente allein am PC sind heute seine Geburtstagsparty. Er hat kurz überlegt, ob er ein richtiges Fest ausrichten soll, hat es dann aber doch gelassen. Es ist einfach nicht mehr dasselbe, seit er für solche Festivitäten selber bezahlen muss.
Der einstmals mächtigste Banker der Welt erinnert sich wehmütig an vergangene Zeiten. Zum Beispiel an die magische Nacht im Kanzleramt, die ihm Angie damals geschmissen hat. Angie, das alte Party Animal!
Gut, wenn man es ganz korinthenkackermäßig genau nimmt, war es natürlich nicht Angie, sondern der deutsche Steuerzahler, der die Nacht geschmissen hat. Total hysterische Schlagzeilen damals. Die Deutschen und ihre Neidkultur. Traurig. Dabei ging es nur um Peanuts, äh … um einen sehr niedrigen Betrag.
Josef Ackermann denkt gern an die Party im Kanzleramt zurück. Trotz der hartnäckigen Lücken in seiner Erinnerung. Zum Teil sind da nur noch Bilder: zum Beispiel von Brüderle, wie er in Feinrippunterhose am Kronleuchter schwingt und «Guck mal, Jupp, ich kann Aufschwung!» brüllt. Ist das alles wirklich so passiert? Alter Verwalter, haben sie etwa wirklich dem pennenden Schäuble die Reifen zerstochen?
«Vögli, wenns mögli», antwortete Josef Ackermann auf die Frage: «Was machst du nach der Sitzung?»
Josef Ackermann kichert vor sich hin. Und entdeckt wie aufs Stichwort die Gratulations-Mail des obersten deutschen Kassenwarts. Erwartungsgemäß hat Schäuble, der alte Erbsenzähler, nebenbei gleich wieder ein paar Fragen zur Euro-Rettung. Ohne seine Expertise sind die Hansel da in Berlin nach wie vor aufgeschmissen.
Zum Glück lassen sie sich beraten. Josef Ackermann ist stolz darauf, dass ER es war, der Merkel anno dunnemals erklärt hat, warum man das mit der Bankenregulierung nicht wirklich durchziehen darf. «Natürlich kommst du an ein bisschen ‹Es kann nicht sein, dass nur der kleine Sparer die Kosten der Krise trägt›-Rhetorik nicht ganz vorbei», hat er ihr damals geduldig erklärt, während die Kanzlerin versonnen an ihrer XXL-Toblerone knabberte, die er ihr aus dem Dutyfree-Shop mitgebracht hatte. Über Bankenregulierung zu REDEN ist schließlich total okay. Politiker wollen ja wiedergewählt werden. Und der «kleine Mann» hat nun mal einen echten Igel in der Tasche, wenn’s ums Bankenretten geht.
Mit den Gedanken zurück in der Gegenwart, fällt Ackermann ein, dass er an diesem Vormittag noch ein paar mehr Mails lesen muss. Deshalb beantwortet er die von Schäuble nur in Stichworten: «Ruhig noch mehr billiges Geld in marode Banken pumpen. Ist nie verkehrt. Griechen und Portugiesen raus, Iren drinlassen!» … Oder doch umgekehrt? Der Pensionär kommt kurz ins Grübeln.
Seine Familie behauptet ja, er baue ein bisschen ab, seit er nicht mehr bei der Deutschen Bank ist. So ein Nonsens. Gut, neulich hat er an seinem Rechner mal versehentlich irgendwas Sechsstelliges in den Sand gesetzt. Er dachte, er hätte brasilianische Wertpapiere abgestoßen, tatsächlich hatte er aber offenbar mit unterschiedlich großen Vögeln und so einer Art Steinschleuder auf Schweine geschossen. Angeblich ein Computerspiel. Shit happens, und im Prinzip hätte der knickrige deutsche Steuerzahler auch diesen Verlust ausgleichen müssen. Josef Ackermann ist seiner eigenen Auffassung nach schließlich systemrelevant. Systemrelevanter jedenfalls als dieser kleine Inder, den sie in Frankfurt als seinen Nachfolger ausgewürfelt haben. Wie hieß der jetzt wieder? Apu irgendwas. Ach ne, Quatsch, das war ja der Inder bei den «Simpsons».
Nach dem kleinen «Angry Birds»-Lapsus hat seine unverschämte Familie tatsächlich ernsthaft überlegt, ihm das Internet abzustellen. Geht natürlich nicht. Wenn der Euro morgen richtig abschmiert und die Bundesregierung ihre SOS-Mails schickt, wer soll’s denn dann bitte richten? Ja, wer denn? «Die Politiker vielleicht?», fragt sich Ackermann jetzt laut und rhetorisch. Er lacht sich kaputt. «Jeder Schimpanse hat mehr Ahnung von Volkswirtschaft als dieser Pfeifenverein!»
Eine weitere Mail trifft ein. Von einem echten nigerianischen Prinzen. Interessant. Der Mann hat eine Investmentidee, mit der man sein Kapital VER ZEHNFACHEN kann. Josef Ackermann ist sofort wie
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