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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Haar.
    »Ich weiß wirklich nicht, wie die Frauen das aushalten«, fuhr sie fort. »Ich überlege die ganze Zeit, wie ich darum herumkomme, aber mir fällt nichts ein. Wohin sollte ich auch gehen? Was sollte ich dort anfangen?«
    In meinem Gehirn begannen sich die Fragen zu überschlagen.
    Sie löste sich von mir, wischte sich übers Gesicht und versuchte zu lächeln. »Möchtest du etwas Halva?«, bot sie mir den Nachtisch in gezwungen heiterem Gastgeberinnen-Tonfall an.
    Du bist eine Sklavin, Chloe, rief ich mir ins Gedächtnis. Ich kehrte an meine Seite des Tisches zurück. Eine weitere Sklavin tauchte auf, servierte uns die mit Honig gesüßte Sesampaste und zog sich wieder zurück.
    »Du lebst außerhalb der Stadt?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Es muss sehr anstrengend sein, jeden Tag durch das Tor zu gehen.«
    Auf jeden Fall, vor allem wenn man jede Nacht von Yoavs Soldaten verhört wird, ob es Fortschritte gibt.
    »Ken.«
    »Mein Mann kommt erst in einigen Wochen zurück. Ich .«
    Sie rang um Haltung. »Meine Zeit kommt bald. Ich habe keine Familie.«
    Ich nickte.
    »Möchtest du vielleicht zu mir ziehen? Ich habe noch ein Zimmer im ersten Stock. Es ist recht schlicht, aber es gibt eine Strohmatte dort, und es ist luftig. Natürlich wärst du mein Gast, aber ich würde auch verstehen, wenn du weiterhin deine Dienste anbieten möchtest.«
    Ich konnte nicht glauben, dass sie mir ein Zimmer anbot!
    »Und was ist mit den Wachen?«, fragte ich.
    Sie zuckte mit den Achseln. »Ich bin Waqi bat Urek, Gemahlin von Abda, einem Cousin ersten Grades des Königs. Es wird keine Probleme geben.«
    Rehov Abda - die Straße war nach ihm benannt.
    Ich legte mein Halvastück ab. Das war ideal! Ich würde bei ihr wohnen können, während ich nach einer Möglichkeit suchte, allein aus der Stadt zu fliehen oder sie mit einer Armee einzunehmen. Das nenne ich die Gastfreundschaft ausnutzen, Chloe, seufzte ich in mich hinein. »Das würde zu viele Probleme geben. Ich kann dich nicht derart ausnutzen.«
    Ich hörte ihr volles, aufrichtiges Lachen. »Mir liegt nur an deiner Gesellschaft, Isba. - Wie heißt du eigentlich?«
    Verrate nie deinen wahren Namen, Chloe, im Namen liegt Magie, hörte ich Cheftu sagen. »Takala.«
    »Takala, wie hübsch.«
    Ich lächelte und fühlte mich hundeelend.
    »Takala, ich bitte dich nicht aus Großherzigkeit, bei mir zu wohnen. Meine Zeit kommt bald, und dann hätte ich gern eine andere Frau bei mir, und zwar keine Sklavin.«
    »Was ist mit den Frauen am Brunnen?«
    Sie lächelte traurig. »Ich stamme aus einer Familie von Assy-rern, und die werden hier verachtet. Allerdings ist es in beiden Völkern Tradition, dass die Frau des Hauses das Wasser selbst holt. So verlangt es die Ehre eines Hauses und einer Familie.« Sie wandte den Blick ab. »Auch wenn ich am Brunnen nicht gern gesehen bin, würde ich meine Familie doch nicht dadurch entehren, dass ich eine Magd zum Wasserholen schicke. Das schickt sich nicht. Außerdem«, sagte sie und sah dabei zu mir auf, »verehre ich Ishtar, die Göttin der Geburt, der Liebe, der kindlichen Zuneigung. Die anderen verehren Molekh.« Ihr Tonfall wurde schärfer. »Eine solche Frau will ich nicht an meinem Wochenbett haben.«
    Ideologische Differenzen, dachte ich. Ach, der Nahe Osten blieb sich durch alle Zeiten hindurch gleich. »B’seder. Ich bleibe bei dir«, sagte ich.
    Waqi lächelte und holte mit einem Klatschen ein paar Sklavinnen herbei.
    »Perfekt, Isha.« Yoav lächelte mich in der Dunkelheit des Zeltes an. »Jetzt hast du einen Vorwand, länger zu bleiben.« Er schlug mir auf die Schulter. »Wie lange wird es deiner Meinung nach dauern, uns in die Stadt zu führen?«
    Praktischerweise hatte ich vergessen, ihm gegenüber zu erwähnen, dass die Öffnung im Brunnen so gut wie nicht vorhanden war. Man konnte das als Selbsterhaltungstrieb bezeichnen. Waqi hatte noch etwa zwei Monate bis zur Entbindung, dadurch blieben mir noch zwei Monate zum Planen, um Zeit zu schinden, um Cheftus Rückkehr abzuwarten. »Etwa drei Monate?«
    Yoavs Blick war berechnend. »Bis zum Ende des Sommers?«
    Ich zuckte mit den Achseln. Klar, warum nicht?
    »Wie können wir mit dir Verbindung aufnehmen?«
    »Dadurch würde ich meine Tarnung verraten«, sagte ich. »Es wird schwierig werden, schließlich bin ich ständig mit anderen Menschen zusammen.«
    »Isha«, versprach Yoav, »wir werden mit dir in Verbindung bleiben. Wir werden dich nicht aus den Augen lassen, keinen Atemzug

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