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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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knüllte die Decke in ihrer Hand zusammen. Sie hätte eigentlich durch den Schmerz hindurch atmen sollen. So hatte ich es im Fernsehen gesehen, ich wusste nur nicht, wie das ging. Die Wehe ging vorüber, und sie sprach ihn an: »Bring mein Kind zur Welt.«
    Zorak verwandelte sich in einen General. Wir eilten mit sauberen Laken, heißem Wasser, Wein, einem Messer mit Eisenklinge und Lampen herbei und bauten alles ordentlich in ihrem Zimmer auf. Er schob die Schläfenlocken hinter die Ohren und wusch seine Hände in Wein. Die Wehen wollten kein Ende nehmen, aber Waqi war zäh. Sie schrie nur selten; meistens streichelte sie ihren Bauch und lächelte unter ihren Höllenqualen.
    In regelmäßigen Abständen sprach Zorak ein Gebet, um danach zwischen ihre Beine zu schauen und ihr zu sagen, dass es noch dauern würde. Als er schließlich verkündete, dass es so weit sei, war die Nacht tintenschwarz und der Mond hinter einer Wolke verschwunden.
    Ein paar Ziegelsteine wurden ins Zimmer gebracht und Waqi von ihrem Strohlager zu den Ziegeln geführt, auf denen sie kauern sollte. Ich wurde auf ihre linke Seite gestellt und eine Sklavin zu ihrer Rechten, während Uru hinter ihr stand und ihren Hals sowie das Rückgrat mit Duftölen massierte. Zorak hockte vor ihr, massierte die Innenseiten ihrer Schenkel und ihren Bauch und sprach ihr leise und beruhigend zu, wobei er ihr ununterbrochen in die Augen sah.
    Waqi wandte den Blick kein einziges Mal von ihm ab.
    Auch wenn die Wehen einsetzten, blieben ihre Augen offen und auf seine gerichtet, während wir sie aufrecht hielten und beobachteten, wie ihr massiger Leib sich in Wellen zusammenzog. Uru sang leise unverständliche Worte zu einer betörenden Melodie vor sich hin.
    Wie Wasser aus einer Dusche floss der Schweiß über Waqis Leib. Eigentümlicherweise war mein Widerwille geschwunden, seit ich mit angesehen hatte, wie dieses junge Mädchen mit seinem Kind sprach und dabei in die Augen dieses Fremden schaute, der alles zu Stande bringen würde. Plötzlich fühlte ich mich ungeheuer unwichtig.
    Dann schrie sie unvermittelt mehrmals kurz hintereinander auf und schien beinahe gegen unseren Griff anzukämpfen.
    »Lasst sie runter«, befahl Zorak, und gehorsam ließen wir sie in die Hocke sinken. Die anderen Sklavinnen rückten näher, um so viel Licht wie möglich zu spenden. Zorak redete Waqi zu und rieb dabei über ihren Bauch, Uru sprach ihr Mut zu, selbst ich sagte ihr, dass sie das ausgezeichnet machte, dass alles b’seder sein würde, dass sie einfach weiteratmen solle.
    Ihr Leib zitterte dermaßen, dass wir sie fast fallen ließen, weil der Schweiß sie so glitschig machte, und dann ... glitt eine blutige Masse in Zoraks Hände. Es war abstoßend; es war unfassbar!
    Das Baby brauchte einen Moment, ehe es zu brüllen anfing.
    Als ich schließlich begriff, was eben geschehen war, strömten mir Tränen über die Wangen. Vor meinen Augen war ein Kind geboren worden.
    Wir machten alles sauber. Zorak entfernte die Nachgeburt, schlug sie in ein Tuch und überreichte sie einer Sklavin, die damit verschwand. Dann reichte er Waqi das eiserne Messer, die damit unter einem Gebet die Nabelschnur durchtrennte. Uru und Zorak rieben das Kind mit Salz ab, während die Sklavinnen alle Leintücher wechselten. Die andere Sklavin und ich wuschen Waqi und rieben anschließend ihre Schenkel, ihren Bauch und die Brüste mit Öl ein. Eigentlich hätte es mich verlegen machen müssen, eine andere Frau so zu berühren, doch stattdessen fühlte ich mich als Beschützerin und dadurch mit ihr verbunden. Was ihr Körper zu Stande gebracht hatte, konnte meiner ebenfalls zu Stande bringen, dieses Band schmiedete uns zusammen.
    Das Kind war ein Junge. Zorak reichte ihn ihr. »Er ist bezaubernd«, sagte er. »Genau wie seine Mutter.« Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und trat in den Hintergrund. Waqi nahm uns alle überhaupt nicht wahr. Sie strich dem Kind über das Gesicht, küsste jeden Zentimeter seines Leibes, der nicht eingewickelt war, und hielt es dann an ihre Brust.
    Natürlich war er schnell von Begriff, schließlich war er das schönste Baby der Welt und das gescheiteste dazu, daran gab es keinen Zweifel. Gleich darauf nuckelte er wie ein Weltmeister. Mit einer Miene absoluter Glückseligkeit ließ sich Waqi zurücksinken. Ich sah kurz zu Zorak hinüber, der immer noch mit Blut verschmiert war, und bemerkte, dass er weinte.
    Uru legte die Hand auf meinen Arm.
    »Isha, lassen wir sie ein wenig

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