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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sie in irgendeinem dunklen Tunnel zu beseitigen.
    »Du wolltest doch wissen, ob er Gold besitzt, nicht wahr?«
    RaEm nickte.
    »Also werde ich dich zu seinen Schatztruhen führen. So weißt du, wie viel er aufbringen kann, falls du jemals Anlass haben solltest, mehr von ihm zu verlangen.« Er sah auf ihren Mund. »Es empfiehlt sich, stets zu wissen, wie weit der andere den eigenen Bedürfnissen entgegenkommen kann, meinst du nicht auch?« Er lächelte wieder. »Außerdem hat es dich zu Tode gelangweilt, auf deinem Berghang zu sitzen und zuzuschauen, wie sie hinter ihrem Gott herrennen.«
    »Und was erhoffst du dir hiervon?«, fragte sie unvermittelt, denn es störte sie, dass er sie so durchschaute.
    Er zuckte mit den Achseln. »Es macht mir Spaß.«
    »Dir macht alles nur Spaß«, fauchte sie. »Hat dir dein kleiner ägyptischer Schreiber auch Spaß gemacht?«
    Aus seinen Augen schlugen Flammen, und RaEm revidierte ihre ursprüngliche Einschätzung. Es war nicht so, dass er keine Seele besaß; er war ein Dämon. »Ich will nie wieder ein Wort darüber hören, sonst wird es dein letztes sein.«
    »Meine Soldaten würden dich töten«, erwiderte sie hoheitsvoll.
    »Ich kann nicht sterben.«
    In jener Nacht erhob sich Dadua in der Sukkah, die Daduas energiegeladene Kinder erbaut hatten. »Ich habe gesündigt«, sagte er. »Ich habe zugelassen, dass sich in diesem Land unsere Nachbarn mit uns mischen.« Er wandte den Blick ab. »Wir wussten nicht mehr, wie wir mit dem Totem, dem Be’ma-Thron umgehen sollten. Wir haben die Worte der Weisen auf unserem Zug vergessen. Nie wieder soll das vorkommen. Fortan soll stets ein Schreiber bei uns sein, der uns ermahnt und uns anhält, den Worten Shadays zu folgen. Es genügt nicht, lediglich über dieses Land zu wandeln.« Seine Stimme brach, doch er sprach weiter.
    »Ich habe Tziyon zu einer bloßen Sache herabgewürdigt. Wenn wir die Stadt oder den nackten Boden des Berges verehren, dann sind wir nicht besser als Götzendiener. Doch« - er sah uns eindringlich an - »wenn wir uns daran erinnern, was diese Stadt für uns bedeutet - dass unsere Geschichte unsere Zukunft ist, dass Shaday ein Gebender und Schöpfer jenseits all unserer Vorstellungen ist -, dann werden wir ein Ideal für die Ewigkeit geschaffen haben. Dann wird Tziyon nie zu Grunde gehen.«
    Du hast überhaupt keine Ahnung, dachte ich.
    »Aus diesem Grunde werden wir, indem wir das Antlitz und die Gunst Shadays suchen, zu einem Volk werden, das die Wahrheiten unseres Gottes erkennt. Es genügt nicht, an Feiertagen die Geschichten aufzusagen. Wir müssen jedes Wort, das er je zu unserem Volk sprach, im Gedächtnis behalten.«
    Ich fasste meinen Becher fester. Ich hatte mir - was dumm war, wie mir jetzt aufging - nie zuvor Gedanken darüber gemacht, dass es zu diesem Zeitpunkt noch gar keine Bibel gab.
    »#aMoshe hat uns Gesetze gegeben. Gesetze, die wir befolgen, ohne zu wissen, warum. Während der nächsten Woche werden wir uns jeden Abend versammeln und von neuem erfahren, warum wir diese Gesetze befolgen. Wir werden lernen, wie wir Shaday Gefallen bereiten können. Und können auf diese Weise vielleicht seinem Zorn entkommen.«
    Das zaghafte Klopfen einiger Knöchel auf den Boden wurde lauter. »Außerdem«, fuhr Dadua fort, »habe ich Schritte unternommen, um diese Stadt als Königsstadt zu organisieren. Auf diese Weise können wir besser darauf achten, dass wir Shaday folgen. Der Schreiber Chavsha wird die Worte der Priester, des Tzadik aufzeichnen, damit nichts mehr verloren geht. Dieser Chronist wird -«
    Hinter den Reihen der Sklaven und Konkubinen sank ich in die Hocke. Das konnte doch nicht wahr sein! Das war doch nicht möglich! Aber ich konnte die Bücher auswendig aufsagen, das gehörte zu den Dingen, die ich mir aus jenen lang zurückliegenden und weit entfernten Schulstunden gemerkt hatte.
    Genesis, Exodus, Levitikus, Zahlen, Deuteronomium, Josua, Richter, Ruth, Samuel I und II, Könige I und II, Chronik I und II! Mir wurde schwindelig; das war unglaublich!
    »Wir werden als Stämme neu beginnen«, sagte er. »Wir werden aus Y’srael und Yuda eine vereinte Monarchie bilden. Wir werden eine Nation sein!«
    Wir klopften begeistert. N’tan erhob sich. Er war im Priesterornat, in seiner goldenen Kappe spiegelten sich die zahllosen Lichter. Er sprach ein Gebet zu Shaday und deutete dann zu Dadua hin.
    Dadua sprach erneut. »Shaday wird dies für uns tun«, sagte er. »Was zählt, ist nicht das Werk unserer

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