Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
nickte; allmählich wurde ich besser im Feilschen, und ich würde Cheftu mitnehmen. Vielleicht würde ich sogar Wadia zu sehen bekommen?
    Dadua trat vor mich hin. Er war mir so nahe, dass ich seine Haut riechen konnte. Die Schweigsame hätte mich umgebracht, um jetzt an meiner Stelle zu sein. »Ich war auf der Suche nach einem Emblem, der Tziyon, unsere Lage hier, symbolisieren sollte.« Er hob frustriert die Hände. »Doch mir will nichts, aber auch gar nichts einfallen. Nicht einmal Hirams geschickte und begabte Zeichner können mir helfen.«
    »Ken?«
    »Doch heute, bei der Hochzeit des Mädchens, habe ich es gesehen!«
    »Was gesehen?«
    »Das Zeichen! Es ist doch ganz eindeutig«, rief Dadua aus. »Ein Sinnbild für Tziyon, für die vereinte Monarchie!«
    Ich hielt den Atem an.
    »Das! Das ist es!« Er zerrte einen Papyrus hervor. Dort war mit weitaus weniger Eleganz als im Original mein Muster aus der Hand der Schweigsamen nachgezeichnet. Ohne Schwünge, Kurven und Winkel war es ein schlichtes Dreieck.
    Über dem umgedreht ein zweites Dreieck lag.
    »Es hat oben drei Spitzen, entsprechend den drei heiligen Städten im Norden, und unten drei Spitzen, entsprechend den heiligen Städten im Süden. Und in Tziyon überschneiden sich beide!«
    Ich starrte auf den Papyrus. Zwei Dreiecke, die sich wahrhaftig überschnitten.
    »Und so leicht zu zeichnen! Wir können es überall anbringen!«
    Ich mag Sterne, hatte die Schweigsame gesagt.
    Darum hatte ich ihr einen gezeichnet. Aus zwei Dreiecken. Ein Mann namens David, der eben einen Staat gegründet hatte, hatte ihn gesehen. Er hatte ihm gefallen. Und er hatte beschlossen, ihn zu verwenden.
    Ob ich das wohl in meinem Lebenslauf verwenden konnte?
    »Das wird das Schild Shalems sein, denn diese Stadt soll eine Stadt des Friedens sein, eine Stadt Shadays. Perfekt!«
    Ich hatte den Schild Salomons entworfen, auch Davidsstern genannt, denn schließlich wusste ich aus der Geschichte, dass dies der Davidsstern werden würde. Ich hatte eben - irgendwie
    - Geschichte gemacht. Darüber konnte ich nur noch lachen. Mein Leben schien nur noch aus Zirkelschlüssen zu bestehen.

    16. KAPITEL
    »Es erfreut mich, dass du zu meiner Feier gekommen bist«, sagte RaEm und lehnte sich zurück.
    Dadua stand in ihrer Tür, von mehreren Soldaten flankiert. Die Zelte ihres Volkes waren nicht gegen den Regen gerüstet, darum hatten ihre Soldaten von den Tsori gelernt, Bäume zu fällen. Nun schützte ein hölzernes Dach ihr Zelt, verdüsterte es aber auch. Und die Kälte war durch nichts abzuhalten. Sie zitterte, doch als haNasis Blick kurz auf ihre steifen Brustwarzen fiel, schickte RaEm ein knappes Dankgebet zu den Göttern der Kälte.
    »Bitte mach es dir bequem, Adoni«, lud sie ihn in jener Sprache ein, die ihr immer noch so fremd war. Dennoch, während der Sommerhitze hatte sie wenig anderes zu tun gehabt. »Deine Soldaten können es sich im Zelt nebenan gemütlich machen. Meine Sklavinnen werden dafür sorgen, dass unsere Wünsche erfüllt werden.«
    Er hatte schwarze Augen, fast wie Hiram, doch in seinen lag schon beinahe zu viel Seele. Dadurch schien der diesbezügliche Mangel in ihren noch deutlicher hervorzutreten.
    Er schickte seine Männer fort und gesellte sich zu ihr. Um sich seinen Sitten anzupassen, hatte sie einen niedrigen Tisch, umgeben von Seidenkissen, decken lassen. Überall im Raum glomm in Brandschalen Weihrauch, der Wärme und Duft spendete. Dadua ließ sich auf der anderen Seite des vergoldeten
    Tisches nieder und streckte seinen Körper ihr gegenüber aus.
    RaEm schenkte Wein ein und reichte ihn Dadua. »Auf die Vereinigung unserer beiden Völker«, sagte sie.
    Er hielt den Becher an die Lippen und schluckte, doch ihr war klar, dass er nichts getrunken hatte. »Verzeih, Adoni«, sagte sie und nahm ihm den Becher wieder ab. »Wir kennen beide die Intrigen des Hofes nur zu gut, nicht wahr?« Sie nahm einen Schluck und fragte sich im gleichen Moment, wie viel von der zerstoßenen Alraunwurzel dadurch wohl in ihre Adern gelangte. »Jetzt weißt du, dass dir nichts passieren wird.« Sie gab ihm den Becher zurück.
    Damit war es eine Frage der Ehre; nun würde er in vollen Zügen trinken müssen, wenn er den Pharao Ägyptens nicht als möglichen Mörder beleidigen wollte. Er leerte seinen Becher, und sie seufzte erleichtert. Es würde ein Leichtes sein; sie hätte mehr Vertrauen in sich haben sollen. Nur sein ruhiger Atem und sein allmächtiger, strenger Gott machten sie

Weitere Kostenlose Bücher