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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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berufen. Diese Last muss ich tragen. To-dah rabah, mein Freund.«
    »Shalom, N’tan«, sagte Cheftu, während der Prophet bereits die Tür hinter sich schloss.
    Cheftu sank auf die Knie, denn ihm standen die Worte so deutlich vor Augen, als läge die Heilige Schrift aufgeschlagen vor ihm:
    »Geh hin und sage zu meinem Knecht David: So spricht der Herr: Solltest du mir ein Haus bauen, dass ich darin wohne? Habe ich doch in keinem Hause gewohnt seit dem Tag, da ich die Kinder Israel aus Ägypten führte bis auf diesen Tag, sondern ich bin umhergezogen in einem Zelt als Wohnung. Habe ich die ganze Zeit, als ich mit den Kindern Israels umherzog, je geredet zu einem der Richter Israels, denen ich befohlen hatte, mein Volk zu weiden: Warum baut ihr mir nicht ein Haus?
    Darum sollst du nun so zu meinem Knecht David sagen: So spricht der Herr, der Allmächtige: Ich habe dich genommen von den Schafhütern und von den Herden, dass du über mein Volk Israel herrschen sollst. Ich war mit dir, wo du auch hingegangen bist, und habe all deine Feinde vor dir gefällt.
    Und ich will dir einen großen Namen machen gleich den Größten der Erde. Und ich will meinem Volk Israel eine Stätte geben und will es pflanzen, dass es dort wohne und sich nicht mehr ängstigen müsse und die Kinder der Bosheit es nicht mehr bedrängen, wie sie es vormals taten und von jeher, seit ich die Richter über mein Volk Israel ernannte. Und alle deine Feinde will ich unterwerfen.
    Und ich verkünde dir, dass der Herr dir ein Haus erbauen wird. Wenn deine Zeit um ist und du zu deinen Vätern eingehst, dann will ich dir einen Sohn erwecken und sein Königtum bestätigen. Der soll meinem Namen ein Haus bauen, und ich will seinen Königsthron bestätigen ewiglich.«
    Cheftu wusste nicht wie oder wieso, doch dies waren Gottes Worte, die durch alle Zeiten hindurch weiterleben würden. Davids Thron würde für alle Zeiten bestätigt. Er war Gottes Liebling, die Verkörperung der göttlichen Nishmat ha hayyim und erfüllt mit dem Eifer Shadays. Dafür würde er in Ehren gehalten.
    Und durch ihn würden alle Erdenbewohner gesegnet. Cheftus Stirn berührte den Boden, und er flüsterte: »Sela.« Draußen grummelte der Donner.
    Es begann wieder zu regnen.
    Die Schweigsame, Bathseba, hatte kein Wort mehr gesprochen. Wir hatten uns um sie versammelt, als Ersatzfamilie der Braut. Lustlos starrte sie ins Leere. Shana und Hag’it hatten ihr die Haare zu Locken gedreht und dann ihr Gesicht mit einem leichten Rosa und Rauchgrau geschminkt.
    Avgay’el hatte ihr ein Kleid in Rot, der Farbe der Freude, geliehen. Es war mit Silber und Gold bestickt und um den Hals mit winzigen Perlen besetzt. Ein Mitgiftstirnband mit den silbernen Münzen ergänzte den Halsschmuck aus Silbermünzen.
    Sie setzte sich.
    Die Atmosphäre war gezwungen, aber daran war wohl nichts zu ändern. Mir kam das barbarisch vor, dennoch war dies hier für sie besser als ein Leben als einfache Sklavin, nicht wahr? Schließlich musste Bathseba Uri’a und später, tja, Dadua heiraten, denn woher sollte andernfalls Salomon kommen?
    Und wenn es keinen Salomon gab ... keine Ahnung.
    Oder war es so, wie Cheftu angedeutet hatte: In Wahrheit gab es tausend Möglichkeiten, tausend andere Seelen, und wenn es nicht auf diese Weise geschah, dann würde ein anderer Weg eingeschlagen? Mein Geist sperrte sich gegen das Konzept alternativer Wirklichkeiten; das schmeckte mir zu sehr nach Science-fiction.
    Indem wir eine Entscheidung trafen, sollten wir in ein ganz anderes Universum von Entscheidungen treten? Waren alle durch Fäden untereinander verbunden wie in einem riesigen Spinnennetz? Wäre ich nicht hier in Jerusalem gewesen, hätte dann eine andere Frau meinen Part übernommen, und ich wäre in der Schlacht von Ashqelon umgekommen?
    Es war besser, wenn ich mich an die nahe liegende Aufgabe hielt, ‘Shevas Hände und Füße mit Henna zu verzieren. Die Frauen tanzten und tranken, während ich bei der Schweigsamen saß. Sie streckte mir die Handflächen entgegen.
    »HaMelekh wird mich sehen«, flüsterte sie. »Machst du mich schön?«
    Die Ironie dieser Frage war fast unglaublich, doch ich griff zu den Pinseln. Sie war mir nie wie eine Blumenliebhaberin vorgekommen; die meisten Hennazeichnungen, die ich gesehen hatte, rankten sich um Blumen.
    Regentropfen!
    Sie hatte lange, dünne Hände; eigenartig, dass mir das nie aufgefallen war. Perfekte Hände für eine Tänzerin, ausdrucksvoll und eloquent. Nachdem ich das

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