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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Ende des Hennastäbchens, das mir als Pinsel diente, eingetaucht hatte, malte ich ein winziges Paisleymuster von lauter kleinen Regentropfen auf ihre
    Finger. Dann umgab ich sie mit Pünktchen. Danach folgte ihre Handfläche.
    »Was gefällt dir?« Mein Flüstern wurde fast von dem Lachen der Frauen übertönt.
    »Die Regentropfen«, antwortete sie.
    »Die habe ich schon.«
    »Blätter.«
    Blätter würden zu sehr nach Regentropfen aussehen, dachte ich. »Und was noch?«
    »Sterne.«
    Ich betrachtete ihre Handflächen. Die Linien schienen sich in zwei Richtungen aufzuteilen, wobei eine zum Venusberg verlief und die andere an der Außenkante verschwand. Ich folgte den Falten und verband sie dann. Es war ein Dreieck, das auf Grund seiner Schwünge sehr islamisch aussah.
    »Sterne«, wiederholte sie.
    Ich legte ein zweites, ebenso verwinkeltes und geschwungenes Dreieck über das erste. Danach malte ich, nur um die leeren Flächen zu füllen, Regentropfen, die davon wegflogen. In der anderen Hand wiederholte ich das Muster. Die Sterne sahen ein wenig nach jüdischen Sternen aus, doch schließlich war sie ein gutes jüdisches Mädchen, was also war daran auszusetzen? Als ich fertig war, stießen wir noch einmal gemeinsam auf sie an und gruppierten uns dann als Leibwache um sie herum, bevor wir, da es draußen kalt und nass war, in einer der erst kürzlich fertig gestellten Zedernräume auf Uri’a trafen. ‘Sheva zitterte nicht mehr; im Gegenteil, sie schritt voller Anmut und Stolz dahin, und ihr fließendes, platinsilbernes Haar stand in deutlichem Kontrast zu ihrem roten Kleid.
    Der Klingone wartete unter dem Hochzeitshimmel auf sie. Da er sie bereits in Besitz genommen hatte, gab es keine große Feier.
    Ihre Familie war nicht gekommen - falls sie überhaupt in Jerusalem war. Nur N’tan, Dadua und die Frauen aus dem Harem
    waren anwesend.
    Die Zeremonie war schnell erledigt, dann folgte das Festmahl. Alle aßen wenig und tranken viel, und dann nahm Uri’a seine Braut hoch, um sie in sein Heim zu tragen.
    »Warte!«, rief Dadua. »Als König, Gibori, steht es mir zu, die Braut zu küssen!«
    Wir lachten. Unter normalen Umständen wäre das ein unschuldiger Scherz gewesen. Doch heute wirkte es gezwungen. Trotzdem war ich ihm dafür dankbar, denn die Schweigsame wünschte sich nichts sehnlicher im Leben, als von David geküsst zu werden und im Regen zu tanzen. Würde sich dadurch die Geschichte verändern? Hatte sie das schon? Uri’a setzte sie ab, dann nahm Dadua ihre Hände in seine und sah ihr ins Gesicht.
    Atmeten alle anderen ebenfalls schneller? Ich konnte kaum glauben, was ich da sah!
    »Uri’a ist ein guter Mann. Er ist mir treu ergeben. Sei du ihm ebenfalls treu ergeben.« ‘Sheva glotzte ihn an, als hätte er nur für sie die Sterne an den Himmel gehängt, die Sterne, die ihr so gut gefielen. »Möge Shaday dich mit vielen Kindern segnen«, fuhr Dadua fort. »Mögen diese Kinder heranwachsen und den Stämmen Gutes erweisen.« Sie legte den Kopf in den Nacken, damit er sie besser küssen konnte. Doch Dadua küsste stattdes-sen erst ihre eine Handfläche, dann die andere. Er sah stirnrunzelnd auf mein Hennamuster und küsste nochmals ihre Handfläche. Uri’a hob ‘Sheva hoch, die vor Enttäuschung wie durch die Mangel gezogen wirkte, und trug sie davon.
    Ein Donnern brachte das Gebäude zum Erbeben. Avgay’el lud mich ein, bei ihr zu bleiben und in den friedlichen Frauengemächern abzuwarten, bis Cheftu mit seiner Arbeit fertig war. Ich war schon eingeschlafen, als Avgay’el mich sanft wach rüttelte. Leise sagte sie: »Dadua möchte dich sehen.«
    Ich spritzte mir etwas Wasser ins Gesicht und ging mit Shana in einen kleineren Audienzraum. Dort war Yoav, der mit ernster Miene einen Papyrus studierte. Dadua sprang auf, sobald er mich erblickte. »Möchtest du Wein, Klo-ee?«
    »B’seder«, sagte ich.
    »Der Tempel, ach, nun, Shaday will nicht, dass ich ihn erbaue.«
    Das hatte Cheftu bereits erwähnt; und das stimmte auch mit der Bibel überein, so wie ich sie kannte.
    »Darum möchte ich jetzt eine Uniform machen lassen, die alle Giborim tragen sollen.«
    Die professionelle Ausrüstung der Ägypter und Pelesti hatte seinen Neid geweckt?
    »Yoav«, sagte er und deutete dabei auf den Rosh Tsor haHa-gana, »hat bei deinen Verwandten, den Pelesti in Ashdoid, bereits Schilde in Auftrag gegeben.«
    Ich nickte.
    »Vielleicht könntest du mit ihnen reden und bessere Konditionen für uns vereinbaren?«
    Ich

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