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Frankenstein oder Der moderne Prometheus

Frankenstein oder Der moderne Prometheus

Titel: Frankenstein oder Der moderne Prometheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Shelley
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elenden
Dasein ein Ende bereiten. Schließlich suchte ich Zuflucht in diesen
Bergen und durchstreifte ihre tiefsten Schluchten, verzehrt von
einer brennenden Leidenschaft, die nur du allein befriedigen
kannst. Du wirst diesen Platz nicht verlassen, ehe du mir
versprochen hast, meine Bitte zu erfüllen. Ich bin allein und
unglücklich. Mit Menschen werde ich nie verkehren können, das habe
ich gesehen; aber ein Wesen, das ebenso häßlich und mißgestaltet
ist wie ich, wird mir seine Neigung nicht versagen. Meine Genossin
muß von derselben Art sein wie ich und dieselben Mängel haben.
Dieses Wesen mußt du mir schaffen.

Kapitel 17
     
    Der Dämon schwieg und heftete seine furchtbaren Augen auf mich,
meine Antwort erwartend. Ich war so erstaunt und erschreckt, daß
ich zuerst gar nicht imstande war, die Tragweite seines Wunsches zu
ermessen. Er fuhr fort:
    »Du mußt mir ein Weib schaffen, mit dem ich zusammen leben kann.
Du allein kannst das und ich fordere es von dir; es ist mein Recht,
das du mir nicht versagen darfst.«
    Der letzte Teil seiner Erzählung hatte in mir wieder den Haß
gegen ihn erweckt, der bei der Schilderung seiner Erlebnisse mit
der Familie de Lacey etwas eingeschlummert war und sogar einem
gewissen Gefühl der Teilnahme Platz gemacht hatte, dann aber brach
ich wütend los:
    »Das werde ich nicht, und keine Qual wird je ein
Zugeständnis aus mir herauspressen. Du
kannst mich verstümmeln und töten, du kannst mich zum elendesten
der Menschen machen, aber du wirst es nie so weit bringen, daß ich
in meinen eigenen Augen wie ein Schurke dastehe. Ich soll ein
solches Wesen schaffen, damit ihr vereint eure verruchte Bosheit
auf die Welt loslassen könnt? Aus meinen Augen! Meine Antwort hast
du. Martere mich, aber glaube nicht, daß ich deinen Wunsch
erfülle.«
    »Du bist im Irrtum«, erwiderte der Dämon. »Und anstatt dir zu
drohen, bitte ich dich, meinen Vernunftgründen dein Ohr zu leihen.
Ich bin nur schlecht, weil ich elend bin. Verfolgen und hassen mich
nicht alle, die mich erblicken? Du, mein Schöpfer, du würdest mich
frohlockend in Stücke reißen. Sage mir, warum soll ich mit den
Menschen mehr Mitleid haben als sie mit mir? Du würdest dich keines
Mordes schuldig fühlen, wenn du mich, das Werk deiner Hände, in
eine dieser Eisspalten werfen und zerschmettern könntest. Soll ich
jemand achten, der mich verachtet? Glaube mir, wenn jemand sich
entschließen könnte, gut gegen mich zu sein, ich würde es ihm mit
Tränen der Dankbarkeit in den Augen danken und ihm alles Gute tun,
was in meiner Macht stünde. Aber das wird ja nie geschehen; die
menschlichen Sinne bilden unüberwindliche Hindernisse. Doch gedenke
ich nicht, mich ohne weiteres zu fügen. Ich will mich für das
Erlittene rächen. Wenn ich nicht Liebe einflößen kann, dann will
ich Furcht und Entsetzen verbreiten. Und ganz besonders dir, meinem
Schöpfer, meinem Erzfeind, schwöre ich unauslöschlichen Haß. Hüte
dich! Ich will an deinem Verderben arbeiten und nicht enden, ehe
ich dich so unglücklich gemacht, daß du der Stunde deiner Geburt
fluchst.«
    Teuflische Wut leuchtete aus seinen Augen, als er dies sagte.
Sein Gesicht verzerrte sich zu einer unbeschreiblich schrecklichen
Grimasse; aber rasch beherrschte er sich und fuhr ruhiger fort:
    »Doch ich hatte ja die Absicht, vernünftig mit dir zu reden.
Diese Leidenschaftlichkeit hat keinen Zweck, denn du bist dir ja
doch nicht im klaren, daß du alles verschuldet hast. Ein
einziger Mensch nur sollte mir sein
Wohlwollen beweisen, und um dieses Einen willen würde ich Frieden
schließen mit seinem ganzen Geschlecht. Aber ich will nicht in
Träumen schwelgen, die doch nie zur Wirklichkeit werden. Was ich
von dir fordere ist gerechtfertigt und bescheiden. Ich verlange ein
Wesen, das von mir geschlechtlich verschieden, aber ebenso häßlich
ist wie ich. Es ist nur wenig, was ich von dir erbitte, aber es ist
mir genug. Wahr ist ja, daß wir Ungeheuer sind, die mit der Welt
nichts zu schaffen haben; aber umso lieber werden wir einander
sein. Wir werden kein glückliches Leben führen, aber wir werden
niemand etwas zu Leide tun. O mein Schöpfer, tu mir das zu Liebe;
ich will dir für diese eine Wohltat unbegrenzt dankbar sein. Laß
mich sehen, daß wenigstens ein lebendes Wesen Mitleid mit mir hat
und schlage mir meine Bitte nicht ab.«
    Ich war erschüttert; dabei graute mir vor dem Gedanken an die
etwaigen Folgen meiner Zustimmung. Aber ich fühlte, daß in seinen
Worten eine

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