Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine
»Frischfisch des Tages«.
»Siehst du hier Wasser?«, fragte Carmen und zeigte hinaus auf die Wüste.
»Nein«, antwortete Mouse senior.
»Wo zum Teufel nehmen die dann Frischfisch her?«
»Die meinen vielleicht, er war frisch, als er eingefroren wurde«, sagte Mouse senior. »Hier ist Frank. Frag ihn, er handelt mit Fisch.«
»Was sagst du, Frank?«
»Er wird gefangen, schockgefrostet, über Nacht geliefert«, klärte Frank auf und setzte sich neben Mike.
»Ist das dein Fisch?«, fragte ihn Mouse senior.
»Ich liefere nicht an Ketten.«
»Soll er den nun bestellen oder nicht?«
»Lieber nicht.«
Wie soll ich das nur aushalten, dachte Frank. Der reinste Stumpfsinn.
Mouse senior legte die Speisekarte weg. »Danke fürs Kommen, Frank.«
»Kein Problem, Peter.«
Carmen nickte seinen Dank, und Frank nickte zurück.
Das Bestellen dauerte Jahre, jeder bestellte auf eigene Rechnung.
Frank bestellte Eistee.
»Was soll das?«, fragte Mouse senior. »Soll das dein Mittagessen sein? Eistee?«
»Mehr will ich nicht«, sagte Frank.
»Das ist, äh, nicht sehr kooperativ«, meinte Mike.
»Ist nicht böse gemeint«, erwiderte Frank.
Die Wahrheit war, dass Frank viel zu gern aß, als dieses Zeug anzurühren, und, wichtiger noch, dass er nach diesem Gipfeltreffen eine weitere Verabredung zum Essen hatte. Am Abend zuvor hatte er Donna kennengelernt, eine phantastische Tänzerin vom Tropicana, und sie war bereit, mit ihm zum Lunch zu gehen, aber nicht zum Dinner. Also hatte er sich ein richtig gutes Lokal ausgesucht.
»Kommen wir zum Geschäftlichen«, sagte Carmen, als das Essen kam. »Herbie Goldstein.«
»Ein gieriger, eigennütziger Geizhals«, sagte Mouse senior. In seinem Mundwinkel klebte ein wenig Thunfischsalat. »Dieser fette Jude macht Geld wie Heu und gibt keinem was ab.«
»Fetter Jude?«, sagte Frank. »Was soll das?«
»Wieso? Seid ihr plötzlich dicke Freunde, du und Herbie?«, fragte Mouse senior.
»Nicht plötzlich. Ich bin seit Jahren mit ihm befreundet«, sagte Frank. »Genauso wie ihr.«
»Weißt du, wie viel Kohle der Scheißkerl macht?«, sagte Mike. »Allein die Hehlerware, die er in seiner Dreckbude hortet, ist wahrscheinlich ein Vermögen wert. Und Geld hortet er dort auch.«
»Frank«, sagte Carmen. »Er muss teilen.«
»Ich weiß«, sagte Frank.
»Also was?«, fragte Mouse.
»Ich rede mit ihm«, sagte Frank. »Gebt mir eine Chance, mit ihm zu reden.«
»Nicht du allein«, sagte Carmen.
»Ich und Mike.«
»Mike, wäre das okay?«, fragte Mouse.
Mike nickte.
»Gleich heute«, verlangte Carmen.
»Heute Abend «, sagte Frank.
Alle Augen richteten sich auf ihn.
»Ich habe heute Nachmittag ein Date«, sagte Frank.
So wurde es verabredet. Frank und Mike würden am Abend mit Herbie reden und ihn ins Boot holen.
»Aber Frank«, sagte Mouse, »wenn Herbie nicht spurt, dann …«
»Dann erledige ich das«, sagte Frank.
Dann läuft es auf die andere Art, dachte Frank.
Und das war es schon. Die Jungs aßen fertig – voller Zuversicht, dass sie Fat Herbie Goldsteins Reichtümer dazu benutzen konnten, ihre Übernahme von Las Vegas zu finanzieren. Darauf gingen sie an die Kasse, um ihre Rechnung zu bezahlen – jeder für sich. Frank verabschiedete sich, verschwand in der Herrentoilette und wartete, bis sie gegangen waren. Auf dem Weg hinaus guckte er auf den Tisch und sah, was er erwartet hatte.
Ein Trinkgeld von drei Dollarnoten und ein paar Münzen.
Diese miesen Hunde hatten zwei Stunden im Lokal gesessen und drei Dollar Trinkgeld gegeben. Frank nahm zwei Zwanziger aus der Brieftasche und legte sie dazu.
Der Lunch mit Donna war phantastisch.
Er ging mit ihr in ein kleines französisches Restaurant ein wenig abseits vom Strip, und diese Frau kannte sich aus mit der Speisekarte. Sie saßen zweieinhalb Stunden, plauderten,tranken Wein, aßen erlesene Dinge und erfreuten sich ihres Beisammenseins.
Ursprünglich kam sie aus Detroit, ihr Vater hatte sein Leben bei Ford am Fließband verbracht, und so ein Leben wollte sie auf keinen Fall. Sie konnte tanzen – hatte die richtige Figur und die Beine dazu –, also lernte sie Ballett, bis sie zu groß dafür wurde, dann Tap- und Jazz-Dance. Nach Vegas ging sie zusammen mit einem Freund, den sie zu lieben glaubte. Sie heirateten, aber die Ehe hielt nicht.
»Er kam ins Lokal, heulte sich bei mir aus und schleppte die Serviererinnen ab«, sagte Donna.
Er ging zurück nach Detroit, sie blieb.
Am Büffet des Mirage lernte sie einen
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