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Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Titel: Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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bezahlt.

12
    Frank wendet sich vom Fenster ab und ruft im Angelladen an.
    Beim ersten Klingeln nimmt Kid Abe ab.
    »Frank, alles in Ordnung? Als ich kam, war der Laden geschlossen.«
    »Weißt du was, Abe«, sagt Frank, »wir machen einfach ein paar Tage dicht.«
    Es folgt ein ungläubiges Schweigen. »Wir machen dicht?«
    »Ja. Bei dem Sturm ist sowieso kaum was los«, sagt Frank. »Schieben wir ein paar Tage Urlaub ein. Ich ruf dich an, wenn’s weitergeht. Du kannst ruhig nach Tijuana runterfahren, deine Eltern besuchen oder was immer.«
    Das lässt sich Abe nicht zweimal sagen.
    Patty ist ein bisschen schwerer zu knacken.
    »Patty, hier ist Frank.«
    »Deine Stimme kenne ich.«
    »Patty, ich hab mir gedacht, du könntest mal wieder deine Schwester besuchten.« Pattys Schwester Celia ist vor zehn Jahren mit ihrem Mann nach Seattle gezogen. Sie haben dort ein Haus. Wo genau? In Bellingham?
    »Frank, du kannst doch meine Schwester nicht leiden !«
    »Fahr los und besuch sie, Patty«, sagt Frank. »Heute noch.«
    Sie hört den Unterton heraus. »Alles in Ordnung mit dir, Frank?«
    »Mir geht’s gut«, sagt Frank. »Ich muss nur sichergehen, dass du fährst.«
    »Frank –«
    »Mir geht’s gut«, wiederholt er.
    »Wie lange muss ich wegbleiben?«
    »Das weiß ich noch nicht«, sagt Frank. »Nicht lange. Geh hoch und packe.«
    »Ich bin oben.«
    »Dann packe.«
    »Frank?«
    »Was denn noch?«, fragt er ungeduldig. Er will nicht zu lange telefonieren, falls ihre Leitung angezapft wird.
    »Pass auf dich auf, ja?«, sagt sie. »Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch.«
    Der nächste Anruf geht an Donna.
    »Latte fettfrei mit zwei Schuss Espresso«, sagt sie, als sie seine Stimme hört. »Bitte.«
    »Nun hör mir zu«, sagt Frank. »Und tu nur dieses eine Mal genau das, was ich dir sage, ohne lange Diskussion. Mach den Laden zu, fahr nach Hause und packe, flieg ab nach Hawaii. Die Hauptinsel oder Kauai, ganz egal, Hauptsache, du fliegst. Heute noch. Nimm dein Handy mit. Sag keinem, wo du hinfährst, und komm nicht zurück, bevor du von mir hörst. Nicht per Nachricht, sondern von mir persönlich . Wirst du das tun?«
    Es folgt ein Schweigen, bis sie begriffen hat, dann sagt sie einfach nur ja.
    »Gut. Danke. Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch«, sagt sie. »Werde ich dich wiedersehen?«
    »Absolut.«
    Jetzt haben sie mich so weit, dass ich das auch sage, denkt er.
    Er ruft Jill an und kriegt ihren AB-Spruch zu hören: Hi, ich bin Skilaufen in Big Bear. Neidisch, was? Hinterlasst eine Nachricht, dann rufe ich zurück . Er versucht es mit ihremHandy und kriegt etwa denselben Spruch zu hören. Na gut, denkt er, in Big Bear ist sie sicher – selbst wenn »sie«, wer immer das sein mag, hinter ihr her sind. Dort findet man sie nicht.
    Also sind die Menschen, die mir lieb und teuer sind, in Sicherheit.
    Was schon für sich beruhigend ist, außerdem kann ich mich freier bewegen.
    Und es wird Zeit, sich zu bewegen.
    Er packt sein Gewehr und ein paar Sachen in eine Sporttasche, streift sich ein Achselhalfter für die 38er über, zieht einen Regenmantel an und verlässt das Apartment. In die Stadt fährt er mit dem Taxi, dort geht er zu Hertz und mietet mit seinen Sabellico-Papieren einen unauffälligen Ford Taurus.
    Er fährt auf der Küstenstraße nach Norden.
    Richtung L. A.

13
    Dave Hansen läuft hinunter an den Strand.
    Der nasse Sand glänzt wie dunkler Marmor, der kalte Regen peitscht ihm ins Gesicht. Zweitausend Meilen Küste, denkt er, und der Tote wird ausgerechnet hier angeschwemmt, dann noch bei diesem Wetter. Er steht am äußersten Zipfel Nordamerikas, und das ist wörtlich zu nehmen. Point Loma ist letzte Haltestelle, Endstation.
    Der Tote hat es gerade so geschafft.
    Ein paar Meter weiter, und er wäre ein mexikanisches Problem geworden.
    Eine Handvoll Matrosen von der Küstenwache und ein paar Cops aus San Diego haben sich um ihn versammelt.
    »Wir haben die Leiche nicht angerührt«, sagt der Polizeisergeant zu Dave. »Das ist Ihre Zuständigkeit.«
    Sagt es und freut sich wie ein Schneekönig.
    »Danke«, sagt Dave.
    Aber Hansen ist bei den Cops von San Diego beliebt. Er geht die Dinge locker an, für einen FBI-Mann. »Bei Betrunkenen haben wir meistens eine Vermisstenanzeige«, sagt der Sergeant. »Aber bis jetzt ist nichts eingegangen. Ich hab auch bei der Küstenwache angefragt. Nada.«
    »Er ist nicht ertrunken«, sagt Dave. »Sonst wäre er blau.«
    Die Haut von Ertrunkenen, selbst wenn sie nur

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