Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine
abdrücken.«
Frank gehorchte. Seine Hand zitterte, aber aus diesem Abstand konnte er nicht danebenschießen.
Allerdings zuckte die Leiche bei jedem Schuss. Dann rutschte sie aus der offenen Tür und erzeugte eine kleine Staubwolke, als sie auf der Erde aufschlug. Der Mann neben Frank holte seine eigene Pistole raus und gab ebenfalls zwei Schüsse auf De Santos Leiche ab.
»Jetzt«, sagte er, »hängen wir beide drin. Du und ich.«
Bap kam zurück und pisste auf die Leiche.
Das war Jahre bevor DNA und all der Kram aufkamen, also kümmerte das damals niemanden. Bap holte einfach sein Ding raus und pisste in De Santos klaffenden Mund.
»Das ist für Marie«, sagte er. Dann war er fertig, zog seinen Reißverschluss zu und befahl Frank: »Fahr mich nach Hause.«
Mit schleppenden Schritten ging Frank zu Baps Auto hinüber. Forliano nahm ihm die Pistole ab. »Wir kümmern uns drum.«
»Okay.«
»Gut gemacht, Junge«, sagte Forliano. »Bist in Ordnung.«
Der Jüngere stand daneben und lächelte Frank an, als wäre das Ganze nichts als ein lustiger Streich. »Mach dir deshalb keine Sorgen«, sagte er. »Hast dich wacker geschlagen.«
Er hatte einen Ostküstenakzent.
»Danke«, erwiderte Frank. »Du weißt schon, für deine Hilfe.«
»Nicht der Rede wert.« Der Mann gab ihm die Hand. »Mike Pella.«
»Frank Machianno.«
Sie schüttelten sich die Hand.
Locicero stieg zu Forliano und Pella ins Auto und fuhr mit ihnen weg.
Frank setzte sich ans Steuer, diesmal schaffte er es, den Schlüssel zu drehen und den Wagen zu starten. Die Räder drehten durch, als er Gas gab.
»Immer schön langsam«, instruierte ihn Bap. »Nach einem Job unbedingt im vorgeschriebenen Tempo fahren. Oder willst du als Raser gestoppt werden? Dann hat dich der Cop in Tatortnähe gesehen. Fahr einfach in Richtung Landstraße und reih dich in den Verkehr ein.«
Frank befolgte seine Anweisungen. Sie waren gute zwanzig Meilen auf dem Motorway 5 südwärts gefahren, als Bap sagte: »Ich war in Chicago.«
Warum nicht, dachte Frank.
»Du verstehst nicht, was ich meine«, hakte Bap nach. »Ich meine, ich habe dort mit ein paar wichtigen Leuten geredet.«
Was Frank auch nicht klüger machte.
»L. A. hat die Hand auf San Diego«, erklärte Bap. »Aber L. A. hat die Hand nicht auf L. A. Denn L. A. war nie wirklich sein eigener Herr. Früher mal hat es New York gehört. Den Juden, Siegel und Lansky. Jetzt kann sich L. A. nach dem Pissen nicht mal den Schwanz abschütteln, ohne vorher in Chicago um Erlaubnis zu fragen.«
»Das wusste ich nicht.«
»Weil du’s nicht wissen solltest«, sagte Bap. »L. A. will nicht, dass sich die Jungs aus San Diego in Chicago über L. A. beschweren.«
Aber genau das hast du getan, dachte Frank.
»Ich also hin«, redete Bap weiter, als hätte er Franks Gedanken gelesen. »Ich habe schon für Chicago gearbeitet, da hat De Santo für Jack Drina noch den Kaffee geholt. Ich hab dort mit gewissen Leuten geredet, und die mochten den Drecksack auch nicht.«
»Sie haben ihr Okay gegeben?« Frank war fassungslos.
»So läuft das nicht, Frankie«, sagte Bap. »Sie sagen nicht ja, sie sagen nicht nein. Und das bedeutet, wenn dem Mann in L. A. irgendwas passiert, rühren sie keinen Finger. Und falls dich das erleichtert: Genauso hat Detroit reagiert.«
Jetzt hatte Frank verstanden. »Und Locicero ist der neue Boss.«
»Alles hat seinen Preis, Frankie«, sagte Bap. »Das musst du dir merken.«
Was Frank auch tat.
Damit war die Sache erledigt, denkt Frank jetzt.
Locicero wurde Boss, Bap bekam San Diego, allerdings nur als Kapo der L. A.-Familie.
Und noch was bekam er, oder?
Das zeigte sich an dem Nachmittag, als du Marie Anselmos Einkäufe nach Hause fuhrst. Sie machte auf, ließ dich aber nicht rein wie sonst immer, doch durch den Türspalt konntest du in die Wohnung sehen.
Bap stand im Flur und zog sich die Hose hoch.
Sechs Monate später heiratete er Marie.
Danach verlor nie wieder jemand ein Wort darüber, was De Santo in jener Nacht in Momos Haus gemacht hatte.
Frank jedenfalls schwieg wie ein Grab.
Er hatte beschlossen, auszusteigen. Also fuhr er eines Tages nach Oceanside, ging ins Musterungsbüro und gehörte fünf Minuten später zu den Marines.
Wie in dem Song von den Surfaris, der damals gerade ein Hit war:
Surfer Joe joined Uncle Sam’s Marines today
They stationed him at Pendleton, not far away …
Ist das nicht komisch? denkt Frank heute. Die Regierung hat meine Ausbildung
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