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Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Titel: Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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später – und wie bestellt – Frank Baptista aufgetaucht wäre.

11
    Bap kam eines Abends in den Hafen, als Frank gerade das Deck aufgeräumt hatte und sich duschen wollte, um einen weiteren Abend lang gegen Pattys Tugend anzukämpfen. Männer mit Anzug und Krawatte sah man nicht allzu oft am Hafen, daher fiel er Frank sofort ins Auge, aber er wusste nicht, wer er war.
    Doch der Mann schien Frank zu kennen.
    »Bist du Frankie Machianno?«, fragte Bap.
    »Ja.« Frank kriegte jetzt Angst, dass der Mann ein Cop war und Marie doch noch beschlossen hatte, Anzeige gegen De Santo zu erstatten.
    Der Mann streckte ihm die Hand entgegen. »Wir haben den gleichen Vornamen. Ich bin Frank Baptista.«
    Frank reagierte verdutzt. Dieser Typ sah nun wirklich nicht aus wie ein berühmter Auftragskiller – klein, rundlich, mit fleischigen Wangen und Eulenaugen hinter dicken Brillengläsern. Sein spärliches fettiges Haar war nach hinten gekämmt. Im Vergleich zu Bap hatte Momo die Ausstrahlung von Troy Donohue.
    Das ist der Mann, der Lew Bruneman, »Russian Louie« Strauss und Red Sagunda umgelegt hat, als sich der Cleveland-Mob San Diego unter den Nagel reißen wollte? wunderte sich Frank. Der Mann, der hier seit den vierziger Jahren der Boss war, bis er wegen Bestechung in den Bau ging?
    »Kann ich dich zu was einladen?«, fragte Bap. »Eine Tasse Kaffee?«
    Ich hätte ablehnen sollen, denkt Frank jetzt. Nichts für ungut, Mr. Baptista, aber ich bin aus der Sache raus. Ich habe genug gesehen, hätte ich sagen sollen. Doch ich sagte es nicht. Ich ging mit Bap auf ein Bier.
    Frank folgte ihm nach Pacific Beach zu einer Bar am Crystal Pier. Sie fanden einen Tisch in der hinteren Ecke, wo Bap für sich Kaffee und für Frank Bier bestellte. Bap verbrachte eine lange Zeit damit, Milch und Zucker in seinen Kaffee zu rühren, dann fragte er: »Hast du Momo gemocht?«
    »Ja.«
    »Ich höre, du bringst Marie immer noch die Einkäufe nach Hause. Das spricht für dich. Das beweist Respekt.«
    »Momo war immer gut zu mir.«
    Bap nahm es zur Kenntnis, dann redete er über dies und das, aber Frank, der sich schon dachte, dass der ehemalige Boss nicht an Geplauder interessiert war, trank sein Bier aus und sagte, er habe eine Verabredung. Bap dankte ihm, dass er sich Zeit genommen hatte, es sei nett gewesen, ihn kennenzulernen. Frank glaubte, damit sei alles ausgestanden, aber etwa einen Monat später tauchte Bap wieder am Hafen auf und sagte: »Komm, fahren wir ein Stück.«
    Frank folgte ihm zu einem Cadillac, der auf der Ocean Avenue parkte. Bap warf ihm die Schlüssel zu und stieg auf der Beifahrerseite ein. Frank setzte sich ans Steuer und startete. »Wohin wollen Sie?«
    »Ist egal. Fahr einfach los.«
    Er bog auf den Sunset Drive ein und fuhr südwärts, an seinen Surfstellen vorbei.
    »Du fährst gut«, sagte Bap. »Du bist jetzt mein Chauffeur.«
    Und das war’s auch schon. Fortan arbeitete Frank für Bap. Er fuhr ihn überallhin – zum Einkaufen, zum Friseur, zu den Clubs, zu Marie, zu den Pferderennen in Del Mar. Er brachte Bap zu all den Buchmachern, Kredithaien und Hehlern in San Diego.
    De Santo gefiel das gar nicht.
    Der Boss in L. A. wusste, dass Bap auf freiem Fuß war, dass er sein altes Territorium zurückerobern wollte. Er wollte seinen Anteil vom Geld auf den Straßen, vom Glücksspiel und allem, was sonst noch so in San Diego lief, und De Santo dachte nicht daran, mit ihm zu teilen. Bap hatte einen Namen, er war ein Mann mit Ambitionen, aber L. A. konnte keinen starken Mann in San Diego gebrauchen, der wieder eigene Wege gehen wollte.
    »Wir haben wieder Indianer im Reservat«, sagte De Santo zu Nicky Locicero. »Das ist das Letzte, was wir gebrauchen können: einen Kerl, der da unten den Häuptling spielt.«
    Also warf er Bap ein paar Almosen hin, und Bap gab ihm ohne Umschweife zu verstehen, dass er damit nicht zufrieden war.
    Das war Baps altes Problem: Eine Kränkung konnte er nicht wegstecken. Er musste immer die Klappe aufreißen. Und am Ende brach es ihm das Genick. Frank weiß noch, was Bap damals, 1964, auf der Rennbahn von Del Mar sagte, so laut, dass es alle Mobster von Südkalifornien hören konnten: »Bin ich ein Hund, dass er mir ein paar Knochen hinwirft?«
    Frank trug Baps Wetten zum Schalter, doch die Wetten liefen schlecht. Kein Wunder, dass er Geld braucht, dachte Frank, er hat eine Schwäche für lahme Enten. Bap warf ihm eine Handvoll Nieten vor die Füße und sagte: »Ich war drei Jahre im Knast, ohne

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