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Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Titel: Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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kriecht er am Dachfirst entlang und klettert auf der anderen Seite runter, während die Streifenwagen der Troopers mit quietschenden Reifen zum Stehen kommen. Frank läuft zu seinem Auto zurück, parkt in aller Ruhe aus und fährt rüber zur Tankstelle, um zu tanken.
    »Was ist denn da los?«, fragt er den Tankwart, der rausgekommen ist, um zu sehen, was die ganze Aufregung soll.
    »Keine Ahnung«, sagt der junge Tankwart. »Irgendwas mit der Bank.«
    »Was, wirklich?«, staunt Frank. »Ist ja verrückt!«
    Er sieht Osborne mit einem der Troopers aus der Bank kommen, ein Mann aus der Eisdiele zeigt gen Westen, mit aufgeregtem Haltet-den-Dieb-Gefuchtel.
    Einer der Trooper eilt darauf zu seinem Streifenwagen und jagt in westlicher Richtung davon.
    Frank füllt derweil den Tank.
    »Ich hoffe, sie erwischen die«, sagt er und fährt los, Richtung Osten, immer schön am Tempolimit.
    Du bist ein Idiot, sagt er sich. Oder du wirst müde, verschlissen.
    Es war der Typ in der Eisdiele, auf der anderenStraßenseite. Den kennst du doch, du kannst ihn nur nicht einordnen.
    Du wirst alt. Scheiß Gedächtnis.
    Komm schon, denk nach! Streng dich an!
    Sein Gedächtnis spielt mit ihm Versteck. Gleich wird es klingeln.
    Carlo Moretti!
    Aus Detroit. Einer von Vince Venas Leuten.

36
    Es war 1981.
    Frank und Patty steckten mit ihrer Ehe schon in der Krise. Lange hatten sie versucht, ein Baby zu kriegen. Waren von einem Arzt zum anderen gelaufen, doch zu hören bekamen sie immer dasselbe: Frank hatte eine zu geringe Spermiendichte, da konnte man nichts machen. Sie redeten über Adoption, aber dafür war Patty nicht zu haben.
    Sie behauptete, sie würde ihm nichts vorwerfen, das wäre irrational und unfair, aber sie wusste trotzdem, dass ein Teil von ihr, tief drinnen, einen Groll gegen ihn hegte. Sie schob die Ursachen auf seine Überarbeitung, auf den Stress, dem er sich aussetzte, indem er neben dem Fischhandel auch den Wäscheservice betrieb. Und er hielt ihr entgegen, dass er vorsorgen wolle, dem Kind eine Zukunft sichern, wenn sie denn je eins bekommen sollten.
    Es waren also schwere Zeiten, ihr Liebesleben hatte sich in eine angstbesetzte Pflichtveranstaltung verwandelt, und es war gerade an einem ihrer empfänglichsten Tage, als der Anruf aus Chicago kam, der ihn nach Las Vegas beorderte, wo es eine kleinere Sache zu erledigen gab.
    In Wahrheit war Frank sogar erleichtert, dass er für ein paar Tage rauskam.
    Du brauchst das Geld, sagte er sich, und das stimmte auch, aber Tatsache war, dass sich sein Zuhause allmählichin eine Hölle verwandelte und er nach Gelegenheiten suchte, dieser Hölle zu entrinnen. Auch aus diesem Grund arbeitete er so lange, auch aus diesem Grund übernahm er den Job in Las Vegas.
    Mit Patty gab es deshalb Streit.
    »Du haust mit deinen Buddys ab nach Las Vegas?«, sagte sie. »Gerade jetzt?«
    Gerade jetzt, dachte Frank. Gerade, wenn von mir ein pflichtgemäßer, lustloser Begattungsakt erwartet wird. »Ich hab dort einen Job zu erledigen«, sagte er.
    »Einen Job!«, höhnte sie. »Unser Geld verjubeln, dich mit Huren rumtreiben. Das ist mir ein schöner Job!«
    »Ich spiele nicht, und ich treibe mich nicht mit Huren rum.«
    »Was willst du denn sonst in Las Vegas?«, fragte sie. »Shows besuchen?«
    Er explodierte. »Was ich dort mache, ist Arbeit! So verdiene ich mein Geld! Damit was auf den Tisch kommt! Damit ich die Ärzte bezahlen kann! Damit ich –«
    »Was für eine Arbeit?«, fragte sie. »Was genau treibst du überhaupt?«
    »Das werde ich dir gerade erzählen!« brüllte er. »Nimm das Geld, halt die Klappe und frag nicht nach Dingen, die dich nichts angehen!«
    »Das geht mich nichts an? Ich bin deine Frau !«
    »Danke für die Erinnerung!«
    Das kränkte sie. Er wusste es schon, bevor ihm der Satz entschlüpft war, und am liebsten hätte er ihn wieder verschluckt. Sie zerfloss in Tränen. »Ich will ein Baby!«
    »Ich auch.«
    Das waren seine Abschiedsworte, im Hinausgehen. Trotzdem musste er zugeben, dass die lange Fahrt nach Vegas eine Erholung war. Ein paar Stunden Einsamkeit und Ruhe . Kein Streit, keine gegenseitigen Vorwürfe. Wie weggeblasen dasGefühl, ein Versager zu sein. Und es wurde Zeit, über den Job nachzudenken, denn er versprach schwierig zu werden.
    Donnie Garth war der Goldjunge, das Wunderkind unter den Chicagoer Immobilienhaien. Keiner allerdings wusste, wie clever er wirklich war – bis er sich das Paladin Hotel in Vegas kaufte. Niemand hätte für möglich gehalten,

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