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Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Titel: Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Marty.
    »Großartig, Marty, danke«, sagte Garth. »Hör zu, ich besorge das Geld und komm dann bei dir zu Hause vorbei.«
    Das war der kritische Punkt. Frank hielt die Luft an, bis er Marty sagen hörte: »Vielleicht doch lieber, wo es etwas öffentlicher ist.«
    »Traust du mir nicht, Marty?«
    Biancofiore lachte nur.
    »Marty«, sagte Garth. »Ich kann dir doch mitten in Cesar’s Palace keinen Geldkoffer überreichen.«
    Marty dachte einen Moment nach. »Auf dem Parkplatz«, sagte er. »In meinem Auto.«
    »Dann sehen wir uns nach deiner Schicht.«
    »Vergiss es«, sagte Marty. »Mittags.«
    Weil Marty wusste, was alle wussten. Keiner, wirklich keiner würde versuchen, ihm bei hellichtem Tage mitten auf dem Strip das Licht auszuknipsen.
    Donnie blickte zu Frank hinüber.
    Frank überlegte kurz, dann nickte er.
    »Okay«, sagte Donnie. »Also Mittag. Welchen Wagen fährst du? Wie ist deine Parkplatznummer?«
    »Verschwinde für ein paar Tage aus der Stadt«, sagte Frank zu Garth. »Fahr in deine romanische Villa, gib eine Dinnerparty, besorg dir ein Alibi.« Schlürf deinen Jahrgangssekt mit den Reichen und Schönen, während ich deinen Dreck wegräume, dachte Frank.
    Als Marty an dem Tag auf den Parkplatz kam, war es also nicht Garth, der ihn dort erwartete, sondern Frank.
    Marty gefiel das gar nicht.
    Er ließ die Scheibe runter. »Wer zum Teufel sind Sie ? Wo ist Garth?«
    »Er kann nicht kommen.«
    »Was soll der Scheiß!«
    Aber Frank sah, dass er schon den Diplomatenkoffer beäugte.
    »Ich hab das Geld«, sagte Frank. »Wollen Sie es?«
    »Keiner läuft vor Geld davon«, hatte ihn Bap belehrt. »Manchmal täte man gut daran, aber keiner macht es.« Auch Marty nicht. Stattdessen stieg er aus und klopfte Frank sorgfältig ab, von den Achseln bis zu den Waden, vorn und hinten.
    »Ich bin nicht verwanzt«, sagte Frank.
    »Klappe«, sagte Marty. »Ich such ’ne Kanone.«
    Er fand keine. Setzte sich hinters Steuer, entriegelte die Türen und befahl: »Einsteigen.«
    Frank rutschte auf den Beifahrersitz.
    Im Schoß hielt Marty eine 45er.
    »Hey!«, sagte Frank.
    »Ich bin nicht so alt geworden, um leichtsinnig zu werden«, sagte Marty. »Sie haben das Geld?«
    »Hier im Koffer.«
    Das war der kritische Moment, erinnert sich Frank. Hätte Marty den Koffer genommen, dich aus dem Auto gekicktund Gas gegeben, wärst du nie wieder an ihn rangekommen. Hätte er den Koffer in diesem Moment genommen und geöffnet, wärst du ein toter Mann gewesen.
    Aber du hast auf seinen Charakter gesetzt, seine Vorsicht. Er war ein Mann, der seine Autos jede Nacht auf Bomben prüfte. Er würde nicht einfach mit einem Aktenkoffer abdüsen.
    Jedenfalls hast du das gehofft.
    »Zeigen Sie«, sagte Marty.
    »Ich soll ihn aufmachen?«
    »Sind Sie schwerhörig?«
    Frank hob den Koffer auf den Schoß, klappte die Schlösser hoch, mit metallischem Klicken. Er griff nach der gedämpften 25er und schoss fünfmal durch den Deckel. Dann legte er die Pistole zurück in den Koffer, stieg aus und ging.
    Einfach den Strip entlang.
    Frank kehrte in sein Hotelzimmer zurück, wischte die Pistole mit Isopropanol ab, machte das gleiche mit dem Koffer. Chicago hatte ihm eine Putzkolonne angeboten, aber Frank traute keinem, wenn es ums Reinemachen ging. Er hatte sich aus gutem Grund für die 25er entschieden – weil die Patronen nach dem Passieren des billigen Kofferdeckels noch soviel Saft hatten, Martys Schädel zu durchschlagen, aber nicht genug, um ihn wieder zu verlassen. Ein Parkwächter fand Marty etwa eine Stunde später. Er dachte, der Mann, der da hinterm Steuer zusammengesackt war, hätte einen Herzinfarkt, bis er die fünf Löcher im Kopf entdeckte.
    Frank stieg in sein Auto und fuhr durch die Mojave-Wüste zurück nach San Diego, hielt an einem alten Bergwerk, zerlegte die Pistole in kleine Stücke und warf sie zusammen mit dem Koffer in den Schacht.
    Aber so leicht wie eine Kanone wird man seine Erinnerungen nicht los.
    Sie bleiben nicht unten im Schacht.
    Und der Tod von Biancofiore sorgte umgehend für Wirbel. Fat Herbie Goldstein posaunte überall herum, er habe 75 000 Dollar Verlust, denn Marty könne nun, da er tot sei, erst recht nicht mehr zahlen. Irgendjemand sei ihm das Geld nun schuldig.
    »Sag Garth, er soll ihn auszahlen«, sagte Frank zu Mike Pella.
    »Soll das ein verdammter Scherz sein?«
    »Sag ihm, er soll eins seiner Autos verkaufen und den Mann auszahlen«, sagte Frank. »Sag ihm, The Machine hat es verlangt.«
    Donnie Garth

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