Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine
Renn! verrät ihm, dass The Nickel unter Beobachtung steht.
An einem normalen Tag würde er sich freuen, hier am Windansea zu stehen, dem legendären Surferstrand. Besonders an einem Tag mit guten Breaks, wenn die besten Surfer der Welt da draußen sind. Aber heute ist kein normaler Tag. Heute ist ein Tag, an dem sie ihm irgendwo auflauern, um ihn zu töten.
Lass sie lauern, denkt Frank.
Er spielt kurz mit der Idee, trotzdem nach La Jolla reinzufahren, auf gut Glück.
Die wissen nicht, welches Auto du fährst, und, besser noch, du weißt, dass sie lauern. Andererseits weißt du nicht, wer sie sind und wie viele und wo genau sie sich verstecken. Du weißt nur, dass sie, wer immer »sie« sind, irgendwo in der Nähe von Sherms Büro rumhängen. Und außerdem: Was hast du gewonnen, selbst wenn du als »Sieger« aus einer Schießerei auf dem belebten La Jolla Boulevard hervorgehst?
Lebenslänglich ohne Begnadigung.
Also sei nicht blöd, sagt er sich.
Er fährt wieder los, ostwärts auf der Nautilus Street, dann südwärts auf dem La Jolla Scenic Drive, dann ostwärts auf der Soledad Mountain Road bis zum Freeway 5. Und auf dem Freeway nordwärts bis zum Highway 78, dem er in östlicher Richtung folgt.
32
Jimmy the Kid Giacamone sitzt im Auto und denkt an Frankie Machines Nerven. Nerven, dick und zäh wie Drahtseile.
Erst schnappt er sich Mouse junior und liefert ihn bei seinem Daddy ab, dann schmeißt er John Heaney in den Müllcontainer und marschiert in Migliores Bar ein, keult die halbe Mannschaft nieder und nimmt auch noch Teddy auseinander.
Der Kerl hat Power.
Gut so, denkt Jimmy. Das ist genau die Trophäe, die er sich an die Wand nageln will. Nicht ihn selbst, nicht wirklich jedenfalls, aber jeder Elefantenjäger, der sein Geld wert ist, will den alten Elefantenbullen erlegen, denjenigen, der einen plattmacht, wenn man danebenschießt.
Sonst wäre es ja witzlos.
Jimmy ist mit seiner ganzen Crew nach Kalifornien gekommen.
»The Wrecking Crew« werden sie genannt, weil ihr Hauptquartier ein Autofriedhof bei Dearborn ist. Jimmy mag die Bezeichnung – The Wrecking Crew, das sagt schon alles.
Natürlich sind sie nicht zusammen angereist. Das wäre dilettantisch gewesen, sondern mit verschiedenen Flügen, und keiner endete in San Diego. Jimmy ist in Orange County angekommen, Paulie und Joey in L. A., Carlo in Burbank, Tony in Palm Springs, Jackie in Long Beach.
Die Jungs von Mouse sind auf sie zugekommen und haben sie mit Hardware ausgerüstet. Das war alles, was Jimmy von diesen Westküstentrotteln verlangt hat. »Besorgt uns Hardware, saubere, unregistrierte. Glaubt ihr, dass ihr das gebacken kriegt?«
Wissen kann man’s nicht. Frankie M. ist ihnen direkt vors Haus gefahren, und sie haben ihn nicht erwischt. Wie es heißt, hat Frankie den Hummer von Mouse junior in Klump geschossen und ist dann mit Joey Fiellas Auto abgedüst.
Saukomisch, die Geschichte.
Aber die Mickymäuse sind mit den verlangten Sachen rübergekommen, also ist die Crew bis an die Zähne bewaffnet und fertig zum Losschlagen. Let’s rock and roll! Im Sound von Motor City!
Wie in Eight Mile .
Jimmy fängt an zu rappen:
You only get one shot, do not miss your chance to blow
This opportunity comes once in a lifetime, yo …
Kein Scheiß, die Chance wird genutzt. Machst du hier dein Ding und kommst da sauber raus, überspringst du den Alten auf dem Weg nach oben, in den Kriegsrat. Nach dem Motto: Jetzt bin ich der King, Daddy. Das ist der erste Schritt, um die Tominellos auszuschalten und die Familieden Giacamones zurückzugeben, denn denen hat sie immer gehört.
Das zu machen, wozu Dad nie den Nerv hatte.
Aber ich schon, denkt Jimmy.
Ich und Frankie M., wir haben den Nerv dazu.
Ich muss Frankie nur vor die Flinte kriegen.
Also sitzt er im Auto und wartet.
Frankie Machine wird schon auftauchen, früher oder später.
33
Zwei Stunden später ist Frank in der Wüste.
Und es regnet. Das muss man sich mal vorstellen, denkt Frank. Ich fahre durch diese gottverlassene Wüste, und es regnet. Das ist genauso irrsinnig wie alles andere, was hier abgeht.
Borrego Springs ist eine Oase mitten im dreitausend Quadratkilometer großen Anza-Borrego Desert State Park. Die Stadtgründer hofften, irgendwann mit Palm Springs konkurrieren zu können, aber daraus wurde nichts, vor allem deshalb, weil es nur zwei Straßen dorthin gibt, beide schlecht, und beide winden sich endlos durch schroffe, unwirtliche Wüstenlandschaft. Jedes Jahr
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