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Franklin Gothic Medium (German Edition)

Franklin Gothic Medium (German Edition)

Titel: Franklin Gothic Medium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Maucher
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der Qual. Wieder ertönte der reine Ton der Pein, der Auftakt seines Dinners. Das Tranchiermesser in seiner Hand ersetzte den Taktstock des Dirigenten; ein sanfter Einschnitt hier, begleitet von zartem Wimmern, ein schnelles Stechen um die Klangfülle zu intensivieren, dann ein tiefer Schnitt in den saftigen Oberschenkel um das volle Klangspektrum erschallen zu lassen. Am Ende des erbarmungslosen Aktes der aus tiefster Kehle kommende Schrei, pur und rein, wie das Hohe C, langsam in der he rnach stillen Küche verhallend.
    Das Heraustrennen eines etwa 200 Gramm wiegenden Hüftsteaks, in welchem die Arie gegipfelt hatte, nahm dem Fleisch, wieder einmal, sein Bewusstsein. Er verdrehte die Augen gen Zimmerdecke, ein Ausdruck, der besagen sollte: “Na, das war ja klar!” Fast schon hätte er erneut nach der weckenden Wurm-Brühe gegriffen, besann sich dann aber eines Besseren und beschloss, dem Fleisch eine kleine Auszeit zu gönnen. Und so widmete er sich leise summend der Zube reitung seines nächsten Ganges.
    Mit Kennerblick beurteilte er das Steak, das zart durchwachsen zu sein und in der Qualität dem eines Kobe-Rindes in nichts nachzustehen schien. Etwas frisch gemahlener Pfeffer würde vollauf genügen, das Salz erst ganz zum Schluss, dazu nur einen Hauch selbstgemachter Kräuterbutter und den frischen Kopfsalat. Ein schlichtes, aber exquisites Mal, scheinbar einfach in der Zubereitung, aber dennoch ein Anspruch an die Feinfühligkeit des Koches; eine Frage des perfekten Timings um die vergängliche Zeitspanne in der das Fleisch nicht  mehr ganz blutig, doch auch nicht zu gar ist, nicht zu versäumen.
    Die Flanken einer Frau, einerlei ob barock und üppig oder knabenhaft und schmal, beseelten seit Jahrtausenden, aufreizend wackelnd oder sich im Tanze wiegend, die Schwärmereien der erotomanisch Obsessiven. Diese Obsession und Obszönität, miteinander Hand in Hand gehend, fand man in jeder Epoche, jeder Stilrichtung der Kunst, abgesehen vielleicht vom Kubismus, der mit solch weiblichen Formen nicht viel anfangen kann. Die Darstellung ausladender Hüften und gebärfreudiger Becken fand sich bereits, in kahlen Fels gemeißelt, in den Höhlen australischer Ureinwohner. Franklin dachte auch an Rubens, der, seiner Meinung nach, seine rothaarigen Frauen mit den üppigen Hüften mit Sicherheit auch lieber verspeist als gemalt hätte, hätte er auch nur entfernt erwogen und erkannt, wie viel delikater, stimulierender, ja, befriedigender als der optische, doch der geschmackliche Genuss des Hüftfleischs ist! Wie trotz allem beschränkt und kleingeistig selbst dieser große Schöpfer doch war! Und mit der Gewissheit selbst die exzellentesten Meisterwerke zu erschaffen ho b er das Fleisch in die Pfanne.
    Nachdem er sein Abendmahl beendet hatte und der Morgen langsam zu grauen begann löste Franklin die Fesseln des noch immer besinnungslosen Futtertieres. Er hob es auf, schulterte es frisch gestärkt und brachte es in den artgerecht eingerichteten und schalldichten Vorratsraum im Keller seines Hauses. Frisches Stroh hatte er schon ausgestreut bevor er sich auf die Jagd begeben hatte. Früher hatte er versucht den Komfort der Stallung  luxuriöser zu gestalten Doch leider erwies sich das Entsorgen blutgetränkter Matratzen als ungleich prekärer als das Verbrennen eines Haufen Strohs im eigenen Garten. Einmal hatte ihn eine neugierige Nachbarin dabei beobachtet, wie er eine blutige Matratze aus dem Haus schleppte. Sie beäugte ihn ohnehin argwöhnisch, seit einem kleinen Vorfall bei dem Bienen eine Rolle gespielt hatten. Um ihre skeptischen Gedanken zu verwirren, ihr eine plausible Erklärung zu liefern und vielleicht auch ein klein wenig um sie zu schockieren, stellte er sich zu ihr an den Gartenzaun und erzählte er ihr eine abstruse Geschichte von einer Freundin mit sehr starker Monatsblutung. Er musste sich ein schallendes Lachen verkneifen, als sie sich daraufhin angewidert umdrehte und schnell d ie Treppen ihrer Veranda hinauf hastete. Seitdem war er auf einfaches Stroh umgestiegen und jeglicher Luxus in der Speisekammer wurde ersatzlos gestrichen. Natürlich abgesehen vom wohlschmeckenden Inhalt selbst.
    Um das schmutzige Geschirr und das Blut in der Küche musste er sich keine weiteren Gedanken machen, denn glücklicherweise war er mittlerweile ein wohlhabender Mann. In nicht einmal 2 Stunden würde die Putzfrau kommen. Diese hatte sich längst daran gewöhnt, dass ihr Arbeitgeber, worauf er sie auch zu Beginn ihrer

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