Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma

Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma

Titel: Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
Vom Netzwerk:
kann man nix machen. Ich müsste mich auch noch mal kurz im Badezimmer umschauen, wenn’s recht ist«, sag ich noch so.
    Sie steht auf, geht vor mir her ins Bad, deutet kurz auf Brankas Regal und begibt sich danach zur Treppe. Nach drei oder vier Stufen bleibt sie stehen. Sie schließt ihre Augen, fasst sich an den Hals und atmet einige Male ganz tief ein und wieder aus.
    »Ist alles okay, Frau Dettenbeck?«, ruf ich in das Treppenhaus.
    Einige Augenblicke lang ist es ruhig. Mit festem Griff umklammertsie dann das Geländer, murmelt »Ja, ja«, und geht weiter die Treppe hinunter.
    So packe ich dann noch ein paar Sachen des Mädchens in diverse Beutel und betrachte hinterher auch das zweite Badezimmerregal recht ausgiebig. Das muss ja wohl das von der Frau Schneller sein. Da es leider keinerlei Rechtfertigung gibt, von ihren Sachen ebenfalls etwas mitzunehmen, lass ich es vielleicht lieber bleiben. Und mach einige Fotos von ihren Utensilien.
    »Weswegen fotografieren Sie meine Haarbürste?«, kann ich plötzlich ihre Stimme vernehmen. Ich habe sie überhaupt gar nicht kommen hören.
    »Wieso Ihre Haarbürste? Ich fotografier doch nicht Ihre Haarbürste, Frau Schneller! Wo denken Sie hin!«, stammele ich so mehr schlecht als recht vor mich hin.
    »Sondern?«
    »Na, dieses Regal halt. Ein wunderbares Regal ist das, Frau Schneller!«, sag ich nach der ersten Schrecksekunde. »Handarbeit, zwanziger Jahre?«
    »Davon können Sie ausgehen. Es dürfte gut und gerne hundert Jahre alt sein. Sehen Sie diese herrlichen Schnitzereien dort oben am Bogen«, sagt sie, kommt von der Zimmertür her und streicht dann ganz andächtig über das uralte Holz.
    »Ich liebe alte Möbel. Ja, hundert Jahre, gell, das hätte ich jetzt auch geschätzt«, sag ich und dreh mich dann ab.
    »Aber weswegen die Fotos?«, bohrt sie nach.
    »Ja, wegen dem Regal halt. So eines hätt ich auch gern für mein Bad. Würde Sie das irgendwie stören?«
    »Nein … nein, ich glaub nicht«, überlegt sie kurz. »Wenn Sie einen guten Schreiner brauchen, wir hätten da einen in der Nachbarschaft. Wär dann aber nicht echt alt.«
    »Ich komm darauf zurück«, sag ich noch so und geh danach mal die Treppen runter.
    »Haben Sie was Brauchbares gefunden?«, fragt mich der Dettenbeck, gleich wie ich in der Diele ankomm.
    »War jemand in Brankas Zimmer seit ihrem Verschwinden?«, frag ich retour.
    »Das weiß ich nicht, Herr Kommissar. Wir waren ja im Urlaub. Dass die Margot einfach so in Brankas Zimmer geht, kann ich mir allerdings kaum vorstellen.«
    Er bringt mich zur Tür. Dort verabschiede ich mich und verspreche, ihn freilich auf dem Laufenden zu halten, sollte es irgendwelche Neuigkeiten geben. Er nickt kurz, und irgendwie wirkt er erleichtert. Und ich kann nicht einordnen, ob es wegen meinem Abgang hier ist oder wegen der Aussicht auf Neuigkeiten. Dann schließt er die Tür.
    Draußen treffe ich dann noch auf den Buben, der auf dem Mülltonnenhäuschen sitzt und mit dem Handy rumspielt.
    »Du, Damian«, sag ich und bleibe kurz auf Augenhöhe stehen. »Wie fand’st denn du die Branka so?«
    Er zuckt mit den Schultern.
    »Sie hat mit mir halt Mathe gepaukt, und ich hab hinterher bessere Noten geschrieben. Da waren sie natürlich superhappy, Mami und Papi«, sagt er und hört dabei nicht auf, in die Tasten zu trommeln.
    »Das klingt irgendwie ironisch.«
    »Finden Sie?«
    »Finde ich. Ziemlich ironisch sogar. Für einen Dreizehnjährigen.«
    »Ja, dann ist es wohl so. Ich bin übrigens vierzehn. Seit vorgestern.«
    »Seit vorgestern, soso. Na, dann Gratulation!«
    »Ist noch was?«, sagt er jetzt leicht genervt und schaut mir dabei voll ins Gesicht. In seinen Augen blitzen Tränen.
    »Kann es sein, dass dich das doch alles irgendwie mitnimmt, das mit der Branka?«
    »Scheiße, nein. Das ist nicht wegen der Branka«, sagt er und wischt sich mit dem Handrücken übers Gesicht.
    »Sondern?«
    »Es ist wegen diesem Scheißinternat. Ich soll nämlich in ein Internat, so rasch wie möglich. Meine Mutter meint, jetzt wo die Branka nicht mehr da ist, da schafft sie das alles nicht mehr alleine. Mit dem Job und dem Baby und dann auch noch mit mir. Hausaufgaben und so. Und der Papa meint, eine ordentliche Ausbildung hat sowieso noch keinem geschadet, besonders wenn mal ein richtiger Mann aus mir werden soll. Ha!«
    »Aha. Und du willst da nicht hin?«
    Er schüttelt den Kopf und beginnt jetzt richtig zu weinen. Auf einmal ist es ihm scheißegal, dass er schon vierzehn

Weitere Kostenlose Bücher