Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
Besonders, wo ich Sie grad so liebgewinne!«
Dann aber trennen sich unsere Wege auch schon wieder. Esist ja – seien wir ehrlich – auch schon so ziemlich alles gesagt. Irgendwie hebt sich meine Stimmung grad ganz immens. Weil ich nämlich stark davon ausgehe, dass ich nun in aller Herrgottsruhe meinen Fall aufklären kann, ohne ein weiteres Mal nach meinem werten Befinden befragt zu werden.
Wie ich am Abend zum Wolfi reinkomm, hockt der Leopold drin mitsamt meiner Susi. Beide sitzen am Tresen, trinken Weißwein und sind so dermaßen in ein Gespräch vertieft, dass sie weder meine Anwesenheit bemerken noch das laute Räuspern, das der Wolfi einige Male von sich gibt. Ich komm langsam näher und stell mich in Hörweite.
»Wirklich, Susi, ich mein es doch nur gut mit dir, das musst du mir glauben. Wir beide kennen uns nun schon unser ganzes Leben lang. Und wir kennen auch beide den Franz ziemlich gut. Der wird sich nicht ändern, das weißt du genau. Du musst dir das wirklich noch mal gründlich überlegen. Ganz gründlich sogar. Das musst du mir hoch und heilig versprechen, meine Liebe«, sagt der Leopold, hat dabei die Hand auf ihrer Schulter, und sein Tonfall gleicht exakt dem von unserem Herrn Pfarrer bei der Christmette – sogar bis ins kleinste Detail.
»Was genau soll sich die liebe Susi denn ganz gründlich überlegen?«, frag ich und löse damit eine Art Schockstarre bei den Anwesenden aus.
»Ein Bier?«, fragt der Wolfi recht heiter, vermutlich, um die Stimmung irgendwie geschmeidig zu machen.
»Jawohl«, sag ich und setz mich mal neben die beiden Verschwörer. »Und einen Jackie.«
Der Wolfi zapft ein Bier und stellt es zu mir her.
»Geh ich recht in der Annahme, dass du schon wieder versuchst, mir die Susi abzuwerben?«, frag ich und nehm einen Schluck.
»Ich versuche lediglich, ihr die Augen zu öffnen, Franz. Über eure Beziehung oder wie immer du dieses Kasperltheater auch nennen magst«, sagt der Leopold, und bis er überhaupt schauen kann, hat er den Inhalt meines Glases im Gesicht.
Was danach passiert, das kann man kaum glauben. Jetzt nämlich kriegt der Leopold die Krise. Steht von seinem Hocker auf, kommt direkt auf mich zu und quetscht seinen Zinken gegen meinen. Danach knurrt er mich an, dass ich verdammt noch mal nicht dem Glück von der Susi im Wege stehen soll. Weil ich ein totaler Versager bin und das arme Mädchen sowieso nur todunglücklich machen werde. So wie ich es seit Jahren schon tue. Und dass sie schließlich ein Recht hätte auf ein kleines bisschen Glück. Auf einen Mann, der wo sie liebt und verehrt und auf Händen trägt. Und auf den sie sich verlassen kann. Und ein Recht auf Kinder, die sie sich so wünscht, das hätte sie auch. Und dass der Karl-Heinz genau der Richtige für sie wär. Aber jetzt, jetzt wär er abgereist, der Ärmste. Weil er nämlich von diesen bescheuerten Hochzeitsplänen erfahren hat. Und das, das hat ihm das Herz gebrochen. Ausgerechnet jetzt, wo er eh schon rein körperlich so lädiert ist. Ja, das sprudelt jetzt alles nur so aus ihm raus, aus dem lieben Leopold, und ein paarmal hebt er dabei sogar seine Krücke ganz bedrohlich. So hab ich ihn noch niemals gesehen, echt nicht. Wie er dann endlich fertig ist, trinkt er seinen Wein aus und meinen Jackie ebenfalls. Knallt sein Geld auf den Tresen (für seinen Wein), legt noch mal kurz seine Hand auf den Arm von der Susi und humpelt aus dem Lokal.
Was ist denn heute überhaupt los? Erst der Stahlgruber. Dann der Leopold. Tagt heute das Jüngste Gericht, oder was?
»Huihuihui«, sag ich erst mal, wie er weg ist, und muss dabei irgendwie lachen.
Die Susi lacht nicht.
Der Wolfi lacht auch nicht. Aber wenigstens stellt er mir ein neues Bier hin und auch einen neuen Jackie. Den kipp ich gleich mal in die Kehle. Weil jetzt irgendwie überhaupt keiner mehr was sagt, fang ich einmal an.
»Du, Susi, diesen Karl-Heinz, den würdest du doch sowieso nicht nehmen, oder?«
Sie starrt auf ihr Weinglas und gibt keine Antwort. Der Wolfi schüttelt kurz den Kopf, schnappt sich danach ein Tuch und fängt an, im Gastraum die ohnehin sauberen Tisch zu polieren.
»Sagen wir einmal so«, frag ich weiter. »Angenommen, es gäbe mich gar nicht. Nur mal so rein hypothetisch. Wär der Typ dann ernsthaft ein Kandidat für dich?«
»Mei«, sagt sie und zuckt mit den Schultern. »Das kann ich so nicht genau sagen.«
»Probier’s einfach mal!«
»Also angenommen, es gäbe dich nicht?«, fragt sie und schaut mir dabei
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