Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
hab. Das Mädchen war hinreißend, fleißig und für alle Beteiligten eine große Freude und Bereicherung. Zwischendurch kommt die Frau Schneller mit dem Kaffee, gießt ein und verschwindet genauso geräuschlos, wie sie zuvor eingetreten ist.
»Wie war das Verhältnis zwischen den beiden?«, frag ich und deute zur Zimmertüre, die sich soeben hinter ihr schließt.
»Mit Margot? Meine Güte, keine Ahnung«, sagt er und schaut rüber zu seiner Gattin, die das Kind ganz sanft wiegt.
»Ich weiß es leider auch nicht, Herr Kommissar«, sagt seine Frau jetzt, wendet den Blick von ihrem Kind zum Gatten und danach zu mir. »Wenn die beiden alleine waren, waren sie eben alleine. Und arbeitstechnisch gab es ja kaum Berührungspunkte, wissen Sie. Margot ist fürs Haus zuständig und für den Schreibkram, und die Branka war da für die Alexa. Manchmal hat sie auch unserem Damian geholfen bei den Hausaufgaben. Das war alles.«
»Die Frau Schneller selber war aber weniger begeistert über das neue Personal. Zumindest hab ich das so rausgehört«, sag ich und stell die Kaffeetasse ab, vielleicht ein kleines bisschen zu laut. Jedenfalls reißt es den Buben kurz, der drüben am Sofa hockt und ganz gespannt zuhört.
»Ach, unsere Margot«, sagt jetzt Frau Dettenbeck wieder, und ein Lächeln huscht ihr übers Gesicht. »Sie ist halt ein sehr direkter Mensch, wissen Sie, Herr Kommissar. Es kann schon sein, dass sich die beiden nicht sehr nahegestanden haben. Aber von irgendwelchen Streitereien haben wir wirklich nichts mitbekommen.«
Ihr Gatte schüttelt zustimmend den Kopf.
»Gut, dann möchte ich mir kurz Brankas Zimmer ansehen«, sag ich und steh auf.
Im Anschluss werde ich von der Schneller durch ein offenes Treppenhaus geführt und zwei Etagen nach oben begleitet. Dort befinden sich nämlich die Räumlichkeiten fürs Personal sozusagen. Mittig das geräumige Bad und links und rechts davon jeweils ein Zimmer mit eigenem Zugang. Das von der Branka ist, wenn man mal von diesen vielen Pink-und Rosa-Tönen absieht, ein ganz wunderbarer Raum. Hell und groß und freundlich. Hier kann man sich ganz bestimmt wohlfühlen, wenn man ein junges Mädchen ist. Ich setz mich aufs Bett und muss das erst einmal wirken lassen. Dann fang ich an, mich umzusehen. Mach mich auf die Suche nach irgendetwas Privatem. Es muss doch was geben. Ein Tagebuch vielleicht. Irgendwelche Aufzeichnungen. Oder wenigstens einen PC. Was ich finde, sind Klamotten, Schuhe und ein paar Bücher. Und ein Foto. Wohl ein Familienfoto. Jedenfalls ist das Mädchen drauf und ihr Onkel ebenfalls. Schon wieder dieser Onkel, der sie so innig auf den Mund geküsst hat, da beim Günter. Genauso wie elf andere Personen, die ich aber nicht kenne. Ich stecke das Bild ein. Sonst aber finde ich gar nichts. Das ist doch direkt ein bisschen sonderbar. Für ein Mädchen mit zweiundzwanzig Jahren, oder?
Plötzlich steht die Frau Dettenbeck in der Zimmertür. Sie schaut mich kurz an, geht dann rüber zum Bett und lässt sich dort nieder.
»Wir haben die Möbel zusammen ausgesucht, die Branka und ich«, sagt sie, fährt mit der Hand nachdenklich über die Bettdecke und lässt ihren Blick durchs Zimmer schweifen. »Ein Teil war ja schon da, Erbstücke meiner Familie, wissen Sie. Aber das, was nicht da war, durfte die Branka sich selber aussuchen. Wir zwei sind zum Ikea gefahren, das warein herrlicher Tag. Zuerst haben wir ganz ausgiebig gefrühstückt, und hinterher ging’s halt zum Shoppen. Ich selber hab für Alexas Kinderzimmer eingekauft und Branka für ihr eigenes kleines Reich. Ich war zu diesem Zeitpunkt ja schon hochschwanger, müssen Sie wissen. Und wir zwei haben an diesem Tag so einen wahnsinnigen Spaß gehabt und so viel gelacht, dass abends prompt meine Wehen eingesetzt haben. Herrje, die kleine Alexa ist dadurch fast zwei Wochen zu früh gekommen.«
Jetzt zieht sie ein Taschentuch hervor und schnäuzt sich. Ich setz mich neben sie auf die Bettkante.
»Haben Sie gewusst, dass die Branka schwanger war, Frau Dettenbeck?«, frag ich möglichst vorsichtig.
Sie starrt mich an.
»Nein!«, sagt sie, und es hört sich ehrlich entsetzt an. Oder sogar empört? Ich kann es nicht richtig zuordnen. »Das ist doch gar nicht möglich. Wie kommen Sie denn darauf?«
»Ich bitte Sie, was glauben Sie …!«
»Und es besteht da keinerlei Zweifel?«
»Nicht der geringste.«
Sie senkt ihren Blick und schüttelt den Kopf.
»Davon weiß ich nichts. Überhaupt nichts.«
»Also gut. Da
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