Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
dementsprechend sind die dann auch der pure Wahnsinn. Und jedes Mal gibt’s am Ende eine Mordsstreiterei, wer den Gurkensud austrinken darf. Aber das nur so am Rande.
Am nächsten Tag mach ich schon gegen Mittag Feierabend, weil ich das erstens freitags fast immer mache undzweitens die Susi samt Geschwader noch zum Flughafen fahren muss. Denn heute geht’s los. Paris. Drei Weiber, vier Nächte, ein Brautkleid. Und so dermaßen viele Koffer, dass man glauben könnte, die drei würden für immer und ewig die geliebte Heimat verlassen. Ich hab gut zu tun, um überhaupt noch den Kofferraumdeckel schließen zu können. Auf der Fahrt zum Flughafen ist eine Stimmung im Auto wie bei einer Fußball-WM, und ich bin froh und dankbar, wie das übermütige Weibsvolk endlich aussteigt und der Geräuschpegel prompt gen null geht.
»Hast du eigentlich den Verlobungsring schon?«, fragt mich die Susi beim Abschied und gibt mir ein Bussi.
»Kein Brautkleid, kein Verlobungsring«, sag ich und denke jetzt auf keinen Fall an die Steffi.
»Aber das Brautkleid besorg ich doch jetzt.«
»Gut, dann werd ich mich wohl um den Ring kümmern.«
»Du bist ein Schatz!«
Und schon eilt das quirlige Trio den heiligen Hallen entgegen, um nur flugs französischen Boden zu erreichen.
Gefühlte Lichtjahre später betrete ich endlich unsere Küche und muss erst einmal tief durchschnaufen. Der Papa sitzt drüben auf der Eckbank, den Ludwig zu Füßen, und der würdigt mich keines Blickes. Aber das bin ich gewohnt. Wenn er überhaupt eine schlechte Eigenschaft hat, mein Ludwig, dann die, dass er unglaublich nachtragend ist. Wenn ich mal länger als einen Tag weg bin und keine Runde mit ihm dreh, dann schaut er mich eine Weile mit dem Hintern nicht an. Dafür freut sich die Oma umso mehr über meine Ankunft und hat auch gleich eine gute Nachricht für mich. Im Grunde ist es sogar eine ganz fantastische. Der Leopold, der ist nämlich heute bei seiner Familie daheim. Samt Paartherapeutin. Sie machen so ein Familienhappening, sagt dieOma. Und dass sie dafür beide Daumen drückt. Ich drücke ebenfalls, versteht sich. Hinterher kommt eine weitere Nachricht, und die ist um keinen Deut schlechter. Es gibt nämlich heute ein Kalbsgeschnetzeltes mit selbst gemachten Spätzle und dazu einen Endiviensalat. Und das, obwohl der Simmerl das Kalbfleisch noch nicht einmal im Angebot hatte, sagt der Papa. Aber die Oma, die hat ihn so dermaßen angeschrien, dort in seiner dämlichen Metzgerei, dass er irgendwann kapituliert und ihr einen Sonderpreis gemacht hat. Ja, das war klar.
Vor dem wunderbaren Mahl geh ich noch schnell in meinen Saustall rüber und nehm eine ausgiebige Dusche. Beim Rudi zu duschen ist nämlich ein echtes Martyrium, weil er ständig draußen vor der Badezimmertür herumlungert und mich mit irgendeinem Scheiß volltextet. Etwa über die Fotos im Hause Dettenbeck. Oder über diese Schwangerschaft von der Branka. Oder über die Umlaufbahn der Erde. Hauptsache, er quatscht. Ich persönlich glaube ja, dass er das nur macht, damit ich schnell wieder rauskomme und der Wasserverbrauch übersichtlich bleibt. Aber wurst. Deswegen eben jetzt eine XXL-Dusche, und ich komm erst wieder raus, wie meine Haut schon total aufgequollen und schrumpelig ist. Genau so, wie ich es halt mag.
Das Essen ist wie erwartet der Hammer, und so ess ich, bis es mir richtig schlecht ist und ich unbedingt ein Schnapserl brauche. Der Papa braucht ebenso ein Schnapserl und dazu einen Joint. Ich helf der Oma noch schnell beim Abwasch, und hinterher dreh ich mit dem Ludwig die Runde. Es bedarf einer echten Überzeugungsarbeit inklusive ein paar Fetzerln Kalbfleisch, dass er überhaupt seinen Arsch hochkriegt und mir folgt. Wir brauchen eins-neunzehn dafür, und wenn man bedenkt, dass wir ja direkt ein bisserl aus der Übung sind, ist das völlig im grünen Bereich. Am Ende derRunde ist er auch schon fast wieder der Alte, zumindest läuft er schwanzwedelnd ein paar Schritte vor mir her.
Anschließend geht’s freilich zum Wolfi, und zu meiner großen Überraschung sitzt der Flötzinger drin. Und heute schmeißt er sich nicht in Windeseile Bier und Schnaps in die Kehle, um gleich darauf die Flucht zu ergreifen. Nein, heute sitzt er völlig relaxed am Tresen, ratscht mit dem Wolfi und nippt ganz entspannt an seinem Bierglas.
Er freut sich, wie er mich sieht, und will auch gleich wissen, ob er mir denn auch helfen konnte mit seinem Insiderwissen. Und so erzähl ich ihm diese
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