Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma
meinen Kugelschreiber, was jetzt vielleicht ein bisschen peinlich ist, weil »Bluna« draufsteht, darum leg ich den Zeigefinger so gut es geht auf den Schriftzug. Alles in allem hab ich den Eindruck, dass sie irgendwie erleichtert ist, weil ich gefunden habe, was ich finden wollte. Mir geht’s ganz genauso.
»Übrigens, Ihre Heizung, Frau Schneller«, sag ich so beim Rausgehen. »Die macht irgendwie echt seltsame Geräusche. Da sollten Sie dringend mal nachschauen lassen. Nicht, dass die hernach noch kaputtgeht bei diesen frostigen Temperaturen, die ja jetzt vor der Tür stehen.«
»Wirklich?«, fragt sie gleich ganz besorgt.
Ich nicke. »Haben Sie da jemanden?«
»Nein, ich glaub nicht. Also, solange ich hier bin, war da noch nie jemand da, glaub ich. Weswegen auch? Bisher hat sie immer gut funktioniert.«
Gut, sag ich noch, sie soll nur schön die Augen offen halten, nicht dass sich die kleine Alexa noch eine fette Lungenentzündung holt, gell. Dann bin ich auch schon wieder weg.
Der Rudi wartet am vereinbarten Treffpunkt und steckt auch wie besprochen in einem astreinen Blaumann. So einen hat er natürlich von Haus aus in seinem Repertoire, schließlich muss man als Privatdetektiv in alle möglichen Rollen schlüpfen. Auch einen Handwerkerkoffer hat er dabei. Sehr gut. Wenn ich persönlich die Riesenrohrzange jetzt auch für leicht übertrieben halte. Aber was soll’s.
Schon ein paar Minuten später läutet mein Telefon. Darauf hätt ich wirklich mein Leben verwettet.
Grade hätte sie mit dem Herrn Dettenbeck telefoniert, wegen der Heizung, sagt die Frau Schneller ganz atemlos. Und außerdem hat sie sich selbst schon davon überzeugen können. Ja, ganz deutlich hat sie gemerkt, dass sämtlicheHeizkörper im Haus langsam, aber sicher abkühlen. Furchtbar ist das, sagt sie. Ganz furchtbar. Weil ja in ein oder zwei Stunden die Frau Dettenbeck heimkommt mitsamt der kleinen Alexa. Und dann ist es überall eiskalt.
»Das versteh ich schon alles, Frau Schneller«, sag ich und zwinkere dem Birkenberger zu. »Aber was hab ich damit zu tun?«
»Sie könnten mir helfen, Herr Eberhofer. Weil, wo krieg ich jetzt so holterdiepolter einen Heizungsinstallateur her? Sind Sie denn noch in der Nähe?«
»Keine zehn Minuten weit weg«, sag ich und geh schon mal zum Wagen.
»Ist denn Ihr Kumpel auch noch bei Ihnen?«
»Ja, wieso?«
»Ach, das ist gut. Könnten Sie dann bitte mit ihm vorbeikommen, damit er mal ein Auge drauf wirft. Also auf die defekte Heizung, mein ich.«
»Ach so! Sie sind ja vielleicht ein Schlitzohr, Frau Schneller. Das muss ich jetzt schon direkt sagen.«
Sie kichert. Und freuen tut sie sich auch. So versichere ich ihr großzügig, ich würde meinen guten alten Kumpel schon irgendwie dazu überreden, sich der Sache kurz anzunehmen.
Die nächste Stunde lang helf ich der Frau Schneller beim Gemüseschneiden. Und der Rudi überprüft derweil alle Heizkörper in sämtlichen Räumen und flucht dabei ganz professionell wie ein Pferdekutscher. Und ganz nebenbei macht er ungefähr eine Million Aufnahmen von allen nur erdenklichen Winkeln eines jeden verdammten Zimmers hier. Am Ende geht er mit einem vorwurfsvollen Seitenblick an uns beiden vorbei und in den Keller runter. Unten angekommen, macht er meine Demontage von gerade wieder rückgängig und tritt schließlich mit einem relativ zufriedenen Gesichtsausdruck zu uns in die Küche.
»Läuft wieder einwandfrei«, sagt er und fuchtelt triumphierend mit seiner Rohrzange.
»Sie sind wirklich ein Schatz«, sagt die Frau Schneller sichtlich erleichtert. Und dass er freilich gleich eine Rechnung schicken soll. Dann sind wir auch schon wieder weg.
»Hast du alles?«, frag ich den Rudi auf dem Weg zum Auto.
»Alles! Inklusive Teile von der Lockenpracht des Hausherrn höchstpersönlich«, sagt er und zerrt ein Tütchen aus der Tasche seines Overalls.
Ja, auf den Rudi, da ist halt Verlass.
Wie vereinbart erscheinen die Ibranovics tags drauf pünktlich um zehn bei mir im Büro. Alle drei sind in tiefstes Schwarz gekleidet, und besonders die Eltern des Mädchens haben ganz verquollene Augen. Ich schieb erst mal drei Stühle vor meinen Schreibtisch, koche Kaffee und setz mich dann nieder.
»Ja, was soll ich sagen, zunächst mein aufrichtiges Beileid natürlich«, sag ich, und augenblicklich rollen der armen Frau dicke Tränen übers Gesicht. Ihr Gatte nickt und quält sich ein Lächeln heraus, und der Onkel dreht den Kopf ab und schaut mit zugekniffenen
Weitere Kostenlose Bücher