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Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma

Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma

Titel: Franz Eberhof 05 - Sauerkrautkoma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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aus dem Nichts, schleift sie ein paarmal übers Parkett und schleimt sie voll. Und schon kann der Franz schauen, wo er bleibt, und allein nach Hause dackeln. Ja, wenn ich so nachdenke, dann muss ich ja fast schon sagen, dass ich mich jetzt direkt ein klein bisschen freue. Auf übermorgen. Auf München. Der Gedanke, einmal aus Niederkaltenkirchen wegzukommen, der erscheint mir von Minute zu Minute attraktiver.

Kapitel 3
    Die Löwengrube also. Abgesehen davon, dass dieser wunderbare Jörg Hube und dieses einstige Klasseweib Christine Neubauer die Löwengrube für immer und ewig zu einem Denkmal gemacht haben, ist sie schlicht und ergreifend ein Polizeipräsidium wie jedes andere auch. Das heißt: nicht ganz. Weil sie ja mitten in München liegt. Also wirklich mittendrin. Und München ist eine Großstadt, ganz klar. Und da muss ich mich wohl erst wieder dran gewöhnen. Wie ich vor Jahren hier schon einmal dienstlich verankert war, da war das weiter kein Thema. Jetzt aber schon. Weil halt Niederkaltenkirchen nicht so wirklich groß ist. Größer ist dann schon Landshut, wo ich auch des Öfteren mal ausgeholfen hab. Aber im Vergleich zu München ist Landshut jetzt auch eher mickrig. Und wenn man von der Größe einer Stadt ausgeht, kann man sich schon ungefähr vorstellen, dass dann auch die PPs deutlich größer sind. So eben auch die Löwengrube. Ich hab also am Montag in der Früh meinen Dienst dort angetreten, und bis Mittwochabend hab ich mich immer noch verlaufen. Riesig ist das da. Und das mit dem Grüßen in den Gängen, das kann man sich auch getrost sparen. Weil, da käme man zu nichts anderem mehr. Ganz abgesehen davon, dass die meisten hier »Guten Tag« sagen. Nicht etwa »Servus« oder »Habe d’Ehre«, so wie bei uns daheim. Nein, hier wird größtenteils Hochdeutsch gesprochen. Sogar beimMetzger. Oder beim Bäcker meinetwegen. Das krieg ich ziemlich schnell raus, wenn ich so in der Schlange stehe. Schlange stehen kenn ich eigentlich auch nicht von daheim. Weil, selbst wenn beim Simmerl irgendjemand vor mir dran ist, krieg ich zuerst. Wo kämen wir denn da hin, wenn ein Polizist seinen Dienst vernachlässigen muss, bloß weil er ein paar Warme braucht! Hier in München hat sowieso niemand Zeit für irgendwas. Polizisten nicht und auch die Touristen nicht. Die Studenten nicht und die Rentner erst recht nicht. Alle jagen sie Schulter an Schulter durch diese Fußgängerzone, als wär der Teufel hinter ihnen her, und verbreiten dabei einen Stress, das ist direkt unglaublich. Die einzige große Ausnahme ist dieses Glockenspiel am Rathaus vorne. Wenn das nämlich mittags so loslegt, dann kehrt urplötzlich eine Art Gruppenlähmung ein. Schon ein paar Minuten vorher versammeln sich Chinesen und Araber, Schwarze und Weiße, Männlein und Weiblein, zücken erwartungsvoll ihre Handys oder Kameras, um dann im kollektiven Raunen die rathauseigenen Tänzer zu bestaunen. Irre, wirklich. Wenn man bedenkt, dass das Ding total verstimmt ist und es einem eigentlich die Zehennägel umklappt vor lauter schiefen Tönen und Gescheppere. Die Stadt aber scheint dann völlig still zu stehen. Doch kaum haben die Schäffler ihre letzte Drehung vollbracht, scharrt das Publikum auch schon wieder mit den Hufen, um den Wettlauf des Wahnsinns fortzusetzen. Dann muss ich fast ein bisschen wehmütig an unsere Dorfstraße daheim denken, wo selbst zu Stoßzeiten nie mehr als fünf Menschen gleichzeitig unterwegs sind. Na ja.
    Ich teil mir das Büro mit einer Kollegin, die ich noch nicht kenne, weil sie gerade in Elternzeit ist und erst in ein paar Wochen zurückerwartet wird. Das ist ziemlich gut. So kann ich mich erst einmal ganz gemütlich einrichten, ohne dass hier ständig jemand sein Revier markiert. Auf meinemSchreibtisch stapeln sich die ungeklärten Todesfälle der letzten Monate, und ich soll mich da erst einmal ein bisschen reinarbeiten, heißt es gleich bei meiner Begrüßung. Mein neuer Vorgesetzter, der Kriminaloberrat Stahlgruber, ist ziemlich förmlich und ungefähr so entspannt, als hätte er ’nen Stock im Arsch. Ich versteh das ganz gut: Erstens bin ich ja ein dämlicher Provinzbulle. Dann ist es damals in München – sagen wir mal – nicht so richtig gut gelaufen, weil mir die Hand immer ein bisschen locker am Holster saß. Und dann geht mir natürlich ein enormer Ruf voraus, ich meine diese Sachen mit den sieben Morden, einer Amoklage, einer Geiselnahme, einem entflohenen Psychopathen, dem Köpfl vom Höpfl und so –

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