Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
einen
weiteren Schwall Blut aus der klaffenden Kopfwunde herausschießen. Dann war es
vorbei.
Beim
Zweiten, den er erneut vom Schwulenstrich aufgelesen hatte, ging es sogar noch
schneller. Sie waren kaum zur Tür hereingekommen, als sich dieser kleine
Scheißer bereits über den seltsamen Gestank mokierte. Und das, obwohl die Tür
zur Küche lange geschlossen war und Gerber versucht hatte, mit zwei Handtüchern
die Schlitze zu verstopfen. Der schwere Schürhaken neben dem Kachelofen war
dann, fast wie von selbst, wieder und wieder auf seinen Schädel hinabgesaust,
bis er sich endlich nicht mehr bewegte. Sein Blut war über die weißen Fliesen
bis unter den Ofen gelaufen und erreichte wenig später sogar den Fuß der
Treppe.
***
Vormittag
in der Langen Reihe. Wegner hatte sich gerade den dritten Kaffee geholt und saß
wieder in seinem Kombi, als er endlich Sven erkannte, der ihm, aus Richtung
Hauptbahnhof, gemütlich entgegenschlenderte. Seit fast drei Stunden hockte der
Hauptkommissar nun in seinem Auto und qualmte eine nach der anderen.
Eine
Woche ermittelten sie bereits in der Szene. Aber ganz egal, welche Tür sie
öffneten, welchen Deckel sie anhoben oder wen sie auch fragten, es kam nichts
dabei heraus. Hauser war knurrend auf der Wache zurückgeblieben und kümmerte
sich um das Tagesgeschäft, ein zwar unpassender, aber leider eben auch
zutreffender Ausdruck. Gewaltverbrecher nahmen wenig Rücksicht darauf, dass es
noch einen anderen Mord gab, der ihnen Kopfzerbrechen bereitete. Wegner lachte verbittert
in sich hinein und stellte sich die Schlagzeile in der Morgenzeitung vor:
»Kripo hat aktuellen Fall gelöst ... der nächste bitte!«
Sven war
zwar auf der anderen Straßenseite, aber nun fast auf gleicher Höhe mit Wegners
Kombi. Eilig ließ der Hauptkommissar sein Fenster herunter. »Hey! Kannst du
dich noch an einen alten Kumpel erinnern?«
Der
Junge zuckte erschrocken zusammen, lächelte jetzt aber, weil er Wegner
erkannte. Mit langen Schritten lief er zu ihm herüber und lehnte sich in das
offene Fenster hinein. »Morgen – hätte Sie gar nicht hier erwartet.«
»Warum
nicht?«
»Weil
man meinesgleichen gerne schnell wieder vergisst. Zumindest versuchen es die
meisten – fühlen sich sonst nicht wohl ...«
Wegner
schaute Sven fest in die Augen. Jetzt packte er ihn am Unterarm und zog ihn ein
Stück weiter zum Fenster herein. »Junge! Ich habe Dinge gesehen, von denen du
nicht einmal zu träumen wagst und ich will den Mann finden, der deinen Freund
getötet hat. Geht das in deinen Schädel?« Er verpasste Sven noch ein paar
sanfte Kopfnüsse und lachte grimmig dazu. »Setz dich rein«, er deutete auf den
Beifahrersitz, »ich geb `ne Zigarette aus – na los!«
»Bei
einer solchen Einladung kann ich nicht widerstehen.« Der Junge schaute suchend
nach hinten. »Da ist ja auch mein Rex?«, schrie er begeistert.
»Eigentlich
wollte ich ihn auf der Wache lassen, aber als er nur deinen Namen gehört hat,
ist er bereits völlig durchgedreht.«
Nachdem
sich Sven und Rex gegenseitig abgeknutscht hatten, vergingen kaum zwei Minuten,
als von der anderen Straßenseite ein Typ herüberkam und schon von Weitem zu
pöbeln anfing: »Hey Alter! Komm in die Gänge – die Jungs müssen Geld verdienen.
Mit Quatschen verdient hier keiner seine Kohle.«
»Wer ist
das denn?«, erkundigte sich Wegner, halb lachend, halb empört.
»Oleg!
So `n Typ, der sich hier gern wie ein Zuhälter aufspielt. Er kriegt mal `n
Zehner oder `n Zwanziger und hält einem dafür lästige Freier vom Hals. Kommt
eben vor, dass auch mal einer zudringlich wird.«
»Der meint
doch hoffentlich nicht, dass ich ein ...«
»Natürlich!«,
nahm Sven ihm die Antwort vorweg, »... ein Freier – was sonst?«
Noch
bevor Wegner dem herbeieilenden Fleischberg antworten konnte, steckte dieser
jetzt schon sein aufgedunsenes Gesicht zum Fenster herein. »Hey Opa ...
entweder du zahlst oder du machst dich vom Acker. Ist das klar?«
Eine
Sekunde hatte Wegner sogar überlegt, ob er es erklären solle, den aufgebrachten
Russen beruhigen und damit vertreiben könnte. Als er dann jedoch Olegs wulstige
Finger an seiner Jacke spürte, die seiner Dienstwaffe, natürlich unwissend,
bedrohlich nahe kamen, verwarf er diesen Gedanken. Stattdessen packte er nun
Olegs Unterarm, drehte ihn um 180 Grad herum und ließ seine Faust auf dessen
überdimensionierte Nase krachen. Für sein Alter recht flink öffnete er die Tür
und rammte diese dem Russen in
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