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Franz Sternbalds Wanderungen

Franz Sternbalds Wanderungen

Titel: Franz Sternbalds Wanderungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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niederschlagen, sie werden alle verschiedene Richtungen suchen, und alle diese Richtungen werden für Euch nicht genügend sein. Nicht, als ob ich die großen Künstler Italiens nicht schätzte und liebte, aber man mag sagen was man will, so hat doch jedes Land seine eigne Kunst, und es ist gut, daß es sie hat. Ein Meister tritt dann in die Fußstapfen des andern, und verbessert was bei ihm etwa noch mangelhaft war; was dem ersten schwer war, wird dem zweiten und dritten leicht, und so wird die vaterländische Kunst endlich zur höchsten Vortrefflichkeit hingeführt. Wir sind einmal keine Italiener und ein Italiener wird nimmermehr deutsch empfinden. Darum soll man jedem Bilde gleich auf den ersten Blick ansehn können, wo es gewachsen ist; man wird nur etwas, wenn man es ganz und nichts halb wird, und so haben die echten italischen Meister auch gedacht. Wenn ich Euch also raten soll, so stellt lieber Eure Reise nach Italien ganz ein und bleibt im Vaterlande, denn was wollt Ihr dort? Meint Ihr, Ihr werdet die italischen Bilder mit einem andern als einem deutschen Auge sehen können? so wie auch kein Italiener die Kraft und Vortrefflichkeit Eures Albert Dürer jemals erkennen wird; es sind widerstrebende Naturen, die sich niemals in denselben Mittelpunkt vereinigen können. Wenn Ihr hingeht, so wird jedes neue Gemälde, jede neue Manier eine neue Lust in Euch erwecken, Ihr werdet in ewiger Abwechselung vielleicht arbeiten, aber Euch niemals üben, Ihr werdet kein Italiener werden und könnt doch kein Deutscher bleiben, Ihr werdet zwischen beiden streben, und die Mutlosigkeit und Verzagtheit wird Euch am Ende nur noch viel stärker als jetzt ergreifen. Ihr findet meinen Ausspruch vielleicht hart, aber Ihr seid mir wert, und darum wünsche ich Euer Bestes. Glaubt mir, jeder Künstler wird, was er werden kann, wenn er ruhig sich seinem eigenen Geiste überläßt, und dabei unermüdet fleißig ist. Seht nur Euren Albert Dürer an; ist er denn nicht ohne Italien geworden, was er ist? denn sein kurzer Aufenthalt in Venedig kann nicht in Rechnung gebracht werden: und denkt Ihr denn mehr zu leisten als er? Auch unsre besten Meister in den Niederlanden haben Italien nicht gesehn, sondern einheimische Natur und Kunst hat sie großgezogen; manche mittelmäßige, die dort gewesen sind, haben eine fremde Manier nachahmen wollen, die ihnen nimmermehr gelingt, und als etwas Erzwungenes herauskömmt, das ihnen nicht steht, und sich in unsrer Gegend nicht ausnimmt. Mein lieber Sternbald, wir sind gewiß nicht für die Bildsäulen, die man jetzt entdeckt hat und immer mehr entdeckt, und aus denen viele, die sich klug dünken, was Sonderliches machen wollen, diese Antiken verstehen wir nicht mehr, unser Fach ist die wahre nordische Natur; je mehr wir diese erreichen, je wahrer und lieblicher wir diese ausdrücken, je mehr sind wir Künstler. Und das Ziel, wornach wir streben, ist gewiß ebenso groß als der poetische Zweck, den sich die andern vorgestellt haben.«
    Franz war noch in seinem Leben nicht so niedergeschlagen gewesen. Er glaubte es zu empfinden, wie er noch keine Verdienste habe: diese Verehrung der Kunst, diese Begier, Italien mit seinen Werken zu sehn, hatte er immer für sein einziges Verdienst gehalten, und nun vernichtete ein verehrungswürdiger Meister ihm auch dieses gänzlich. Zum ersten Male erschien ihm sein ganzes Beginnen töricht und unnütz. »Ihr mögt recht haben, Meister!« rief er aus, »ich bin nun auch beinahe davon überzeugt, daß ich zum Künstler verdorben bin; je mehr ich Eure Vortrefflichkeit fühle, um so stärker empfinde ich auch meinen Unwert, ich führe ein verlorenes Leben in mir, das sich an keine vernünftige Tätigkeit hinaufranken wird, ein unglückseliger Trieb ist mir eingehaucht, der nur dazu dient, mir alle Freuden zu verbittern, und mir aus den köstlichsten Gerichten dieses Lebens etwas Albernes und Nüchternes zuzubereiten.«
    »Es ist nicht so gemeint«, sagte Lukas mit einem Lächeln, das seinem freundlichen Gesichte sehr gut stand; »ich merke, daß alles bei Euch aus einem zu heftigen Charakter entspringt, und freilich, in so etwas kann sich der Mensch nicht ändern, wenn er es auch noch so sehr wollte. Gebt Euch zufrieden, meine Worte sind immer nur die Worte eines einzelnen Mannes, und ich kann mich ebenso leicht irren als jeder andre.«
    »Ihr seid nicht wie jeder andre«, sagte Franz mit der größten Lebhaftigkeit, »das fühl ich zu lebendig in meinem Herzen, Ihr solltet

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