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Franz Sternbalds Wanderungen

Franz Sternbalds Wanderungen

Titel: Franz Sternbalds Wanderungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Tieck
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sich, Glück dir auf.
        Wohl seh ich Gestalten wanken
Durch des Waldes grüne Nacht,
Die bewegten Zweige schwanken,
Sie entschimmern wie Gedanken,
Die der Schlaf hinweggefacht.
        Komm Erinnrung, liebe Treue,
Die mir oft im Arm geruht,
Singe mir dein Lied, erfreue
Dieses matte Herz, der Scheue
Fühlt dann Kraft und Lebensmut.
        Kinder lieben ja die Scherze,
Und ich bin ein töricht Kind,
Treu verblieb dir doch mein Herze,
Leichtsinn nur im frohen Scherze,
Bin noch so wie sonst gesinnt.
        Wald und Tal, ihr grüne Hügel
Kennt die Wünsche meiner Brust,
Wie ich gern mit goldnem Flügel
Von der Abendröte Hügel
Möchte ziehn zu meiner Lust.
        Erd und Himmel nun in Küssen
Wie mit Liebesscham entbrennt; –
Ach! ich muß den Frevel büßen,
Lange noch die Holde missen
Die mein Herz mir ewig nennt.
        Morgenröte kommt gegangen,
Macht den Tag von Banden frei,
Erd und Himmel bräutlich prangen:
Aber ach! ich bin gefangen,
Einsam hier im süßen Mai.
        Lieb und Mailust ist verschwunden,
Ist nur Mai in ihrem Blick,
Keine Rose wird erfunden; –
Flieht und eilt ihr trägen Stunden,
Bringt die Braut mir bald zurück!«
    Es war Rudolph, der nun hervortrat, und sich zu Sternbald an den Rand des Springbrunnens niedersetzte. »Ich erkannte dich wohl«, sagte Franz, »aber ich wollte dich in deinem zärtlichen Gesange nicht stören; doch siehst du muntrer aus, als ich dich erwartet hätte.«
    »Ich bin recht vergnügt«, sagte Florestan, »der heutige Tag ist einer meiner heitersten, denn ich kenne nichts Schöneres, als so recht viel und mancherlei durcheinander zu empfinden, und deutlich zu fühlen, wie durch Kopf und Herz gleichsam goldne Sterne ziehen, und den schweren Menschen wie mit einer lieben wohltätigen Flamme durchschimmern. Wir sollten täglich recht viele Stimmungen und frische Anklänge zu erleben suchen, statt uns aus Trägheit in uns selbst und die alltägliche Gewöhnlichkeit zu verlieren.«
    »Gewiß«, sagte Sternbald, »nur muß es nicht geschehn, bloß um mit uns selbst ein Spiel zu treiben, denn das Schöne und Ersprießliche ist, daß diese Stimmungen und Anregungen mit goldnem Schlüssel die Kammern unsers Geistes eröffnen, und uns die Schätze zeigen, die wir selber noch nicht kannten. So entsteht ein reiches und vielseitiges Leben, ein vertrauter und wohltuender Umgang mit uns selbst, und wir entfliehen jener abgeschlossenen Geistesarmut, die anfangs alles eigensinnig und spröde von sich weiset, und endlich durch nichts mehr gerührt und entzückt wird, denn der Mensch soll nicht sagen: ›Dieses will und werde ich niemals denken und fühlen!‹ aber er soll auch die Entzückungen seines Herzens nicht vergeuden, bloß um die Zeit auszufüllen, sonst verarmt er ebenfalls, und vielleicht noch schneller, auf diesem Wege. Darum hat mir auch der Schluß deines heutigen Trinkliedes nicht gefallen wollen; vielleicht ist mir überhaupt der Scherz und Leichtsinn unverständlich, der nicht zugleich Tiefsinn und Ernst sein könnte.«
    »Nun so suche den Schlüssel zu bekommen«, rief Rudolph, »der dir auch diese Geisteskammer noch einmal eröffnet. Wie bist du denn heute so gar schwerfällig geworden, daß du es mit einer augenblicklichen Begeisterung so ernst und strenge nimmst? Laß doch der unschuldigen Poesie ihren Gang, wenn der klare Bach sich einmal ergießt. Liebster, sollen wir denn nicht auch unsre Gedanken, Fühlungen, Wünsche, Tränen und Lachen zuzeiten in die spielende Natur der Töne auflösen dürfen? Ich kann der Flöte, jedem Klange, der Nachtigall, dem Wasserfall, dem Baumgeräusch so innig zuhören, daß mein Seele ganz Ton wird. Man könnte sich, wenn man sonst Lust hätte, ein ganzes Gesprächstück von mancherlei Tönen aussinnen.«
    »Es kann sein«, antwortete Franz, »von Blumen kann ich es mir gewissermaßen vorstellen. Es ist freilich immer nur ein Charakter in allen diesen Dingen, wie wir ihn als Menschen wahrzunehmen vermögen.«
    »So geschieht alle Kunst«, antwortete Florestan; »die Tiere können wir schon richtiger fühlen, weil sie uns etwas näher stehn. Ich hatte einmal Lust, aus Lämmern, einigen Vögeln und andern Tieren eine Komödie zu formieren, aus Blumen ein Liebesstück, und aus den Tönen der Instrumente ein Trauer-, oder, wie ich es lieber nennen möchte, ein Geisterspiel.«
    »Die meisten Leute würden es zu phantastisch finden«, sagte Sternbald.
    »Das würde gerade meine Absicht sein«, antwortete Rudolph, »wenn ich mir Mühe

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