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Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition)

Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition)

Titel: Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Englisch
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sich aus auf die Teilnahme am Konklave verzichten müsse – was nicht durchsetzbar gewesen wäre, weil alle wahlberechtigten Kardinäle verpflichtet sind, an der Wahl des neuen Papstes teilzunehmen.
    Die Verurteilung Mahonys durch seinen Vorgänger hatte aber einen weitaus vernichtenderen Effekt als nur die Zerstörung von dessen Reputation. Es ging auch darum, wie weit man den nordamerikanischen Kardinälen insgesamt trauen konnte. Laut Gómez waren nämlich neue Details über Mahonys Verbrechen zutage gekommen, zusammengefasst in einer neuen, 12000 Seiten starken Anklageschrift. Das weckte einen verheerenden Verdacht: Lagen gegen mehrere oder gar alle amerikanischen Kardinäle Verdachtsmomente vor? Hatten sie sich alle an Vertuschungen beteiligt, die bisher einfach noch nicht bekannt geworden waren? Für die Papstwahl war das ein gefährlicher Sprengsatz: Was würde passieren, wenn die Kardinäle einen Bischof aus den USA zum neuen Papst wählten und sich dann herausstellen sollte, dass er ebenso wie Kardinal Mahony tief in den US -Missbrauchsskandal verwickelt war? Das wäre für die katholische Kirche ein absolutes Desaster. In einem solchen Fall könnte sich Joseph Ratzingers Entschluss zum Rücktritt als hilfreich erweisen, weil der neue Papst, selbst wenn er erst gerade gewählt worden wäre, dann auch leichter zurücktreten könnte.
    Nur zwei der US -Kardinäle waren über jeden Zweifel erhaben, nämlich jene, die gar nicht in den USA gewesen waren in den vergangenen Jahrzehnten. Das waren die Kardinäle James Michael Harvey und William Joseph Levada. Als künftiger Papst kam der 1949 in Milwaukee geborene Harvey jedoch nicht infrage, er war von 1998 bis 2013 Präfekt des päpstlichen Hauses gewesen, eine Art Haus- und Hofmeister, zweifellos ein treuer Diener, dessen Job vor allem darin bestand, zu entscheiden, wann wer zum Papst geführt werden würde. Aber die Kardinäle würden so jemanden kaum zum Papst befördern. Levada, Jahrgang 1936, hatte von 2005 bis 2012 auf hervorragende Weise die Glaubenskongregation geleitet, gegen den 76-Jährigen sprach aber sein relativ fortgeschrittenes Alter.
    Für die Kardinäle aus den USA stellte sich damit das Problem, dass ihre Stars, wie der New Yorker Erzbischof Timothy Michael Kardinal Dolan (* 1950), der Kurienkardinal Raymond Leo Burke (* 1948), der Erzbischof von Houston, Daniel Nicholas Kardinal DiNardo (* 1949), der an Nierenkrebs erkrankte Erzbischof von Chicago, Francis Eugene Kardinal George (* 1937), der Erzbischof von Baltimore, Edwin Frederick Kardinal O’Brien (* 1939) und der Erzbischof von Boston, Sean Patrick Kardinal O’Malley (* 1944), sich allesamt mit dem Gespenst des sexuellen Missbrauchs herumschlagen mussten. Besonders schlecht war die Lage für den großen Macher und Superstar Timothy Michael Dolan aus New York. Er hatte sich noch kurz vor dem Einzug ins Konklave in den USA dafür rechtfertigen müssen, dass er in seiner Zeit als Bischof von Milwaukee Priester, die sich an Kindern und Jugendlichen vergangen hatten, nicht anzeigte, sondern ihnen 20 000 Dollar überwies, um sie zum Rücktritt von ihren Ämtern zu bewegen. Trotz aller Unschuldsbeteuerungen fielen die Kandidaten aus den USA für das Amt des Papstes aus. Die US -Kardinäle bildeten zwar eine immerhin elfköpfige Gruppe, die stark genug war, eine Entscheidung bei der Papstwahl herbeizuführen, aber für einen Kandidaten aus den eigenen Reihen schwebte das Gespenst des Missbrauchs zu sichtbar über ihren Köpfen.
    Auf der katholischen Landkarte der Welt stieg das mittelamerikanische Land Mexiko seit der Wahl Johannes Pauls II . im Jahr 1978 zu einer Supermacht auf. Mit knapp 100 Millionen Katholiken ist Mexiko immerhin das zweitgrößte katholische Land der Welt, nach Brasilien mit 128 Millionen Katholiken. Wie wichtig Mexiko für die katholische Kirche ist, hatte Johannes Paul II . schon allein dadurch gezeigt, dass er seine erste Auslandsreise nach Mexiko unternahm und viermal in das Land zurückkehrte.
    Der steile Aufstieg des Landes innerhalb der katholischen Welt hatte vor allem damit zu tun, dass es in Mexiko einen gewaltigen Überschuss an Priestern gibt. Dazu kommt das meistbesuchte Marienheiligtum der Welt in Guadalupe, zu dem pro Jahr über 20 Millionen Menschen strömen, etwa fünfmal so viele wie in den europäischen Top-Wallfahrtsort Lourdes. Johannes Paul II . beeindruckte diese gewaltige Frömmigkeit vor allem deshalb, weil Mexiko eine der religionsfeindlichsten

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