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Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition)

Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition)

Titel: Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Englisch
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Jugendlichen vergangen hatten, nicht anzuzeigen und keine Informationen an die Polizei weiterzugeben. Kenny erklärte, dass der Vatikan alles getan habe, um die Missbrauchsfälle in seinem Land zu vertuschen. Unmittelbar nach dem Konflikt schloss das katholische Irland im November 2011 seine Botschaft im Vatikan.
    Das Konklave, das Papst Franziskus wählen sollte, war also zutiefst von dem Konflikt geprägt, welcher Kardinal eigentlich noch das Recht hatte, den Papst zu wählen. Der schottische Kardinal O’Brien hatte sich bereits selber ausgeschlossen, weil er in einen Missbrauchsskandal verwickelt war – warum sollten dann noch die Kardinäle Danneels und Brady wählen dürfen? Deswegen wird es eine vordringliche Aufgabe von Papst Franziskus sein, diese offenen Fragen in einer neuen Wahlordnung zu klären. Der neue Papst wird darüber nachdenken müssen, wann ein Kardinal von der Papstwahl ausgeschlossen werden soll beziehungsweise sich selber ausschließen darf oder ob es bei der Klausel bleiben soll, dass ein Kardinal unter allen Umständen wahlberechtigt ist. Doch die Fälle O’Brien, Brady und Danneels waren nicht die einzigen Belastungen des Konklaves. Über einem ganzen Kontinent schwebte drohend das Gespenst des Missbrauchs.

Gespenster im Konklave
    Das Konklave vom März 2013 wird allein schon deshalb in die Geschichte eingehen, weil sich die Kardinäle mit einem völlig neuen Phänomen der Papstwahl konfrontiert sahen, das man die »Gespenster der Kontinente« nennen könnte. Gleich mehrere Gespenster schienen sich der Kardinäle auf den diversen Kontinenten bemächtigt zu haben. Die zweitgrößte Gruppe der wahlberechtigten Kardinäle, die elf Purpurträger aus den USA , hatten es nicht geschafft, das Gespenst des sexuellen Missbrauchs zu verbannen. Die Mexikaner mussten sich mit einem Gespenst in Gestalt des Sexmonsters und Ordensgründers Marcial Maciel Degollado herumschlagen, und die afrikanischen Kardinäle hatten mit dem Gespenst des Synkretismus zu kämpfen, für das der populäre Bischof Emmanuel Milingo stand. Alle Gespenster hatten eine ähnliche Wirkung: Die Lauterkeit der Kardinäle ganzer Kontinente wurde in Zweifel gezogen. Im Grunde ging es um eine uralte Frage, die schon die ersten Christen beschäftigte, die einen Nachfolger für den heiligen Petrus wählen mussten: Wie heilig war der Kandidat wirklich?
    Für die Kardinäle aus den USA hätte das Timing schlechter nicht sein können. Wenige Tage vor der Ankündigung des Rücktritts von Papst Benedikt XVI . hatte der Erzbischof von Los Angeles eine Lawine losgetreten. Hätte er gewusst, dass Papst Benedikt XVI . kurz vor einem Rückzug stand und ein Konklave einberufen werden musste, hätte er diesen Schritt sicher nicht getan. Aber so entschloss sich Erzbischof José Gómez am 1. Februar 2013 in Los Angeles, der größten Diözese der USA und einer der größten der Welt, zu einem beispiellosen Schritt. Statt sich wie üblich für das Lebenswerk seines Vorgängers Roger Michael Kardinal Mahony (* 1936) zu bedanken, erklärte er, dass er seinen Vorgänger keineswegs verehre, sondern ihn wegen der Vertuschung von Fällen sexuellen Missbrauchs von allen Ämtern ausschließe. Gleichzeitig warf Gómez den Weihbischof Thomas Curry hinaus. Curry hatte zusammen mit Mahony systematisch versucht, die Strafverfolgung von Priestern, die sich an Kindern und Jugendlichen sexuell vergangen hatten, zu vereiteln.
    Für den guten Erzbischof José Gómez war das ein mutiger Akt, er wollte endlich einen Schlussstrich ziehen, auch wenn dabei einer der bekanntesten amerikanischen Kardinäle sein Ansehen restlos verlieren würde. In Los Angeles waren 2007 schließlich Entschädigungen an die Opfer in Höhe von über 660 Millionen US -Dollar gezahlt worden, was die Diözese an den Rand des Bankrotts brachte. Gómez konnte ja nicht ahnen, dass er mit dem Versuch, in seiner Diözese aufzuräumen, eine wichtige Vorentscheidung für die Wahl des künftigen Papstes getroffen hatte. Einen der 117 wahlberechtigten Kardinäle, seinen Vorgänger Mahony, hatte Gómez damit endgültig aus der Liste der Männer gekickt, die sich vage Hoffnungen machen konnten, zum nächsten Papst gewählt zu werden. Ein Kardinal, den die eigene Diözese wegen schwerer Verfehlungen im Umgang mit sexuellem Missbrauch feuert, hat den Rest des Vertrauens in seine Integrität verspielt. Zahlreiche Gruppen amerikanischer Katholiken forderten auch prompt, dass Kardinal Mahony freiwillig und von

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