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Franzosenliebchen

Franzosenliebchen

Titel: Franzosenliebchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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Gast. Zigarrenrauch hing schwer in
dem Salon, in dem die Herren bei Wein und Cognac saßen.
Trasse kippte den letzten Schluck Schnaps hinunter und stellte das
Glas auf den Eichentisch.
    »Noch
einen?«, fragte Königsgruber.
    Trasse, ein
mittelgroßer Mittvierziger schlanker Gestalt,
nickte.
    Der Hausherr griff zu
einer kleinen Glocke, die auf dem Tisch stand, und läutete.
Wenig später klopfte es und das Hausmädchen betrat den
Salon, knickste und blieb mit züchtig gesenktem Blick in der
offenen Tür stehen. »Sie haben geläutet,
gnädiger
Herr?«         
    »Bring uns
weiteren Cognac. Und nimm diese Flasche mit. Sie ist
leer.«
    Gehorsam befolgte die
junge Frau die Anordnung. Als sie das Zimmer wieder verlassen
hatte, fragte Trasse: »Und deine
Geschäfte?«
    Königsgruber, ein
massiger Mann, dessen schütteres Haar wie am Kopf angeklebt
wirkte, winkte ab. »Frag bitte nicht.«
    »Wieso? Ich
dachte, gerade du hättest am Krieg gut
verdient?«
    »Am Krieg, ja.
Aber jetzt …« Königsgruber griff zu dem
Cognacschwenker. »Wer will im Moment neue Kochtöpfe? Die
Leute geben ihr Geld für Lebensmittel aus. Zusätzlich
macht mir die Konkurrenz zu schaffen.«
    »Kannst du nicht
etwas anderes fertigen?«
    »Können
schon. Aber was? Außerdem: Für die Herstellung neuer
Waren benötige ich neue Maschinen. Die alten Pressen lassen
sich nicht mehr Umrüsten. Hast du eine Ahnung, was das
kostet?«
    Es klopfte erneut. Das
Hausmädchen brachte eine volle Flasche.
    Königsgruber
schenkte sich und seinem Gast ein. »Dazu fehlt es mir an
Kapital.«
    Trasse prostete seinem
Freund zu. »Warum sprichst du nicht mit deiner
Bank?«
    Siegfried
Königsgruber grinste schief. »Ich bin Unternehmer, keine
hoher Beamter beim Finanzamt wie du. Bei meinen Kreditanfragen geht
es um andere Summen als bei der Finanzierung deines Hausanbaus. Die
Zinsen fressen mich jetzt schon auf.«
    »Du hast schon
Schulden bei der Bank?«
    »Nein.«
    »Aber du sagtest
doch gerade …«
    Königsgruber
sprang auf und ging, das Glas in der Hand, im Raum umher. »Du
kennst doch den Kaufmann Schafenbrinck aus Herne?«
    »Natürlich.
Du selbst hast ihn mir ja vor einigen Monaten
vorgestellt.«
    »Er hat mir
einen Privatkredit gegeben. Ich habe ihm einen Wechsel
unterschrieben.«
    »Na
und?«
    Königsgrubers
Stimme klang erregt. »Schafenbrinck hat meine Notsituation
schamlos ausgenutzt.«
    »Wie soll ich
das verstehen? Ich nahm an, er sei dein Freund.«
    Trasse wusste, dass
Schafenbrinck und Königsgruber fast gleich alt und einige
Jahre gemeinsam in Recklinghausen zur Schule gegangen waren. Auch
hatten beide früh ihre Väter verloren und Verantwortung
für die Familie übernehmen müssen: Königsgruber
mit der väterlichen Schmiede, Schafenbrinck mit einem geerbten
Kolonialwarenladen in der Recklinghäuser Innenstadt. Durch die
Parallelen in ihrem Lebensweg hatten sich die beiden Männer
stets verbunden gefühlt. 
    Königsgruber
lachte höhnisch auf und setzte sich wieder. »Das dachte
ich auch. Vielleicht erinnerst du dich, dass meine letzte Lieferung
an die Armee kurz vor Kriegsende stattfand?«
    »Du hast
darüber gesprochen, ja.«
    »Es war einer
der größten Aufträge, die mir das Beschaffungsamt
je erteilt hat. Ich habe alle Termine eingehalten. Trotzdem
weigerten sie sich zu zahlen. Die Stahlhelme seien nie angekommen,
behaupteten sie später. Diese verdammten Sozis!« Er nahm
noch einen Schluck Cognac und goss sich nach. »Ich hatte fest
mit dem Geld gerechnet. Schließlich musste ich meine Leute
bezahlen. Schafenbrinck hat mir damals geholfen. Der Kredit wird,
zuzüglich vierzig Prozent Zinsen, im Oktober fällig.
Vierzig Prozent! Für knapp vier Jahre! Der reinste Wucher! Ich
weiß nicht, wie ich das Geld aufbringen
soll.«
    »Aber damals
warst du einverstanden.« Wieland Trasse lächelte
leicht.
    »Sicher. Ich
brauchte das Geld doch. Aber die Zinsen …«
    »Wann hast du
den Wechsel unterschrieben?«
    »Sommer
1919.«
    »In Gold- oder
Reichsmark?«
    »Reichsmark.«
    Trasse griff zum
Humidor. »Darf ich?«
    Königsgruber
nickte.
    Sein Gast öffnete
das Behältnis, zog eine Zigarre heraus, prüfte ihren
Geruch, schnitt sorgfältig die Spitze ab, drehte die Havanna
im Mund, um sie zu befeuchten, und steckte sie schließlich
mit einem Streichholz an. Befriedigt lehnte sich Trasse in seinem
Sessel zurück und ließ den Rauch langsam aus seinem Mund
strömen. »Wenn der Wechsel in Reichsmark ausgestellt
ist, solltest du dir eigentlich keine

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