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Fratze - Roman

Titel: Fratze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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richtet sich genau auf das Messingnamensschildchen Mr. Baxter , eine Tatsache, die nicht unbemerkt geblieben ist. Ich schnipse mit den Fingern und zeige auf ein Stück Papier, das er mir geben soll. Mit dem angeketteten Gästekuli schreibe ich:
    in welcher suite wohnen die rhea-schwestern? zwingen sie mich nicht an jede tür im fünfzehnten stock zu klopfen. es ist mitten in der nacht.
    »Das wäre Suite 15-G«, sagt Mr. Baxter, der mir zwei Handvoll Geld, das ich nicht will, über den Empfangsschalter entgegenstreckt. »Die Aufzüge«, sagt er, »befinden sich zu Ihrer Rechten.«
     
    Springt zu mir, wie ich am ersten Tag, als Brandy und ich zusammensaßen, Daisy St. Patience war. Das war der Tag des gefrorenen Truthahns, nachdem ich den ganzen Sommer lang darauf gewartet hatte, dass jemand mich fragt, was mit meinem Gesicht passiert sei, und Brandy dann alles erzählt habe.
    Brandy, als sie mich auf dem Stuhl Platz nehmen ließ, der noch warm war von ihrem Arsch, und zum ersten Mal die Praxistür abschloss, da hat sie mir einen Namen aus meiner Zukunft gegeben. Sie hat mich Daisy St. Patience
genannt und nie nach dem Namen gefragt, mit dem ich durch die Tür gekommen war. Ich war die rechtmäßige Erbin des internationalen Modehauses, des Hauses St. Patience.
    Brandy redete und redete. Uns ging die Luft aus, so viel redete sie, und ich meine nicht nur »uns«, Brandy und mich. Ich meine die Welt. Der Welt ging die Luft aus, so viel redete Brandy. Das Amazonasbecken kam gar nicht mehr nach.
    »Wer du von einem Augenblick zum anderen bist«, sagte Brandy, »das ist bloß eine Geschichte.«
    Was ich brauche, sei eine neue Geschichte.
    »Lass mich für dich tun«, sagte Brandy, »was die Rhea-Schwestern für mich getan haben.«
    Gib mir Mut.
    Blitz.
    Gib mir Gefühl.
    Blitz.
     
    Also springt zu mir, wie ich als Daisy St. Patience in diesem Aufzug nach oben fahre, wie Daisy St. Patience über den Teppich des breiten Flurs zur Suite 15-G marschiert. Daisy klopft an, und niemand reagiert. Durch die Tür hört man diese Cha-Cha-Musik.
    Die Tür öffnet sich fünfzehn Zentimeter, weiter nicht wegen der Kette.
    Drei weiße Gesichter erscheinen in dem fünfzehn Zentimeter weiten Spalt, eins über dem anderen, Kitty Litter, Sofonda Peters und die aufgeweckte Vivienne VaVane, ihre Gesichter glänzen von Feuchtigkeitscreme. Ihre kurzen dunklen Haare voller Spangen stecken plattgedrückt unter Perückennetzen.

    Die Rhea-Schwestern.
    Wer wer ist, weiß ich nicht. Der Totempfahl aus Drag Queens im Türspalt sagt:
    »Nimm uns nicht die Queen Supreme.«
    »Sie ist alles, was wir in unserem Leben haben.«
    »Sie ist noch nicht fertig. Wir sind noch nicht halb fertig, wir haben noch so viel für sie zu tun.«
    Ich lasse sie das von rosa Chiffon umhüllte Gewehr sehen, und die Tür knallt zu.
    Durch die Tür hört man, wie die Kette abgemacht wird. Dann geht die Tür ganz auf.
     
    Springt zu einer Nacht irgendwann, irgendwo auf der Strecke zwischen JWD, Wyoming, und Keineahnungwo, Montana, als Seth erklärt, dass die Tatsache, dass du geboren bist, deine Eltern zu Gott macht. Du schuldest ihnen dein Leben, und sie können dich lenken.
    »Dann macht die Pubertät dich zu Satan«, sagt er, »nur weil du etwas Besseres sein willst.«
     
    Springt in Suite 15-G mit den blonden Möbeln, der Bossa-Nova-Cha-Cha-Musik und alles voller Zigarettenrauch; die Rhea-Schwestern flattern in ihren Nylonunterröcken, deren Träger dauernd von der einen oder anderen Schulter rutschen, im Zimmer herum. Ich brauche nichts anderes zu tun, als mit dem Gewehr zu zeigen.
    »Wir wissen, wer du bist, Daisy St. Patience«, sagt eine von ihnen und zündet sich eine Zigarette an. »Du mit deinem Gesicht, Brandy redet von nichts anderem mehr.«
    Überall im Zimmer stehen diese großen, großen 1959er Spritzglasuraschenbecher herum, so groß, dass man sie nur alle paar Jahre zu leeren braucht.

    Die mit der Zigarette reicht mir ihre lange Hand mit den Porzellannägeln und sagt: »Ich bin Pie Rhea.«
    »Ich bin Die Rhea«, sagt eine andere neben der Stereoanlage.
    Die mit der Zigarette, Pie Rhea, sagt: »Das sind unsere Künstlernamen.« Sie zeigt auf die dritte Rhea, die auf dem Sofa sitzt und was Chinesisches aus einem Pappkarton isst. »Das«, sagt sie und zeigt, »diese Miss Frisst Sich Fett, die kannst du Gon Rhea nennen.«
    Mit dem Mund voll Was Man Lieber Nicht Sehen Möchte, sagt Gon Rhea: »Sehr erfreut.«
    Pie tut die Zigarette überall hin, nur nicht in

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