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Fratze - Roman

Titel: Fratze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ihren Mund, und sagt: »Die Queen kann sich jetzt nicht mit deinen Problemen abgeben, nicht heute Abend.« Sie sagt: »Wir sind Familie genug, mehr braucht sie nicht.«
    Auf der Musiktruhe steht ein Silberrahmen mit dem Foto eines Mädchens, schön sieht sie aus vor weißem Hintergrundpapier, lächelt in eine ungesehene Kamera, und ein unsichtbarer Fotograf sagt:
    Gib mir Leidenschaft.
    Blitz.
    Gib mir Freude.
    Blitz.
    Gib mir Jugend und Energie und Unschuld und Schönheit.
    Blitz.
    »Brandys erste Familie, ihre leibliche Familie, die wollte sie nicht, also haben wir sie adoptiert«, sagt Die Rhea. Sie zeigt mit ihrem langen Finger auf das lächelnde Foto auf der blonden Stereotruhe und sagt: »Ihr leibliche Familie hält sie für tot.«

    Springt zurück in die Zeit, als ich ein Gesicht hatte und für das Cover des BabeWear -Magazins fotografiert wurde.
     
    Springt zurück in Suite 15-G, und das Foto auf der blonden Musiktruhe bin ich, mein Cover, das BabeWear -Cover im Silberrahmen, und Die Rhea zeigt mit dem Finger auf mich.
     
    Springt zurück zu uns in die Praxis der Sprachtherapeutin, die Tür ist abgeschlossen, und Brandy sagt, was für ein Glück sie hatte, dass die Rhea-Schwestern sie gefunden haben. Nicht jede bekommt eine zweite Chance, noch einmal geboren und ein zweites Mal aufgezogen zu werden, und dann auch noch von einer Familie, die sie liebt.
    »Kitty Litter, Sofonda und Vivienne«, sagt Brandy, »denen verdanke ich alles.«
     
    Springt in Suite 15-G zu Gon Rhea, die mit ihren Essstäbchen nach mir wedelt und sagt: »Wag es nicht, sie uns wegzunehmen. Wir sind noch nicht mit ihr fertig.«
    »Wenn Brandy mit dir geht«, sagt Pie Rhea, »kann sie ihre konjugierten Östrogene selbst bezahlen. Und ihre Vaginoplastik. Und ihre Labiaplastik. Ganz zu schweigen von ihrer Scrotum-Elektrolyse.«
    Zu dem Foto auf der Musiktruhe, zu dem lächelnden dummen Gesicht im Silberrahmen sagt Die Rhea: »Nichts davon ist billig.« Die Rhea nimmt das Foto und hält es zu mir hoch, meine Vergangenheit blickt mir ins Auge, und Die Rhea sagt: »So, so hat Brandy aussehen wollen, wie ihre nuttige Schwester. Das war vor zwei Jahren, vor der Laseroperation zur Verdünnung ihrer Stimmbänder und der anschließenden Adamsapfelreduktion. Danach ließ
sie sich die Kopfhaut um drei Zentimeter nach vorne versetzen, um den richtigen Haaransatz zu bekommen. Wir haben ihr die Stirnkorrektur bezahlt, bei der der Knochenwulst über den Augen der Miss Männlich flachgeschabt wurde. Wir haben ihr die Kinnkonturierung und die Schläfenfeminisierung bezahlt.«
    »Und«, sagt Gon Rhea mit einem Mund voll zerkautem Chinafutter, »und jedes Mal wenn sie aus dem Krankenhaus kam, den Stirnknochen gebrochen und neu ausgerichtet oder den Adamsapfel zu einem weiblichen Nichts weggeschabt, was glaubst du, wer hat sich in diesen zwei Jahren um sie gekümmert?«
     
    Springt zu meiner Familie, die weit weg von hier hinter Gebirgen und Wüsten in ihren Betten schläft. Springt zu ihnen und ihrem Telefon und Jahre zurück zu diesem Verrückten, diesem kreischenden abscheulichen Perversling, der sie anrief und ihnen zuschrie, ihr Sohn sei tot. Ihr Sohn, den sie nicht haben wollten, Shane, er war an Aids gestorben, und dieser Mann wollte nicht sagen, wo oder wann, sondern lachte bloß und legte auf.
     
    Springt zurück in Suite 15-G zu Die Rhea, die mit einem alten Foto von mir vor meiner Nase herumwedelt und sagt: »So wollte sie aussehen, und Zehntausende Katty-Kathy-Dollar später sieht sie so aus.«
    Gon Rhea sagt: »Quatsch. Brandy sieht besser aus als das da.«
    »Wir lieben Brandy Alexander«, sagt Pie Rhea.
    »Aber Brandy liebt dich, weil du sie brauchst «, sagt Die Rhea.
    Gon Rhea sagt: »Der, den du liebst, und der, der dich
liebt, sind nie, niemals dieselbe Person.« Sie sagt: »Brandy wird uns verlassen, wenn sie meint, dass du sie brauchst, aber wir brauchen sie auch.«
    Der, den ich liebe, ist draußen mit einem Haufen Valium im Bauch im Kofferraum eines Autos eingesperrt, und ich frage mich, ob er immer noch pinkeln muss. Mein Bruder, den ich hasse, ist von den Toten zurückgekommen. Dass Shane tot war, war einfach zu schön, um wahr zu sein.
    Erst hat ihn die explodierende Haarspraydose nicht umgebracht. Dann hat unsere Familie ihn einfach nicht vergessen können.
    Mein Bruder ist nichts als eine verfluchte bittere Enttäuschung nach der anderen.
    Irgendwo hört man eine Tür auf- und wieder zugehen, dann eine andere Tür, dann geht

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