Fratze - Roman
Stundenkilometer drauf.«
Brandy und ich zuckten die Achseln.
Raserei schien nichts Besonderes in einer so endlosen Gegend wie Montana.
vielleicht ist deine schwester gar nicht in den vereinigten staaten, schrieb ich mit Lippenstift auf den Badezimmerspiegel in einem Motel in Great Falls.
Damit Manus seinen Job behielt, gingen wir jetzt also in Schwulenbars, und ich saß dort allein herum und sagte mir, für Männer sei das etwas anderes, das mit dem guten Aussehen. Manus flirtete und tanzte und ließ jedem einen Drink bringen, der ihm nach einer Herausforderung aussah. Manus rutschte auf den Barhocker neben meinem und flüsterte mir aus dem Mundwinkel etwas zu.
»Nicht zu fassen, dass er mit diesem Typen zusammen ist«, sagte er.
Manus deutete mit einem kaum merklichen Nicken an, wen er meinte.
»Letzte Woche wollte er mich nicht mal grüßen«, schimpfte Manus flüsternd. »Ich war ihm nicht gut genug, und dieser billige blondgefärbte Drecksack da soll was Besseres sein?«
Manus kauerte über seinem Drink und sagte: »Männer sind so beschissen.«
Und ich: Ach nee.
Und ich sagte mir, ist schon gut. In jeder Beziehung macht man mal schwere Zeiten durch.
Springt nach Calgary, Alberta, wo Brandy in Goldfolie gewickelte Nebalino-Zäpfchen lutschte, die sie für Mandeltoffees hielt. Sie wurde so high, dass sie Harper Collins zu Addison Wesley machte. In Calgary trug sie meistens eine gesteppte weiße Skijacke mit falschem Pelzkragen und ein weißes Bikinihöschen von Donna Karan. Ein lebensfroher, temperamentvoller Look, mit dem wir uns wohlfühlten.
An den Abenden war ein schwarzweiß gestreiftes bodenlanges Mantelkleid gefragt, das Brandy nie ganz zuknöpfen konnte; darunter schwarze Hotpants. Addison Wesley wurde zu Nash Rambler, und wir mieteten mal wieder einen Cadillac.
Springt nach Edmonton, Alberta. Nash Rambler ist Alfa Romeo. Brandy trug einen ultrakurzen Square-Dance-Petticoat über schwarzen Strumpfhosen, die in Cowboystiefeln steckten. Brandy trug einen Push-up-BH aus Leder, das mit den Brandzeichen der örtlichen Farmen bedeckt war.
In einer netten Hotelbar in Edmonton sagt Brandy: »Ich hasse es, wenn man an einem Martiniglas die Gussnaht sehen kann. Wenn man die mit dem Finger fühlen kann. Das ist so billig.«
Und die Männer umschwirrten sie. Wie die Motten das Licht, das weiß ich noch. Im ganzen Land hat Brandy ihre Drinks nie selbst bezahlen müssen. Nicht ein einziges Mal.
Springt zu Manus, wie er seinen Posten als unabhängiger Sonderbeauftragter der Abteilung Sitte bei der städtischen Polizei verliert. Was ich sagen will: Er ist nie darüber hinweggekommen.
Ihm ging das Geld aus. Was nicht heißen soll, dass er vorher sonderlich viel auf der Bank hatte. Dann haben die Vögel mein Gesicht gefressen.
Was ich nicht wusste: dass Evie Cottrell allein in ihrem großen einsamen Haus mit ihren Öldollars und ihren texanischen Ländereien lebte und sich sagte, hey, ich muss doch mal was unternehmen. Und Manus mit seinem heftigen Bedürfnis zu beweisen, dass er immer noch an jeden Baum pinkeln kann. Diese Spieglein-Spieglein-Art von Macht. Den Rest kennt ihr ja schon.
Springt zu uns, unterwegs auf der Straße, nach dem Krankenhaus, nach den Rhea-Schwestern. In alles, was er isst und trinkt, juble ich ihm Hormone unter, Provera und Climara und Premarin. Whiskey und Östradiol. Wodka und Ethinyl-Östradiol. Das war so einfach, dass es unheimlich war. Und die ganze Zeit glotzte er Brandy mit dicken Kuhaugen an.
Wir alle sind vor etwas weggelaufen. Vaginoplastik. Vor dem Alter. Vor der Zukunft.
Springt nach Los Angeles.
Springt nach Spokane.
Springt nach Boise und San Diego und Phoenix.
Springt nach Vancouver, British Columbia, wo wir italienische Auswanderer mit Englisch als zweiter Sprache waren, bis wir keine Muttersprache mehr hatten.
»Sie haben zwei von den Brüsten einer jungen Frau«, sagte Alfa Romeo zu einer Maklerin in einem Haus, an das ich mich nicht mehr erinnere.
Von Vancouver aus fuhren wir als Brandy, Seth und
Bubba-Joan in die Vereinigten Staaten zurück, beflügelt vom professionellen Mundwerk der Prinzessin hoch zwei. Auf der ganzen Fahrt nach Seattle las Brandy uns vor, wie ein kleines jüdisches Mädchen mit einer rätselhaften Muskelkrankheit sich in Rona Barrett verwandelte.
Wir sehen uns große reiche Häuser an, sammeln Medikamente ein, mieten Autos, kaufen Klamotten, bringen Klamotten zurück.
»Erzähl uns was Krasses von dir«,
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