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Fratze - Roman

Titel: Fratze - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sagt Brandy auf dem Weg nach Seattle. Brandy muss sich immer als mein Boss aufspielen. Wo sie selbst dem Tod so nahe ist.
    Öffne dich.
    Erzähl mir meine Lebensgeschichte, bevor ich sterbe.
    Schneid dich auf. Näh dich zu.

24
    S pringt weit zurück zu Modeaufnahmen in einem Schlachthaus, wo ganze Schweine ohne ihre Innereien dicht wie Fransen an einer Förderkette hängen. Evie und ich tragen Bibo-Kelley-Partykleider aus rostfreiem Stahl; hinter uns surrt mit zirka hundert Schweinen pro Stunde die Kette vorbei, und Evie sagt: »Als dein Bruder entstellt wurde - und dann?«
    Der Fotograf sieht auf seinen Belichtungsmesser und sagt: »Nein. So geht das nicht.«
    Der Art-Director sagt: »Mädels, die Viecher im Hintergrund sind zu grell.«
    Ein Schwein nach dem anderen zieht vorbei, groß wie ein hohler Baumstamm, innen rot und glänzend, außen mit echt hübscher Schweinehaut bezogen, nachdem jemand mit einem Brenner die Haare abgeflämmt hat. Verglichen damit komme ich mir total stoppelig vor, und ich versuche mich zu erinnern, wann ich mich das letzte Mal gewachst habe.
    Und Evie sagt: »Dein Bruder?«
    Und ich, ich zähle die Tage rückwärts, Freitag, Donnerstag, Mittwoch, Dienstag …
    »Was ist passiert, zwischen seiner Entstellung und seinem Tod?«, sagt Evie.
    Die Schweine ziehen so schnell vorbei, dass der Art-Director mit dem Abpudern der glänzenden Stellen gar
nicht nachkommt. Man fragt sich, wie Schweine es schaffen, immer so eine schöne Haut zu haben. Ob die Bauern jetzt Sonnenblocker benutzen oder was. Ich schätze, es ist einen Monat her, seit ich so glatt war wie die. So wie in manchen Salons diese neuen Laser eingesetzt werden, natürlich mit kühlendem Gel, aber trotzdem könnte man genauso gut einen Brenner nehmen.
    »Space-Mädel«, sagt Evie zu mir. »Ruf mal zu Hause an.«
    Das Schweinehaus ist ein einziger Tiefkühlraum, so kalt, dass man da nicht in einem Kleid aus rostfreiem Stahl herumlaufen kann. Männer in weißen A-Linie-Kitteln und Stiefeln mit flachen Absätzen sprühen überhitzten Wasserdampf da rein, wo die Schweine ihre Innereien hatten, und ich bin schon so weit, dass ich mit ihnen tauschen möchte. Ich bin sogar schon so weit, dass ich mit den Schweinen tauschen möchte. Zu Evie sage ich: »Die Polizei hat die Haarspray-Geschichte nicht geglaubt. Die meinten, mein Vater hätte Shanes Gesicht so zugerichtet. Oder meine Mom hätte die Haarspraydose in den Müll getan. Die haben was von ›fahrlässig‹ gesagt.«
    Der Fotograf sagt: »Könnten wir die Schweinekadaver nicht anders arrangieren und von hinten beleuchten?«
    »Zu viel Stroboskopeffekt, wenn sie sich bewegen«, sagt der Art-Director.
    Evie sagt: »Wie ist die Polizei denn darauf gekommen?«
    »Keine Ahnung«, sage ich. »Irgendwer hat dauernd anonym bei denen angerufen.«
    Der Fotograf sagt: »Können wir die Kette anhalten?«
    Der Art-Director sagt: »Nur wenn wir die Menschen dazu bringen, kein Fleisch mehr zu essen.«
    Bis zur Pause sind es noch Stunden, und Evie sagt: »Jemand hat der Polizei Lügen erzählt?«

    Die Schweinetypen gaffen uns an, manche von ihnen sind ganz süß. Sie lachen und reiben mit beiden Händen an ihren glänzenden schwarzen Dampfschläuchen rauf und runter. Spitzen die Zunge. Flirten.
    »Dann ist Shane weggelaufen«, erzähle ich Evie. »Einfach so. Vor zwei Jahren bekamen meine Eltern einen Anruf, er sei tot.«
    Wir treten zurück, so nah wie möglich an die vorbeiziehenden, noch warmen Schweine heran. Der Boden scheint ziemlich fettig zu sein, und Evie fängt an, mir von einer Idee für ein Remake von Cinderella zu erzählen, wo sie von den kleinen Vögeln und Tieren nicht ein neues Kleid, sondern diverse Schönheitsoperationen gemacht bekommt. Blaukehlchen liften ihr Gesicht. Eichhörnchen setzen ihr Implantate ein. Schlangen saugen ihr das Fett ab. Außerdem ist Cinderella am Anfang des Films ein einsamer kleiner Junge.
    »Wenn ich bedenke, wie viel Aufmerksamkeit er danach bekommen hat«, sage ich zu Evie, »möchte ich fast wetten, dass mein Bruder die Haarspraydose selbst ins Feuer geworfen hat.«

25
    S pringt irgendwohin zurück, als Brandy und ich durch eine Einkaufsstraße in irgendeiner Stadt in Indaho gehen; dort gibt es ein Sears-Outlet, einen Imbiss, einen Laden, in dem Backwaren vom Vortag verkauft werden, und ein Maklerbüro, in dem unser Mr. White Westinghouse verschwunden ist, um einen Makler aufzuscheuchen. Wir betreten ein Secondhand-Kleidergeschäft. Das befindet sich

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