Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
Vom Netzwerk:
Augenaufschlag fügte sie schließlich hinzu: „Können wir mit der Arbeit fortfahren?“
    Clausing seufzte enttäuscht. „Ungern“, murmelte er. „Wirklich höchst ungern.“
    D enn dieses Thema zu erörtern, wäre viel eher nach seinem Geschmack gewesen. Allerdings wusste er ebenso gut um die Gefahren, denen er sich damit aussetzen würde. Erst einmal bei den Details angelangt, bliebe es nicht lange bei Worten.
    Er mühte sich um eine gelangweilte Miene, der nervös auf den Tisch klopfende Kugelschreiber in seinen langen Fingern verriet dagegen seine Anspannung. Schließlich räusperte er sich, straffte die muskulösen Schultern und nahm lustlos den verlorenen Faden ihres Gesprächs wieder auf.
    Bei diesem Projekt der Reederei ging es, wie er halbherzig zu erklären versuchte, um die Installation und Erprobung irgendwelcher High-Tech-Anlagen, die den herkömmlichen Funkbetrieb in naher Zukunft überflüssig machen und verschiedene Prozesse im Schiffsbetriebsdienst weiter automatisieren würden, womit gleichzeitig eine Reduzierung der Besatzung verbunden wäre. Sie, Susanne Reichelt, der die verantwortungsvolle Aufgabe zufiel, die hochfliegenden Ideen der Technologen umzusetzen, fungierte demnach als Totengräber nicht nur des Telegrafiefunks. Ob sie sich damit Freunde unter ihren Kollegen machen würde, blieb dahingestellt. Doch wie der Lauf der Geschichte zeigte, forderte jeder Fortschritt gewisse Opfer, und einer musste eben in den sauren Apfel beißen und die Schwarze-Peter-Karte aufnehmen.
    „Und wer wäre als Sündenbock besser geeignet als eine Frau, die sich in eine Männerdomäne einschleicht und sich erdreistet, das Weltbild der Machos durcheinander zu wirbeln.“
    Clausings Kopf ruckte in die Höhe. Verblüfft starrte er seine Funkerin an. Besser hätte selbst er, der nie um Worte verlegen war, es nicht umschreiben können, dachte er beeindruckt und bedankte sich bei der zuckersüß lächelnden Frau mit einem Kopfnicken für ihre selbstlose Hilfe.
    Der Funkoffizier würd e sich also künftig zum Elektronikoffizier qualifizieren müssen, wenn er nicht gar vollkommen wegrationalisiert wurde, erklärte er abschließend. Mit diesen Worten legte er voll Vertrauen sämtliche Verantwortung in ihre zarten Hände, empfahl ihr den Elektro-Ingenieur mit seinem Mixer als Unterstützung für die praktischen Arbeiten, während er ihr lediglich seine moralische Hilfe und seinen Spezial-Kaffee anbieten konnte.
    Seit zwei Stunden saß Matthias Clausing mit Susanne in seiner Kabine. Eine große Kanne Kaffee stand vor ihnen, diverse Pamphlete mit Gerätebeschreibungen und Installationsanweisungen bedeckten den Tisch und einen Teil des Bodens. Zwischen den Diskussionen über die Arbeitsorganisation betonte der Kapitän immer wieder, wie viel ungestörter als auf der Brücke sie hier arbeiten konnten. Außerdem war bei ihm wesentlich mehr Platz als im Funkschapp, ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wie er fand.
    Suse zog amüsiert die Stirne kraus, verschränkte undamenhaft die Arme im Nacken und lehnte sich zurück, um Clausing besser betrachten zu können. Ein Lächeln setzte sich auf ihr Gesicht und baumelte vergnügt mit den Beinen.
    Der Kapitän fühlte ihre blitzenden Augen auf sich gerichtet und hob den Kopf von seinen Papieren. Es war nicht zu übersehen, dass er sich in gerade dieser Sekunde fragte, ob er etwas falsch gemacht hatte. Er schaute an sich hinab und suchte vergeblich nach dem Auslöser für ihre Belustigung. Sie feixte, dann platzte ein lauter Lacher aus ihr heraus.
    „Wollen wir eine Pause einschieben?“, erkundigte er sich irritiert. „Ist trotz Kaffee eine recht trockene Angelegenheit. Dabei kann ich mir gut vorstellen, dass für uns nicht ein Tropfen übrigbliebe, würden wir jetzt auf der Brücke sitzen. Gerade auf Wache trinken die Jungs wie die … Nein, dort hat man keine zehn Minuten Ruhe für ernsthaftes Arbeiten.“
    S ie konnte sich keinen Reim auf die zusammenhanglos in den Raum geworfenen Äußerungen des Alten machen. Als er dann erneut behauptete, es sei durchaus üblich, wenn er mit einem der Offiziere in seiner Kabine eine Besprechung abhielt, dämmerte Suse der wahre Grund.
    „Wieso versuchen Sie andauernd, sich für eine Arbeitsberatung in Ihrer Kammer zu rechtfertigen?“, erkundigte sie sich spitz. Ihr prüfender Blick suchte seine niedergeschlagenen Augen. „Sie haben mich doch wegen der Klärung dienstlicher Fragen hierher kommandiert. Oder irre ich?“
    Clausings

Weitere Kostenlose Bücher