Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
Vom Netzwerk:
funktionierte. Keine Zweifel mehr, altes Haus! Du warst gut! Du warst supergut, um nicht zu sagen: saustark! Und genauso wird es morgen mit der elektronischen, bordinternen Kommunikationsanlage hinhauen. Und irgendwann hast du diesen ungläubigen Thomas von einem Alten von dir und deinen Fähigkeiten überzeugt.
    Während sie sich noch in Gedanken mit stolzgeschwellter Brust auf die Schulter klopfte, klatschte ihre rechte Hand reflexartig an die Stirn. Verflucht, moderne Technik beherrschen wollen, aber nicht in der Lage sein, für einen angemessenen Vorrat an Zitrone und Eis im Kühlschrank zu sorgen!
    Ärgerlich drehte sie den Verschluss der Flasche wieder zu und stellte sie in den winzigen Kühlschrank zurück. Mit einem Knall warf sie die Tür zu. Unschlüssig stand sie inmitten ihrer Kammer und überlegte, welche der anderen Flaschen sie öffnen sollte.
    Nein! Sie hatte Appetit auf Vermouth und den ließ sie sich nicht verderben. Irgendwo müsste doch jemand zu finden sein, der ihr mit Zitrone und Eis aushelfen konnte. Hatte sie an ihrem ersten Tag an Bord nicht ein buntes Sammelsurium an Getränken im Kühlschrank des Alten gesehen?
    Nach einem kritischen Blick in den Spiegel nahm sie die Spange aus ihrem langen , blonden Haar, sodass es sich wie ein goldenes Meer über ihre schmalen Schultern ergoss. Kein Make-up. Die Worte des Alten gingen ihr stets durch den Kopf, wenn sie sich morgens oder vor den Tischzeiten im Spiegel betrachtete. Dann hörte sie automatisch seine dunkle, warme Stimme und lächelte verträumt vor sich hin. Er hatte ja Recht, es war nicht nötig.

2 8. Kapitel
     
    „Hallo.“
    Mit einem scheuen Lächeln klopfte sie an die sperrangelweit geöffnete Tür zur Kombüse und schaute sich suchend um. Adrian stand in der hintersten Ecke des Raumes über die Spüle gebeugt, war mit dem Reinigen riesiger Töpfe und Pfannen beschäftigt und ließ sich bei seiner Arbeit nicht stören.
    „Adrian ?“, versuchte Suse noch einmal und eine Spur lauter, sich bemerkbar zu machen.
    Sein Kopf ruckte nach oben. Verblüfft starrte er die Frau aus seinen großen Augen an. „Susan…ne.“
    Dem Koch klappte der Kiefer vor Überraschung nach unten. Das verlieh ihm nicht gerade einen intelligenten Ausdruck, aber die Freude über Suses unverhofftes Erscheinen verwischte diese Grimasse und ließ seine Augen strahlen.
    „Schön , dich zu sehen“, hielt er sich wie gewohnt mit überschwänglichen Äußerungen zurück. „Man bekommt dich selten zu Gesicht. Du hast viel zu tun, nicht wahr?“
    Suse nickte und kaute unschlüssig auf ihrer Unterlippe.
    „Wie … hast du dich schon … eingelebt?“
    „Ja. Ja klar.“
    „Und wie kommst du mit dem Alten zurecht?“
    „Ich habe nicht gleich geschaltet, als ich euch beim Bordabend zusammen gesehen habe. Clausin g ist dein Freund, nicht wahr?“ Suse erinnerte sich lachend und ergänzte: „Der Meteorologie-Freak, unter dessen Kommando du nie fahren wolltest. Und vor dem ich mich hüten soll.“
    Reumütig hob er die Schultern. „Na ja.“ Er nickte. „Ja, genau der.“
    „Wie kommt es, dass du trotz aller Schauermärchen, die du mir über ihn erzählt hast, an Bord seines Schiffes bist?“
    „Das ist … eine lange Geschichte.“
    Die er nicht zu erzählen beabsichtigte , wie sie seinem angespannten Gesichtsausdruck entnahm.
    „Oh. Natürlich.“
    Ihr Lächeln gefror. Richtig, wie hatte sie vergessen können, dass Adrian es hasste zu reden! Und dann obendrein eine lange Geschichte! Was für eine Zumutung, von ihm eine erschöpfende Antwort auf diese Frage zu erwarten!
    „Ich möchte dich nicht weiter stören, Adrian. Eigentlich wollte ich nur nach Zitrone und Eis fragen . Habe nämlich eine Flasche Vermouth im Kühlschrank stehen, aber ohne Zitrone schmeckt es einfach nicht.“ Sie fuchtelte nervös mit der Hand in der Luft umher, als wollte sie einen unsichtbaren Feind der Länge nach aufschlitzen. „Hast du vielleicht so was hier?“
    „ Selbstverständlich.“
    Hastig trocknete er sich die Hände an einem Tuch. Er fragte nicht weiter. Vielmehr versuchte er, seine Enttäuschung über ihre Eile zu verbergen, indem er Suse den Rücken kehrte und sich am Kühlschrank zu schaffen machte. Umständlich wählte er eine Zitrone aus. Es war zu offensichtlich, dass Suse nicht gewillt war, sich auf ein längeres Gespräch mit ihm einzulassen. Zitrone und Eis, sonst wollte sie nichts von ihm. Sie wollte nicht mit ihm reden oder irgendwelche langweiligen Geschichten

Weitere Kostenlose Bücher