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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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einatmete und beinahe vergaß, wo er sich befand, registrierte er die Entrüstung in ihrer Miene.
    „Staubfänger. Erstklassiger, solider Plunder. Behaupte jetzt nicht, du hättest nie davon gehört.“ Sie konnte einfach nicht glauben, dass er so etwas ausgesprochen Dämliches fragen musste.
    „Und wozu …“, er zog schuldbewusst den Kopf ein Stück ein, „ist das nütze?“
    „Zu gar nichts natürlich!“ Großer Gott, stellte er sich nur so dumm? „Es sind völlig nutzlose Dinge“, ließ sie sich trotz ihrer Zweifel zu einer umfassenden Erklärung herab.
    „Und … und was willst du dann damit?“, erkundigte er sich noch eine Spur vorsichtiger als zuvor und schaute sie so verwundert an, wie es seit Anbeginn der Zeit zwischen Männern und Frauen üblich war.
    „Ich habe zu Hause eine ‚Ecke der Sehnsucht und des Fernwehs’. Ein schlauer Junge hat mal behauptet, wer sogar noch als Erwachsener eine Kitschecke zwischen seinen Designermöbeln kultiviert, würde sich damit ein Stück Kindheit lebendig erhalten. Nicht dass ich Designermöbel hätte, aber dafür überwiegend positive Erinnerungen an Zuhause.“
    Sie wandte sich ihm erwartungsvoll zu, als würde sie auf eine Bestätigung oder irgendeinen Kommentar warten, mit dem er ihr von einer Begebenheit aus seiner Kinderzeit erzählte. Ihr war anzusehen, wie gespannt sie seiner Erwiderung entgegenfieberte, wie viel Mühe es sie kostete, ihn nicht zu bedrängen. Sie hatte in der Tat damit gerechnet, dass er sich irgendwie dazu äußern würde. Und wurde einmal mehr enttäuscht.
    „Hast du denn als kleiner Hosenscheißer nichts gesammelt? Bierdeckel oder Streichholzschachteln, Tierfiguren oder kaputte Matchbox-Autos mit Freunden getauscht? Jasdan hat von seinen Streifzügen immer halbe Wälder in den Hosentaschen mit nach Hause geschleppt, während sich ein Freund mit Dutzenden von Gummis begnügte. Mmmh?“
    Seine braunen Kulleraugen waren ausdruckslos auf sie gerichtet und verrieten nichts von einer möglichen Antwort auf ihre Frage. Er wollte doch nicht allen Ernstes behaupten, kein derartiges Hobby gepflegt zu haben? Oder …
    Irriti ert drehte sie sich von ihm weg, weil sie spürte, wie ihre gute Laune schrumpfte. Plötzlich hatte sie Angst vor einer ehrlichen Antwort. Konnte es tatsächlich sein …
    „ Und wenn schon, ich brauche …“ Ihr Zeigefinger kreiste einige Male unschlüssig über mehreren Fingerhüten und stieß dann wie ein Adler auf seine Beute auf die Miniatur eines Wikinger-Langschiffes. „Genau dieses hier. Wir sind mit der Barkasse daran vorbeigefahren, erinnerst du dich? Vorm Bootshafen liegt diese Nussschale in Originalgröße.“
    Suses drängender Blick lie ß erst locker, nachdem Adrian zustimmend nickte. Der Verkäufer hinterm Ladentresen griente breit, als er in Adrians gequältes Gesicht sah. Der zuckte ergeben mit der Schulter und beobachtete Suse, die sich inzwischen eingehend mit dem Postkartenständer beschäftigte.
    „ Vergiss die Lesezeichen nicht“, erinnerte Adrian sie und wandte sich dem Verkäufer zu, um mit gedämpfter Stimme nach Briefmarken zu fragen. Die Wörter lagen ihm fremd und vertraut zugleich auf der Zunge.
    Suse trat an seine Seite und er konnte den Argwohn in ihrem Gesicht erkennen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie derart schnell mit der Auswahl ihrer Souvenirs fertig sein würde – und sie, ihn reden zu hören. Und so schon gar nicht, nicht zurückhaltend, als würde er sich einer Fremdsprache bedienen, sondern so, wie ihre Freundin Catherine Tailor manchmal beiläufig Englisch und Deutsch vermischt hatte, wenn sie in Gedanken nach dem erstbesten Wort aus einer der beiden Sprachen gegriffen hatte.
    Aus den Sprachen, die ihre Muttersprache waren.
    „Was war denn das eben?“
    „Was …“
    Suses grimmiger Blick brachte ihn augenblicklich zum Verstummen.
    Er räusperte sich und begann noch einmal: „Schottisch. Und etwas Gälisch.“
    „Ich dachte immer, das wäre dasselbe. Woher kannst du das? Bist du schon öfter hier gewesen?“
    „Nein, nicht in Lerwick.“
    „Aber in Schottland?“
    „Ja . Ist schon lange her. Hast du jetzt alles, was du wolltest?“
    Sie schwenkte eine bunte Einkaufstüte vor seiner Nase.
    „Yep. Ich stehe darauf. Du nicht?“
    „Na ja. Ich stehe mehr auf … auf ganz anderes“, bekannte er mit scheinbarem Ernst, allerdings konnte sie ein unterschwelliges Lachen aus seiner Stimme heraushören. Seine Augen blitzten voll Sehnsucht und Verlangen.
    Warum war er

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