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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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„Sanni, darf ich dich etwas fragen?“
    „Blöde Frage. Die nächste bitte.“
    „Hattest du … mit Ronald …“ Er räusperte sich und hielt verlegen inne. Sein Lachen klang gequält. „Nun …“
    „ Ein Verhältnis?“, half sie ihm bereitwillig auf die Sprünge.
    Instinktiv zog er den Kopf ein. „Ja.“
    „Nein. Nein, bestimmt nicht, obwohl er ganz sicher jede Sünde wert gewesen wäre. Es war seinerseits eine rein platonische Liebe.“
    „Und … deinerseits?“
    „Er hat mich an Jasdan erinnert.“
    „Jasdan?“
    „Habe ich dir nie von meinem Bruder erzählt? Ganz bestimmt habe ich das. Er ist zwei Jahre älter als ich und studiert Medizin. Keine Ahnung, ob er jemals damit fertig wird, so lange wie das schon dauert. Du wirst ihn mögen, da bin ich mir sicher. Hast du eigentlich Geschwister?“
    „Nein. Ronald und du, ihr habt damals … auf der ‚Fritz Stoltz’ … Ihr ward die ganze Nacht zusammen.“
    „Oh.“ Suse neigte grübelnd den Kopf zur Seite. „Du meinst die Nacht in der Barkasse?“ Sie blieb stehen und kicherte frech. „Stimmt. Es ist schon so lange her, dass ich es fast vergessen hatte.“
    Sie holte Adrian ein und legte ihren Arm Besitz ergreifend um seine Taille. „Ronny ist mir nie zu nahe gekommen, obwohl ich mit ihm eine Nacht verbrachte. Eine! Diese Nacht unterm unendlichen Sternenhimmel – es war der pure Wahnsinn! Ein solches Erlebnis raubt einem kleinen, bedeutungslosen Sterblichen den Atem. Das lässt ihn demütig auf die Knie sinken und an Magie glauben. Es war einmalig, unglaublich faszinierend, diese Weite, der Silberglanz des Mondes, der die Dunkelheit der Nacht erhellte, und die Stille.“
    „Ja, sicher, von wegen Stille: Motorengedröhn und das Klatschen der Wellen an den Schiffsrumpf, das heisere Geschrei der Möwen und Quietschen des Ladegeschirrs.“
    „Quatsch nicht. “ Sie bedachte ihn mit einem Wie-ist-das-Wetter-auf-deinem-Planeten-Blick und seufzte leise. „Die Luft war angefüllt mit …“
    „Mit dem Gestank von brackigem Salzwasser, totem Fisch und Diesel?“, mutmaßte der Koch mit todernster Miene.
    Sie starrte ihn aus ihren großen Augen an und schien zu überlegen, ob er sich wahrhaftig einen Witz versucht hatte, dann hauchte sie: „Mit einem Zauber.“
    „Ronald hat dich also verzaubert?“ Sein Gesicht verzog sich zu einer grimmigen Maske.
    „Auf jeden Fall. Er konnte reden, lachen und tanzen wie ein junger Gott. Ich hatte immer viel Spaß mit Ronny.“
    Der ihr damit all das geschenkt hatte, was er selber Susanne niemals geben würde! Mit welchen Qualitäten konnte dagegen er aufwarten? Was fand sie überhaupt an ihm – abgesehen von seinem stets für sie bereiten Körper und der Fähigkeit, schmackhaftes Essen zuzubereiten? Es erstaunte ihn, dass sie ihn nicht längst zum Teufel gejagt hatte. Er war ein Langweiler. Ein stummer Fisch und Geheimniskrämer. Sogar jede Aufforderung zum Tanz hatte er ihr ausgeschlagen.
    „Hast du ihn nach der Klaimi-Reise … ich meine, nach diesem … Unfall beim Bordabend noch einmal gesehen?“
    „Ja, klar. Wieso fragst du?“
    Selbst ohne seine Antwort glaubte sie zu verstehen. Sie drehte sich zu ihm um, packte seine Handgelenke und zwang ihn, sie anzusehen. „Adrian Ossmann, hör mir gut zu, denn ich werde es nur ein einziges Mal sagen. Du kannst mir also glauben oder es bleiben lassen, Fakt ist, ich mag Ronny sehr gern. Wirklich irre gern. Trotzdem gab es nie dieses Herzklopfen bei ihm. Dieses gewisse Etwas. Verstehst du, was ich meine?“
    „N-nein. Kein bisschen, um ehrlich zu sein. Aber lass dich dadurch nicht aufhalten. Erzähl weiter.“
    Und das tat sie ausgiebig, während sie Hand in Hand durch die Straßen der kleinen Hafenstadt schlenderten. Schließlich war sie niemand, der eine Einladung zum Reden ausschlug, wenngleich das Ganze auf einen Monolog ihrerseits hinauslaufen würde. Zwischendurch blieb Suse immer wieder vor den Schaufenstern stehen und scherte sich den Teufel um Adrians übertrieben zur Schau getragene gelangweilte Miene.
    „Oooh! Oh, Adrian, warte einen Moment. Wartewartewarte! Guck doch nur, ist das nicht witzig, dieser kleine Wikinger da hinten, der mit der roten Gurke im Gesicht, findest du nicht, dass der ein bisschen wie unser Storekeeper aussieht?“
    „Hmpf.“
    „Und die Lesezeichen erst noch!“, stieß sie, unbeeindruckt von Adrians mangelnder Begeisterung, hervor. „So eins mit diesen verschnörkelten Buchstaben würde mir in meiner Sammlung noch

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