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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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dieses Mal nichts trinkt. Ich bin und bleibe ein unverbesserlicher Optimist, weil ich die Hoffnung einfach nicht fahren lassen kann, ihn zu einem Glas zu verführen. Ihn ein einziges Mal unter den Tisch trinken, wäre für mich die Erfüllung meiner kühnsten Träume. Ich denke mir immer, selbst ein blindes Huhn trinkt ab und zu einen Korn. Weshalb also ausgerechnet dieses hier nicht?“
    Und tatsächlich antwortete der Mann gelassen: „Nein, Sissi …“
    … unserer Funkassistentin zuliebe, war er drauf und dran zu sagen und er fragte sich im selben Augenblick, was in ihn gefahren war. Dass er heute eine Ausnahme machen würde, hatte mit der Funkerin nicht das Geringste zu tun! Absolut nichts.
    „Mit Wasser anzustoßen, wäre wohl nicht passend.“
    Vollends verwirrt von Ossis wundersamer Wandlung entwich Simones Brust ein spitzer Schrei. Dann riss sie die Augen weit auf und rollte sie wie eine Kuh. Ihre Hände flogen an die Gurgel, während sie tat, als bekäme sie keine Luft mehr und fiele in Ohnmacht.
    Nach dieser überzeugenden Show knuffte sie Sus anne schließlich in die Seite. „Das ist allein dein Verdienst. Oh Mann eh, kannst dir ruhig was darauf einbilden, Kleine. Ich frage mich einigermaßen verzweifelt, was du mit meinem Köchlein angestellt hast. Er ist kaum wiederzuerkennen, völlig verändert, seit du aufgestiegen bist.“
    „Sissi, bitte“, sagte Ossi durchaus gleichmütig.
    D ie Stewardess indes spürte, wie sich unter dem Tisch ein Fuß über ihren senkte. Obwohl er höchstens leicht auflag, war die Drohung unverkennbar.
    Wenn ’s doch aber wahr ist? signalisierte ihr trotziger Blick.
    Er würgte an dem Kloß in seinem Hals, so sehr machte ihm Simones Verrat zu schaffen. Es ließ sich nicht leugnen, dass ihre Sticheleien seine Empfindungen genau auf den Punkt trafen. Umso mehr befürchtete er, Susanne Reichelt könnte es ebenfalls bemerken. Würde sie sich über ihn lustig machen? Oder wäre es ihr bloß unangenehm, zum Mittelpunkt solchen Geredes zu werden?
    Ein vorsichtiger Blick zur Seite zerstreute seine Bedenken. Die Funkerin lachte genauso ungezwungen wie Simone über die Frotzele i. Nahm sie die Anspielungen bezüglich ihrer Wirkung auf ihn nicht für bare Münze oder war sie lediglich eine gute Schauspielerin? Vielleicht bedeutete er ihr nichts. War er ihr gleichgültig, würde sie Simones Provokationen gar nicht erst als solche betrachten. Dann war es nicht verwunderlich, dass sie sich herzhaft darüber amüsieren konnte.
    W as sollte er ihr schon bedeuten? Sie kannte ihn nicht und er würde dafür sorgen, dass es auch dabei blieb. Wenn er trotz allem eine Antwort auf seine Fragen haben wollte, musste er sie bloß laut stellen, wie das ein richtiger Mann an seiner Stelle tun würde. Wie oft hatte ihm sein Freund eingebläut, wie er das zu bewerkstelligen hatte? Aber er wollte ja gar nicht wissen, was die Funkerin von ihm hielt.
    Zumindest nicht um den Preis, sich dabei lächerlich zu machen.
    „Also, was nun?“
    Er blickte auf, s eine Miene war völlig verständnislos. Simones erwartungsvollem Gesichtsausdruck entnahm er, dass sie etwas zu ihm gesagt haben musste.
    Sie legte ihren Arm um seine Schultern und schenkte ihm einen langen, warmen Blick. „Und, mein Süßer , wie ist geschätzte deine Meinung dazu? Gibst du mir Recht?“
    „Du … hast du … etwas gesagt?“, fragte er zweifelnd und die Peinlichkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    „ Herr, schmeiß Hirn vom Himmel! Oder wie die ollen Römer sagen würden: Difficile est satiram non scribere. Wie machst du das, Funki? Schaffst du’s bei allen Männern, dass ihr Intelligenzquotient in deiner Nähe unter die Gürtellinie rutscht?“
    Simone duckte sich vor einer imaginären Faust und brachte gleichzeitig ihre Füße in Sicherheit, bevor sie ihre Hände in die Hüften stemmte und den Koch, Mitgefühl heuchelnd, taxierte.
    „Sissi, mach Schluss“, beschwor Susanne die Stewardess voller Besorgnis. „Sieh nur, er fängt ja schon an zu schwitzen.“
    „Ich mag ihn eben.“
    Er blinzelte verwirrt, als würden die Mädchen in einer Sprache reden, die er nicht verstand.
    „ Ich hab’s doch schon immer gesagt, wenn dir jemand Zuneigung entgegenbringt und dir derjenige das obendrein auf den Kopf zu sagt, ruft das nicht allein Verblüffung, sondern regelrechten Argwohn in dir wach.“ Simone küsste ihn auf die Wange und betrachtete ihn fröhlich. Dann allerdings schüttelte sie seufzend den Kopf. „Ein lieber Kerl,

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