Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
Vom Netzwerk:
passende Antwort zu geben wusste. Es stimmte, er hatte nicht die geringste Ahnung von diesen Dingen. Wie hatte er deswegen seinen Freund beneidet, der mit einer spielerischen Leichtigkeit und unverbindlichen Galanterie mit Frauen reden und flirten konnte. Das war ein ganzer Kerl, weiß Gott, der Frauen letztendlich immer an die Stelle brachte, wo er sie haben wollte – in sein Bett.
    Das wohl erste Mal in seinem Leben bedauerte er, die Lektionen in der Kunst der Verführung, die ihm sein Freund bereitwillig erteilt hatte, nicht ernster genommen zu haben.
    Schnaufend und mit krebsrotem Gesicht kam der Bäcker in die Kombüse gepoltert. „Was höre ich da? Es gibt was zu trinken?“
    Enko Teske packte mit einem theatralischen Seufzer frisches Obst und Gemüse auf die blank gescheuerte Arbeitsplatte.
    „Wie immer bei dir, Sissi?“ E r zwinkerte der Stewardess zu, derweil er sich mit flinken Fingern an das Putzen des Salats machte.
    Simone winkte lachend ab und flatterte mit mehreren Platten Käse in der Hand davon.

5 . Kapitel
     
    Sie hatte ihre Nase tief in das kleine Buch mit dem teuren Ledereinband gesteckt und kaute, die Gedanken weit weg in einer anderen Dimension, auf dem Kugelschreiber. Seit dem Abendessen saß Susanne über den Eintragungen in das Tagebuch für Beate und hoffte, sich auf diese Weise den Ärger über die deprimierenden ersten Stunden im Funkschapp von der Seele schreiben zu können.
    Überrascht schaute sie auf, weil an die Tür ihrer Kammer geklopft wurde, obwohl diese offen stand. Sie hatte niemanden kommen hören.
    „Guten Abend. Verzeihen Sie, bitte , darf ich Sie einen Moment … stören? Ich bin …“ Mit einer hilflos anmutenden Geste drehte er sich unvermittelt um, als erwarte er aus dem Hintergrund das rettende Stichwort eines Souffleurs.
    Er räusperte sich und begann noch einmal in seinem leichten Singsang: „Ich bin der Koch. Der … von heute Nachmittag. Auf dem Hauptdeck.“
    „Mein Retter.“ Susannes Gesicht erhellte sich.
    Waren ihr bei dem ersten Zusammentreffen mit dem Unbekannten vor allem seine melodische Stimme und die beeindruckenden Augen im Gedächtnis haften geblieben, wurde ihr interessierter Blick jetzt von zwei breiten Schultern angezogen. Unter dem eng anliegenden, weißen Pullover zeichneten sich erstaunliche Muskeln ab. Unwillkürlich regte sich ihre lebhafte Fantasie, wenngleich sie die gar nicht bemühen musste, wusste sie doch genau, wie sich sein Körper anfühlte. Sie hatte seine Kraft gespürt. Ihr fiel wieder ein, wie er sie in den Arm genommen hatte und wie warm und Zuversicht vermittelnd seine Umarmung gewirkt hatte, während sich der schlanke Körper unter der unförmigen Arbeitskleidung erstaunlich fest angefühlt hatte.
    Ihre Augen wanderten tiefer, verweilten auf dem flachen Bauch – einem perfekt modellierten Sixpack , wie sie vermutete – und den schmalen Hüften. Noch bevor sie sich eine Vorstellung davon machen konnte, was unter dem weich fließenden Stoff seiner schwarzen Hose verborgen war, nahm sie aus den Augenwinkeln ein leichtes Kopfschütteln wahr.
    Er lächelte, als sie aufblickte. Ein kaum merkliches Lächeln aus rätselhaften Augen.
    Sie holte noch einmal tief Luft und atmete vor Erstaunen pfeifend aus. Meine Güte, der war nicht bloß einfach attraktiv. Dieser Mann war eine Augenweide! Ein Fest für die Sinne!! Ostern und Weihnachten an einem Tag!!! Kurzum: Heute war ihr Glückstag.
    Ohne eine Spur von Verlegenheit zu zeigen , nickte sie. „Konnte ich mir schon irgendwie denken, dass es sich um den Koch handeln muss, der mich da gerettet hat. Wer sonst sollte mit offensichtlicher Begeisterung stinkende Küchenabfälle über das Deck spazieren tragen?“
    Sie reichte ihm die Hand.
    Großer Fehler , schoss es ihr durch den Kopf. Riesengroßer Fehler.
    Man hüte sich vor der Berührung eines Menschen, wenn man sich einsam und verwundbar fühlt.
    Wie um das Trommeln ihres Herzens zu übertönen, redete sie eine Nuance lauter: „Simone hat nicht übertrieben, als sie von einem Sternekoch sprach. Damit meinte sie doch Sie, oder? Sie scheinen ein wahrhafter Meister Ihres Fachs zu sein. Mir kommen hin und wieder schon echte Bedenken, am Ende der Reise nicht mehr in meine Jeans zu passen. Ich mache Sie dafür verantwortlich.“
    „Oh, das …“
    Sie beobachtete, wie er verzweifelt mit sich rang und seine süßen Öhrchen einmal mehr knallrot anliefen. Dann gab er sich einen Ruck, um zaghaft, als hätte er Angst vor seinem Übermut

Weitere Kostenlose Bücher